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Viele Quereinsteiger: Das sind die Minister der ÖVP

Viele Quereinsteiger in Kurz' Team.
Viele Quereinsteiger in Kurz' Team. ©APA
Wesentlich schwerer als die FPÖ tat sich die ÖVP bei der Bestellung ihrer Minister. Bis zum Schluss wurde verhandelt, teils hatte Neo-Kanzler Sebastian Kurz mit Widerstand aus den Ländern zu kämpfen.

Letztlich aber dürfte Kurz seine Wünsche weitgehend durchgebracht haben. Was auffällt: Viele Minister sind klassische Quereinsteiger, bringen aber reichlich Erfahrung mit.

Gernot Blümel – Treuer Kurz-Soldat marschiert ins Kanzleramt

“Es blümelt” künftig im Kanzleramt. Neo-Regierungschef Sebastian Kurz holt mit Gernot Blümel einen seiner engsten Vertrauen zu sich als Kanzleramtsminister. Dort soll der frühere Generalsekretär der Volkspartei auch einen Image-Gewinn für die Wiener Volkspartei, deren Vorsitzender er seit zwei Jahren ist, lukrieren.

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Blümel ist einer der größer werdenden Riege junger Männer, die in den vergangenen Jahren langsam aber sicher die Macht in der Volkspartei an sich zog. Seine Karriere startete der gebürtige Wiener, der in Niederösterreich aufwuchs, in der Jungen ÖVP, deren Internationaler Sekretär der graduierte Philosophie- und Wirtschaftsstudent ab 2006 war. Später wurde er sogar Vizepräsident der Jungen Europäischen Volkspartei.

Wie bei Kurz war auch bei Blümel Michael Spindelegger der entscheidende Förderer. Dieser machte ihn als Zweiter Nationalratspräsident zu seinem Sekretär und nahm ihn später auch ins Außenministerium uns Vizekanzleramt mit. Eher überraschend kam, als Spindelegger Ende 2013 den weithin unbekannten Blümel dann auch noch zum Generalsekretär machte.

Dort leitete er eine “Parteireform light” ein, fiel sonst aber nicht sonderlich auf. Als der Posten des Wiener ÖVP-Chefs vor gut zwei Jahren frei wurde, opferte sich Blümel, da Kurz nicht wollte. Seither fährt das Mitglied der katholischen Studentenverbindung Norica einen strikt konservativen Kurs und übte schon einmal für Schwarz-Blau, indem man zeitweise quasi ein gemeinsames Oppositionsbündnis zimmerte und beständig gegen das “rote Wien” feuerte.

Eigenmarketing ist dem 36-Jährigen, dessen Körper mit zwei Tattoos geschmückt ist, nicht fremd. Sein Kampagnen-Spruch lautete von Anfang an “Es blümelt” und letzte Umfragen deuten darauf hin, dass sich die chronisch schwache Stadtpartei tatsächlich im Sog des Wahlsiegs im Bund in der Wählergunst nach oben zu bewegen scheint.

Persönlich ist der selbstbewusste neue Kanzleramtsminister ein guter Smalltalker und zweifelsohne cleverer Karriere-Bastler. Privat ist der gut trainierte Neo-Minister mit der Moderatorin eines österreichischen Privatsenders liiert, die früher auch als Playboy-Model tätig war.

In der Kulturpolitik, für die Blümel künftig zuständig sein wird, ist der neue Minister bisher ein völlig unbeschriebenes Blatt. Mehr Zugang hatte er zur Medienpolitik, ist er doch aktuell Mediensprecher der Volkspartei. So wird neben der Koordinierung der Regierungstätigkeit die geplante ORF-Reform zu seinen ersten Aufgaben gehören. Danach wird wohl kaum mehr jemand von einem “Rotfunk” reden.

Fix ist, auch in seiner neuen Tätigkeit wird kein Blatt zwischen ihn und seinen Chef passen. Aufpassen muss Blümel, dass er nicht zu viel Unangenehmes für Kurz abfangen muss, denn dann könnten seine Versuche, die Volkspartei 2020 in Wien aus der kommunalpolitischen Bedeutungslosigkeit zu führen, rasch in einem karrieregefährdenden Fiasko enden.

