Das Kunsthaus Bregenz (KUB) gibt in der Ausstellung “Märzoschnee und Wieborweh sand am Moargo niana me” bis 6. April einen Einblick in das vielfältige Werk einer der bedeutendsten lebenden Kunst-Ikonen.
Letzte Ausstellung vor siebenjähriger Auszeit
Die vorerst letzte Ausstellung der Künstlerin soll die Schau in Bregenz sein, kündigte KUB-Direktor Yilmaz Dziewior bei der Presseführung nicht ohne Stolz an. Die extrem medienscheue Künstlerin, die der Veranstaltung fern blieb, wolle sich in der nächsten Zeit nur ihrem Werk widmen und “arbeiten ohne den Druck einer Ausstellung”. Erst in sieben Jahren, im Jahr ihres 70. Geburtstags, könne sie sich wieder vorstellen, ihre Konzeptkunst zu präsentieren.
Ruf als “feministische Künstlerin”
Über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt wurde Trockel in den 1980er-Jahren mit ihren maschinell hergestellten Strickbildern, in die gerne “herrische” Symbole wie das deutsche Wollsiegel, ein Playboy-Häschen oder Hammer und Sichel eingewirkt waren. Diese Entlehnung aus dem weiblichen Alltag sowie deren Neuinterpretation brachte ihr bald den Titel “feministische Künstlerin” ein. Doch diese Zuschreibung ist zu eng gegriffen.
“Zu beweglich, als dass Kategorien sie fangen könnten”, mit diesen Worten beschrieb auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor nicht allzu langer Zeit die Werke der im Ruhrgebiet aufgewachsenen Künstlerin. Ihre formale und inhaltliche Eigenwilligkeit hat Trockel trotz der großen Popularität – sie wird in einem Atemzug mit Cindy Sherman, Jenny Holzer oder Marina Abramovic genannt – in ihrer mehr als 30-jährigen Karriere niemals eingebüßt. Immer wieder ist es ihr gelungen, mit neuen Werkkomplexen, Objekt- und Bildfindungen zu überraschen.
“Märzoschnee und Wieborweh”
Diese charakteristische Haltung aber auch ein Bezug zum Ausstellungsort spiegeln sich in der Ausstellung “Märzoschnee und Wieborweh sand am Moargo niana me” im Kunsthaus Bregenz wider. Speziell für das KUB hat Trockel in den vergangenen Monaten intensiv Arbeiten entworfen und sich dabei auch mit dem Bregenzerwälder Brauchtum – speziell der Tracht – auseinandergesetzt.
Entsprechend diesem Regionalbezug ist die Überschrift der Schau bewusst im Bregenzerwälder Dialekt gewählt, übersetzt bedeutet er in etwa “Neuschnee im März und Frauenschmerz sind am nächsten Morgen verschwunden”.
Zentrales Thema: Bregenzerwälder Tracht
In einer der zentralen Skulpturen der Schau interpretiert Trockel denn auch die traditionelle Tracht des Bregenzerwaldes neu. Die Figur, die zugleich die Vielschichtigkeit der Werke der Künstlerin repräsentiert, trägt eine schwarze Jacke, darüber eine schusssichere Weste und einen dicht in Falten gelegten Rock, der der traditionellen Juppe der Vorarlberger Region nachempfunden ist.
Auf dem Kopf balanciert sie eine schwarze Plastikschüssel, in der Form der typischen Bregenzerwälder Kopfbedeckung nachempfunden, in der sie scheinbar wie Trophäen Gamsbärte gesammelt hat. Auf der Rückseite ist die Kleidung geschlitzt, sichtbar werden Strümpfe und Strapse, auf dem Rücken finden sich Schutzamulette wie Tierzähne, Knochen oder ein Vogelkopf. “Wie jemand, der auszog, das Fürchten zu lernen. Eine kleine Figur, die tapfer in die Dunkelheit hinein schreitet”, betonte Kurator Rudolf Sagmeister.
Mit den blonden Haaren und hellen Augen könne man der Frau auch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Künstlerin nachsagen, ergänzte Dziewior. Überhaupt habe die Konzeptkunst Trockels immer einen sehr persönlichen und emotionalen Bezug. Das zeige sich in den 68 gezeigten Printbildern ebenso wie in den an Designmöbeln erinnernden Skulpturen der Ausstellung. Gleichzeitig habe man stets den Eindruck das “irgendetwas nicht stimmt”. “Man taucht ein wenig ein in die Vorstellungen und Gedankenwelt der Rosemarie Trockel”, so Dziewior.
Ausstellung im Kunsthaus Bregenz, 23. Jänner bis 6. April
Eröffnung: Freitag, 23. Jänner, 19 Uhr
Di bis So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr
www.kunsthaus-bregenz.at
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