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Vogelgrippe nun auch in England

Ausbruch der Krankheit auf Farm in East Yorkshire
Ausbruch der Krankheit auf Farm in East Yorkshire
Die Vogelgrippe hat sich bis nach Großbritannien ausgebreitet. Nach Fällen in Deutschland und den Niederlanden ist die auch für Menschen potenziell gefährliche Geflügelpest auf einer Farm in der Grafschaft East Yorkshire nachgewiesen worden. Allerdings ist das Virus nur in jeweils einem Agrarbetrieb der betroffenen Länder festgestellt worden. Für Deutschland gab es am Montag weitgehend Entwarnung.


Experten vermuten, dass Wildgänse den Erreger verbreitet haben könnten.  “Die Verbindung zu der Seuche in Deutschland und den Niederlanden ist unsere wahrscheinlichste Quelle”, erklärte der oberste britische Amtstierarzt Nigel Gibbens. Es ist der erste Fall von Vogelgrippe auf der Insel seit 2008. Alle 6.000 Tiere des betroffenen Hofes sollen gekeult werden. Anders als in Deutschland und Holland wurde die Erreger-Variante H5N8 in England noch nicht bestätigt; Indizien deuteten aber darauf hin.

Eine H5N8-Übertragung auf den Menschen kann nach Angaben von Experten grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Dies sei aber bisher bei diesem Subtyp nie beobachtet worden. Fachleute warnen vor Panik. Das Virus könnte über Wildvögel verbreitet worden sein, sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter. Alle drei Betriebe lägen auf Zugrouten von Wildgänsen. Nachweise des H5N8-Erregers in europäischen Wildvogelbeständen habe es aber noch nicht gegeben.

Das jetzt in Europa aufgetauchte Virus H5N8 war zuvor nur aus Asien bekannt. “Wie jedes andere hochpathogene Virus hat es eine Veränderung im Genom, so dass es sich schnell im gesamten Tier ausbreitet und dann zum Tod führt”, erläuterte FLI-Chef Mettenleiter. Das FLI auf der Ostseeinsel Riems ist das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

Nach Angaben der Bundesregierung geht von dem befallenen Putenbetrieb in Heinrichswalde (Mecklenburg-Vorpommern) keine Gefahr mehr aus. Alle Tiere seien dort gekeult worden, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Berlin. Und es seien keine weiteren Erkrankungen bekannt geworden. Zudem gehe von dem Betrieb in den Niederlanden, der ebenfalls von dem Subtyp H5N8 befallen wurde, keine unmittelbare Gefährdung für Deutschland aus.

In den Niederlanden sei die Vogelgrippe allein in einem Geflügeltrieb in Hekendorp unweit von Gouda aufgetreten, teilte das Wirtschaftsministerium in Den Haag mit. Benachbarte Agrarunternehmen seien verschont geblieben. In Hekendorp wurden sämtliche rund 150. 000 Legehennen getötet. Nach dem Ausbruch der Krankheit hatten die Behörden für die gesamten Niederlande bis Mittwoch ein Verbot aller Transporte von Geflügel und Eiern sowie Dung und gebrauchtem Streu aus der Geflügelhaltung verhängt. 

Die EU-Kommission ist mit dem Vorgehen der Niederlande und Großbritanniens zufrieden. “Wir können das Verhalten der Behörden der beiden Mitgliedsstaaten nur loben”, sagte der Sprecher von EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis in Brüssel. Voraussichtlich am Donnerstag sollten Experten aus den 28 EU-Staaten über die Lage beraten.

Die Geflügelpest ist eine unter anderem für Hühner, Gänse und Puten hochansteckende Viruserkrankung. Sie wird oft auch als Vogelgrippe bezeichnet. Binnen weniger Tage kann der ganze Tierbestand erkranken.

Bei den Viren spielen die Subtypen H5 und H7 eine besondere Rolle. Sie können in einer niedrigpathogenen (krankmachenden) und einer hochpathogenen Form auftreten. Mit H und N werden die Eiweiße der Virushülle – Hämagglutinin und Neuraminidase – abgekürzt. Wilde Wasservögel sind die natürlichen Wirte solcher Viren. Sie erkranken gewöhnlich kaum. Menschen können sich bei intensivem Kontakt mit Geflügel anstecken. Infektionen mit bestimmten Varianten können tödlich verlaufen. So steckten sich weltweit seit 2003 mehr als 600 Menschen mit dem Erreger A(H5N1) an; mehr als die Hälfte von ihnen starb an den Folgen. Die Infektionen spielten sich aber zum allergrößten Teil in Asien ab.

Im Süden Ägyptens starb eine Frau an Vogelgrippe. Es handle sich um das zweite Opfer des Virus H5N1 in diesem Jahr, teilten die Gesundheitsbehörden der Stadt Assiut am Montag mit. Die 22-Jährige sei am Sonntag gestorben, acht Tage, nachdem der Erreger bei ihr diagnostiziert worden war.

Auch ihre zweijährige Tochter habe sich angesteckt, Verwandte seien jedoch mit dem Kind aus der Klinik “geflüchtet”, sagte der Behördensprecher. Es würden nun all jene gesucht, die in Kontakt mit dem Kind gekommen seien. Dem Virenstrang H5N1 sind seit seinem Auftreten vor elf Jahren 400 Menschen zum Opfer gefallen, die meisten in Südostasien. Mehr als 170 Menschen starben zudem seit vergangenem Jahr am Vogelgrippe-Virus H7N9.

Für Österreich dürfte in den kommenden Wochen und Monaten die saisonale Influenza wesentlich gefährlicher als die Vogelgrippe werden. In keinem westlichen Industriestaat ist die Durchimpfungsrate bei der Influenza mit weniger als sieben Prozent im vergangenen Jahr so schlecht wie in Österreich, wurde vor kurzem bei einer Pressekonferenz betont. Auch nur 17 Prozent der Angehörigen der Gesundheitsberufe lassen sich immunisieren und riskieren, dass sie an sich schon Kranke noch zusätzlich anstecken.

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