Zur Person: Gernot Blümel, geboren am 24. Oktober 1981 in Wien, aufgewachsen in Moosbrunn, liiert, keine Kinder. Studium der Philosophie sowie an der Executive Academy der WU. 2008-2010 Vizepräsident der Jungen Europäischen Volkspartei. Ab Dezember 2013 Generalsekretär der ÖVP, seit Oktober 2015 Obmann der Wiener Volkspartei.

Juliane Bogner-Strauß: Dreifache Mutter und Top-Wissenschafterin

Juliane Bogner-Strauß gehört zu den politischen Aufsteigerinnen der vergangenen Monate – und das obwohl sie außerhalb der Welt der Biologie bis heute kaum jemand gekannt hat. Gerade erst als Quereinsteigerin zu einem ÖVP-Mandat im Nationalrat gekommen, übernimmt die steirische Uni-Lehrerin nun das Frauenressort und wird demnächst mit einem Frauenvolksbegehren konfrontiert.

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Die dreifache Mutter wurde in Wagna geboren und wuchs in der Südsteiermark auf. Studiert hat sie mit ausgezeichnetem Erfolg Chemie und sich habilitiert im Bereich Molekularbiologie und Genomik. Politisch war die 46-Jährige bisher nicht aufgefallen. Vielmehr machte Bogner-Strauß, die unter anderem Forschungsaufenthalte in den Niederlanden und den USA absolviert hat, wissenschaftliche Karriere.

An der Technischen Universität Graz fungiert sie seit 2014 als Assoziierte Professorin am Institut für Biochemie. Seit dem Vorjahr ist Bogner-Strauß dort stellvertretende Institutsleiterin. Als dreifache Mutter symbolisiert Bogner-Strauß die Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Spannend wird sein, wie sie auf die weitreichenden Forderungen des Frauenvolksbegehrens reagiert, das im kommenden Jahr starten wird.

Als sie von VP-Landeschef Hermann Schützenhöfer im Sommer als steirische Kandidatin für die Nationalratswahl vorgestellt wurde, war sie die Überraschung. Dass es jetzt gleich für ein Regierungsamt reicht, ist dann schon eine kleine politische Sensation. Im Wahlkampf war Bogner-Strauß eigentlich nur dadurch aufgefallen, dass sie sich wie Parteichef Sebastian Kurz mit dem Argument der überlaufenen Massenfächer für Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen aussprach.

Zur Person: Juliane Bogner-Strauß, geboren am 3. November 1971, verheiratet, drei Kinder. Promovierte Chemikerin. Seit 9. November Abgeordnete zum Nationalrat.

Elisabeth Köstinger – Nationalratspräsidentin wechselt in Regierung

EU-Parlament, ÖVP-Zentrale, Nationalratspräsidium und nun Ministerin: Elisabeth Köstinger (38) klettert auf der politischen Karriereleiter weiter nach oben. Am Montag soll die enge Vertraute von ÖVP-Chef Sebastian Kurz als Ministerin für Nachhaltigkeit, sprich Landwirtschaft und Umwelt, sowie Tourismus angelobt werden.

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Der Wechsel ins Regierungsamt wird wohl von einiger Kritik begleitet werden, übernahm Köstinger doch erst am 9. November das Amt der Nationalratspräsidentin. Schon damals kritisierten die Oppositionsparteien, dass das Amt des Nationalratspräsidenten nicht dazu da sei, “Platzhalterinnen” einzusetzen. Köstinger war erst die dritte Frau, die in das protokollarisch zweithöchste Amt der Republik Österreich hinter dem Bundespräsidenten gewählt wurde. Ihren Posten wird nun voraussichtlich der bisherige Innenminister Wolfgang Sobotka übernehmen.

