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Verschleppt und ermordet

Erzählcafe NS-Euthanasie
Erzählcafe NS-Euthanasie ©Doris Burtscher
KlostertalerInnen fanden im Schloss Hartheim (Oberösterreich) den Tod.
Erzählcafe NS-Euthanasie

Christof Thöny, Obmann des Museumverein Klostertal lud zu einem Erzählcafe zum Thema „NS-Euthanasie“ ins Klostertal Museum. Einige wenige Interessierte verfolgten den interessanten Vortrag von Florian Schwanninger über die Geschichte des Schloss Hartheim, welches sich 18 Kilometer westlich von Linz befindet. Von 1898 bis 1940 diente dieses Schloss als Einrichtung zur Betreuung von Menschen mit Behinderung und wurde von den Barmherzigen Schwestern geführt. Im Jahre 1940 wurde das Schloss zu einer Tötungsanstalt der „T4“ Aktion umfunktioniert. In Gaskammern wurden Morde an körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen vorgenommen. Die ermordeten Frauen und Männer wurden im eigenen Krematorium verbrannt. Auch von der Valduna wurden Frauen und Männer nach Schloss Hartheim verlegt und fanden den Tod durch Kohlenmonoxid. Insgesamt wurden 18.269 Menschen mit einer Beeinträchtigung im Schloss Hartheim ermordet und ab dem August 1941 fanden Häftlinge aus den Konzentrationslagern, die nicht mehr zu Arbeiten herangezogen werden konnten, in diesem Schloss den Tod.

grauenvoll

 

Diese grauenvollen Taten wurden im Herbst 1944 eingestellt und das Schloss wurde umgebaut. Zur Tarnung wurde im Jahr 1945 ein Kinderheim eingerichtet, später diente das Schloss als Wohnhaus. Ein erstes Mahnmal für die grauenvollen Taten errichteten Franzosen im Jahr 1950 direkt neben dem Schloss und im Jahr 1969 wurden weitere zwei Gedenkräume eingerichtet. Bis vor einigen Jahren wurden die ermordeten Behinderten nicht thematisiert und wurden tabuisiert. Erst in den 90er Jahren wurden nach Familienmitgliedern geforscht, die verlegt wurden und anscheinend unerwartete verstorben sind. Bei der im Moment installierten Ausstellung im Klostertal Museum wird auf dieses Thema ebenfalls hingewiesen. Acht Opfer der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ wurden auf einer Tafel aufgelistet. Albert Burtscher, Johann Elsensohn, Rosa Fleischer, Gebhard Fritz, Rosa Jenny, Rosa Locher, Clothilde Stemmer und Ernestine Tomanini stammten aus Braz, Dalaas und Wald a. A. starben in verschiedenen Anstalten, unter anderem auch im Schloss Hartheim. Das Schloss Hartheim wurde renoviert und im Jahre 2003 als Lern- und Gedenkort wiedereröffnet. Die Gesprächsrunde gab Einblicke in ein trauriges Kapitel und führte eindrücklich vor Augen, dass diese Geschichte mitten in unsere Dörfer hineinwirkt. „An diese Menschen muss erinnert werden“, so Christof Thöny. Er weist damit auf eine Gedenkstätte hin, die im nächsten Jahr zur Erinnerung an die Klostertaler Opfer der NS-Euthanasie errichtet werden soll.

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