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Auf Kuschelkurs mit Spinnen

Im Londoner Zoo können Betroffene lernen, ihre Angst vor den Achtbeinern zu überwinden. Warum Menschen oft so "spinnefeind" sind, ist Forschern ein Rätsel.

Für einen Arachnophobiker wäre dieser Beitrag wohl jetzt schon vorbei. Menschen mit Angst vor Spinnen ertragen oft nicht einmal den Anblick der Achtbeiner auf Bildern. Einem echten Tier gegenüberzustehen, wäre für viele von ihnen undenkbar. Im Londoner Zoo können sie lernen, ihre Angst zu überwinden. Seit 25 Jahren führen Experten mit dem “Friendly Spider” Programm Spinnenphobiker schrittweise an das Objekt ihrer Panik heran.

Zum Jubiläum haben sich auch Promis zu dem Kurs angemeldet, zum Beispiel die Popsängerin Sinitta. “50 Jahre habe ich schon dieses Trauma. Ich habe Leute aus dem Bett geklingelt, damit sie Spinnen aus meinem Haus entfernen. Sogar mein zweijähriger Sohn musste sie aufsammeln und raus in den Garten bringen. Manchmal bin ich ins Hotel gezogen, weil ich vorher eine im Schlafzimmer hatte. Und jetzt kann ich hier durch gehen und alles, ich kann’s kaum fassen.”

Angst sollte man ernst nehmen

“Leute machen manchmal Witze darüber, aber wenn jemand einen Autounfall verursacht, bloß weil im Wagen eine Spinne ist, kann es ganz schön ernst werden. Die Menschen können sich und andere verletzen. Leute mit Spinnenphobie sind wie gelähmt, es ist wichtig, dass sie ihre Angst überwinden”, sagt Kursleiter Dave Clark. Man dürfe das Leiden nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Aber warum haben Menschen eigentlich solche Panik vor Spinnen?

“Wir wissen es nicht”, sagt der Hypnosetherapeut John Clifford. “Es ist schräg, denn sie sind nicht gefährlich, vor allem nicht in Großbritannien und wir haben hierzulande eine ernorm hohe Zahl von Spinnenphobikern. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns von der Natur entfremdet haben und selten dringt die Natur so offensichtlich in unseren persönlichen Lebensraum ein, wie in Form einer Spinne. Vielleicht liegt es also daran, aber zum Teil ist es auch kulturell bedingt und einfach anerzogen.”

Clifford und Clark erklären in dem Kurs das Verhalten der Spinnen. 98 Prozent der Teilnehmer seien anschließend in der Lage, eine Spinne zu berühren, schätzt Clifford.

Bei der Bestsellerautorin Kathy Lette hat es funktioniert. Vielleicht hat die Vogelspinne Carol auch einfach nur umwerfenden Charme.

“Vor einer Stunde, hätte allein der Gedanke, das hier zu tun mich in Horrorkrämpfe gestürzt. Und jetzt spüre ich schon eine Art Verbundenheit mit ihr.”

Ob Carol und ihre Kumpels die Gefühle erwidern, bleibt geheimnisumwoben.

(Reuters)

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