Der Wechsel ins Landwirtschafts- und Umweltministerium ist für Köstinger eine Art thematische Heimkehr. In Wolfsberg, Kärnten, geboren, wuchs Köstinger in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Granitztal auf. Landwirtschaft ist bei ihr Programm und so wundert es nicht, dass sie lange als das junge, weibliche Gesicht des Bauernbundes galt, dessen Vizepräsidentin Köstinger seit 2009 ist. Für den ländlichen Raum engagierte sie sich schon in jungen Jahren und war für die Landjugend von 2002 bis 2006 als Bundesleiterin tätig. Einige Jahre stand sie zudem der Jungbauernschaft als Bundesobfrau vor (2007 bis 2012).

Den Einzug ins Europaparlament nach Brüssel beziehungsweise Straßburg schaffte die Bauernbündlerin erstmals 2009 und erneut 2014 – jeweils mit hervorragenden Vorzugsstimmen-Resultaten. Die Abgeordnete war zuletzt stellvertretende Leiterin der ÖVP-Delegation und Landwirtschafts-, Umwelt- und Frauensprecherin ihrer Delegation. Bei der Nationalratswahl am 15. Oktober kandidierte sie hinter Sebastian Kurz gleich auf Platz zwei der ÖVP-Bundesliste und wurde als Abgeordnete ins Parlament gewählt.

In der Partei übte die 38-Jährige gleich mehrere hochrangige Funktionen aus. Sie war eine der Stellvertreterinnen des zurückgetretenen Obmanns Reinhold Mitterlehner – und als solche auch im verkleinerten Bundesparteivorstand vertreten. Im Mai 2017 übernahm sie bis zu ihrer Wahl ins Nationalratspräsidium den Posten des ÖVP-Generalsekretärin und zählte zum engsten Führungskreis um Kurz. Auch im Nationalratswahlkampf war sie stets vorne mit dabei.

Sehr aktiv ist Köstinger, die sich bezüglich ihres Lebens außerhalb der Politik recht bedeckt hält, in den Sozialen Medien. Neben ihrer Homepage www.elli-koestinger.at postet sie regelmäßig auf ihrer Facebook- und Twitter-Seite. Nicht nur für ihre Freunde ist sie die “Elli Köstinger”, auch auf ihren öffentlichen Social Media Accounts heißt sie so. Sprachlich ist sie als Kärntnerin identifizierbar, österreichische Besuchergruppen im EU-Parlament begrüßte sie gerne mit Worten wie “Griaß enk, kemmts lei eina!”.

Zur Person: Elisabeth Köstinger, geboren am 22. November 1978 in Wolfsberg (Kärnten). Volks-, Haupt- und Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Kärnten, seit 2003 Studium an der Universität Klagenfurt (Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Angewandte Kulturwissenschaften). Schon als Jugendliche engagierte sie sich bei der Landjugend, später im ÖVP-Bauernbund, über den sie ihren Aufstieg in der Volkspartei bewerkstelligte. Köstinger ist ledig.

Heinz Faßmann – Kurz’ Paradeexperte als Bildungsminister

Das Bildungsressort wandert in die Hände eines Universitätsprofessors. Heinz Faßmann, gebürtiger Deutscher und Sebastian Kurz’ Paradeexperte, übernimmt das Mega-Ressort. Nach vielen Jahren als Fachmann hat der 62-Jährige offenbar Lust aufs politische Gestalten bekommen.

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Als VP-Chef Sebastian Kurz mit 24 Jahren das Integrationsstaatssekretariat übernahm, war ihm rasch klar, dass es Expertise von außen brauche. Gelegen kam ihm da Fassmann, weithin anerkannter Migrationsexperte und nur zu gerne bereit, dem jungen Staatssekretär Wissen mit auf den Weg zu geben.

Bis heute gilt er in der Sache als jener Mann, auf den Kurz hört. Längst zum Vorsitzenden des Integrationsbeirats geworden, vermied es Faßmann lange Zeit, allzu politische Aussagen zu tätigen. Vielmehr bemühte er sich, Fakten in den Vordergrund zu schieben. Die Interpretation überließ er meist lieber der Politik – freilich mit Ausreißern. So trat Fassmann dafür ein, Eltern, die Kinder am Schulbesuch hindern, mit Sanktionen zu versehen. Auch warb er dafür, Lehrerinnen das Kopftuch zu verbieten.

Seine Uni-Karriere ist mustergültig. 1996 wurde Faßmann, der auch der Stadtentwicklung einen wissenschaftlichen Schwerpunkt gewidmet hat, zum Professor an der Technischen Universität München. 2000 wechselte er nach Wien, wo er es mittlerweile bis zum Vizerektor der örtlichen Uni gebracht hat, zuständig zunächst für Personalentwicklung und internationale Beziehungen, derzeit für Forschung und Internationales.

Die Professur in Wien war eine Rückkehr in seine Studentenzeit. Denn sein Studium der Geographie und Wirtschafts- und Sozialkunde hat er ebenfalls hier abgeschlossen. Vor seiner Habilitierung war er gut ein Jahrzehnt für die Akademie der Wissenschaften tätig. Sein Lebensschwerpunkt liegt seit vielen Jahren in Perchtoldsdorf vor den Toren Wiens.

Gerne genommen wird der eloquente Faßmann auch als Gastkommentator in diversen Medien. Preise hat er einige eingestreift, etwa den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch.

Politisch wurde der verheiratete Vater von zwei Kindern eher dem bürgerlichen Lager zugeordnet. Er ist regelmäßiger Kirchgänger, sein Sohn war in der örtlichen Jungen ÖVP Obmann. Dass er dereinst im Ehrenkomitee des FPÖ-Akademikerballs aufgeschienen war, bezeichnete der Professort als “Irrtum”. Eines wird Faßmann jedenfalls, der wohl historisch größte Minister. Er misst 2,07 Meter.

Zur Person: Heinz Faßmann, geboren am 13. August 1955 in Düsseldorf, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Doktor der Geographie und Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Abschluss an der Uni Wien). Seit 2000 Professor an der Uni Wien. Seit 2010 Vorsitzender des Expertenrats im Integrationsministerium, seit 2011 Vizerektor der Uni Wien.

Hartwig Löger – UNIQA-Chef und verhinderter Pilot als Finanzminister

Einen politischen Quereinsteiger macht der künftige Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zum Finanzminister, nachdem im Wunsch-Kandidatin Bettina Glatz-Kremsner abgesagt hat. UNIQA-Chef Hartwig Löger (52) wird die schwarz-blauen Budgets verhandeln und Mittel und Wege zur Steuersenkung finden müssen.

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Löger wollte eigentlich Pilot werden, scheiterte an einer Verletzung, kam zufällig in die Versicherungsbranche und machte dort Karriere. In der Innenpolitik fiel Löger bisher nicht auf – aber in der Sportpolitik, und die dürfte ihm zur Ministerehre verholfen haben: 2014 löste Löger den Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner als Präsident der Sportunion ab. Das ist einer der drei großen Breitensport-Dachverbände – den Statuten nach parteiunabhängig, aber von den Spitzenfunktionären her fest in ÖVP-Hand.

Justizsprecherin Michaela Steinacker ist eine von Lögers Vizepräsidentinnen – und das war zuvor Bettina Glatz-Kremsner. Die Casinos-Managerin hat sich Kurz als stellvertretende ÖVP-Chefin und auch ins Koalitions-Verhandlungsteam geholt – und er hätte ihr auch gerne das Finanzressort übertragen. Sie sagte aber ab, und so beerbt jetzt Löger Hansjörg Schelling, der seinen Posten eigentlich gern behalten hätte.

“Bleib offen für Themen, die auf dich zukommen und fixier dich nicht zu früh” lautet ein Ratschlag, den Löger in einem – auf der Internet-Plattform Whatchado veröffentlichten – Interview für Jugendliche parat hat. Als Lehre aus seinem Lebensweg, der ihn an die Spitze des Versicherungskonzerns UNIQA führte – und jetzt sogar in die Bundesregierung.

Studium hat Löger keines absolviert. Nach der Matura am Stiftsgymnasium Admont ging der 1962 geborene Obersteirer – der in Selzthal aufwuchs – zum Bundesheer, als ersten Schritt für seinen Traumberuf Pilot. Eine schwere Knieverletzung beendete diesen Traum allerdings, er musste aussteigen – und landete zufällig in der Versicherungsbranche. Zunächst ganz unten, im Verkauf bei einem Maklerunternehmen in Wien. Nebenbei absolvierte er Universitätslehrgänge an der WU, auch einen Internationalen Managementlehrgang an der Uni St. Gallen – und arbeitete sich nach oben, über den Verkaufsleiter Steiermark bei der Allianz Versicherung, den Vertriebsleiter bei der Donau Versicherung bis in die Geschäftsführung der UNIQA. Seit 2016 trägt er dort als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung für rund 5.000 Mitarbeiter, die 3,5 Millionen Kunden mit rund 9,9 Versicherungsverträgen betreuen.

Zur Person: Hartwig Löger, geboren 1965, in Selzthal (Steiermark) aufgewachsen, verheiratet, zwei Kinder, lebt in Gamlitz (Niederösterreich). Vorstandsvorsitzender der UNIQA Österreich Versicherungen seit 1.1.2013.

Margarete Schramböck – Streitbare Telekom-Managerin als Ministerin

Keine zwei Monate ist es her, dass Margarete Schramböck im Streit – zwei Tage nach der Nationalratswahl – die Telekom verließ, nun hat die IT- und Telekommunikationsmanagerin einen neuen Job, der sie noch eine Stufe höher bringt. Die frühere A1-Chefin wird als Überraschungskandidatin Ministerin für Wirtschaft und Digitales.

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Sie gilt als Vertraute der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). In der Tiroler ÖVP wird sie als “Tiroler Minister-Beitrag” zur neuen Regierung bewertet. Schramböck galt lange als Vorzeigemanagerin. Die 1970 in St. Johann in Tirol geborene IT-Expertin hatte vor ihrem Engagement bei der Telekom Erfahrungen in Führungsfunktionen bei Alcatel, NextiraOne und Dimension Data Austria gesammelt.

Promoviert hat sie an der Wiener Wirtschaftsuniversität, die sie heuer zur WU-Managerin des Jahres machte. Auch zur “Tirolerin des Jahres” wurde Schramböck an der Seite von Tobias Moretti gekürt. Diese Ehrungen waren insofern pikant, als ihr gerade 2017 der erste echte Karriereknick passierte. Den Dauerstreit mit Konzernchef Alejandro Plater, der Vertreter des Mehrheitseigentümers America Movil ist, konnte sie nicht gewinnen. Immerhin schaffte die oft als ehrgeizig beschriebene Tirolerin noch einen gesichtsschonenden Abgang von der Telekom.

Privat weiß man von Schramböck, dass sie auch heute Reisen in die Ferne mit Rucksack nicht scheut. Bei ihrer Ernährung setzt die Naturliebhaberin auf Bioprodukte, zu ihren Interessen gehören die Kinesiologie und alternative Heilmethoden.

Zur Person: Margarete Schramböck, geboren 1970 in St. Johann in Tirol. Doktor der Betriebswirtschaftslehre. Führungsfunktionen bei Alcatel, NextiraOne und DimensionData. Zwischen Mai 2016 und Oktober 2017 Chefin von A1.

Josef Moser – Alt-Blauer Rechnungshofprüfer wird türkiser Minister

Mit dem wohl eigentlich angepeilten Finanzministerium ist es für Josef Moser nichts geworden. Zu Ministerehren kommt der frühere Rechnungshof-Präsident dennoch. Als Jurist ist er für das Justizressort durchaus geschaffen. Politisch groß geworden ist der 62-Jährige als Schatten Jörg Haiders im Umfeld der FPÖ, das Ministeramt hat er dagegen der ÖVP zu verdanken.

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Dabei hat Moser in der Volkspartei gar nicht so viele Freunde. Dem Vernehmen nach haben sich diverse Landesorganisationen massiv dagegen gewehrt, dass ihm das Finanzressort zukommt. Grund ist wohl, dass man sich vom begeisterten Staatsreformer für die Länder möglicherweise lästige Vorschläge erwarten hätte können. Für Reformen soll Moser zwar auch jetzt mit zuständig sein, ohne Budgetkeule in der Hand wird die Umsetzung seiner Ideen aber wohl deutlich schwieriger werden.

Wäre Moser bei der Regierungsbildung ganz leer ausgegangen, wäre das dem Präsidenten des industrienahen Instituts EcoAustria gegenüber wohl ein Affront gewesen. Denn er galt als größter Coup in Sebastian Kurz’ Quereinsteiger-Riege. Es ist davon auszugehen, dass der ÖVP-Chef Moser zugesichert hat, dass mehr als ein Nationalratsmandat für ihn herausschauen wird.

Dabei ist im Parlament die politische Karriere des gebürtigen Osttirolers erst so richtig gestartet. Jörg Haider war Moser im Rahmen von dessen Aktivitäten in einer Initiative gegen Bahnlärm in Kärnten aufgefallen und der Jurist sollte in den folgenden Jahren einer seiner wichtigsten Wegbegleiter werden, angefangen mit seiner Funktion als Bürochef Haiders. Im Nationalrat wurde er über viele Jahre Klubdirektor und machte das so gut, dass ihm der eine oder andere Karrieresprung etwa zum Volksanwalt verwehrt wurde, weil man auf seine Expertise im Parlament nicht verzichten wollte.

Irgendwann war es aber auch Moser genug. 2003 kehrte er dem Hohen Haus den Rücken, um Generaldirektor der Eisenbahn Hochleistungsstrecken zu werden. Eigentlich war er bei den ÖBB von der FPÖ noch für höheres vorgesehen, doch als sich 2004 die Möglichkeit ergab, das immerhin zwölf Jahre laufende Amt des Rechnungshof-Präsidenten zu übernehmen, zögerte Moser nicht.

In seiner neuen Funktion gab er den freundlichen, aber bestimmten Mahner, speziell was die Notwendigkeit von Staatsreformen angeht. Moser lieferte einen systematischen Katalog mit 599 Reformvorschlägen ab. Zu seinem Abschied hinterließ er außerdem ein Positionspapier mit 1.007 Empfehlungen. Wie viele er jetzt davon umsetzen kann, wird spannend zu beobachten sein.

An sich ist der verheiratete Vater einer Tochter vom Typus her auch gut für das Justizressort geeignet, wäre da nicht eine delikate Geschichte aus seiner Vergangenheit, die seine Biografie bis heute belastet. 1996 soll er eine nicht deklarierte Spende von fünf Mio. Schilling (363.000 Euro) vom (mittlerweile verstorbenen) Industriellen Herbert Turnauer an die FPÖ weitergeleitet haben. Moser bestritt zwar die Übergabe des Kuverts nicht, betonte aber stets, vom Inhalt nichts gewusst zu haben.

Persönlich ist Schnellredner Moser gnadenlos freundlich, manchmal vielleicht ein wenig glatt. An Selbstbewusstsein mangelt es dem geeichten Sportler nicht, demonstrativ nach außen trägt er es jedoch nicht – alles Eigenschaften, die ihm gerade im Justizressort nicht schaden sollten.

Zur Person: Josef Moser, geboren am 6. Oktober 1955 in Lienz, aufgewachsen in Kärnten, verheiratet, eine Tochter. Jus-Studium in Wien ab 1976, ab 1981 Finanzlandesdirektion Kärnten, 1991 Büroleiter Jörg Haiders, 1992 bis 2002 FP-Klubdirektor im Nationalrat. 2003 Direktor der Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG, 2004 bis 2016 Rechnungshofpräsident, seit Oktober 2016 Präsident des industrienahen Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria.

Edtstadler wird ÖVP-Staatssekretärin im Innenministerium

Die Salzburger Juristin Karoline Edtstadler (36) wird dem Vernehmen nach ÖVP-Staatssekretärin im Innenministerium. Die als resolut beschriebene Richterin war zuletzt als juristische Mitarbeiterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) tätig. Davor war sie Oberstaatsanwältin der Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft und im Kabinett von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP).

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Politisch war die Quereinsteigerin in der Vergangenheit als ÖVP-Gemeinderätin in Henndorf am Wallersee tätig. Als Staatssekretärin im künftig blauen Innenministerium kommt auf Edtstadler eine wichtige Kontrollfunktion zu.

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