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US-Notenbank schraubt Leitzinsen weiter nach oben

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Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die US-Notenbank den Leitzins leicht erhöht. Die Federal Reserve hob den Zins erneut um 0,25 Punkte auf nun zwischen 1,0 und 1,25 Prozent an, wie sie am Mittwoch in Washington nach einer Sitzung ihres zuständigen Ausschusses mitteilte. Die erneute Anhebung begründete die Fed unter mit der "soliden" Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt.

Die erneute leichte Zinssteigerung war von den Finanzmärkten allgemein erwartet worden. Der sogenannte Offenmarktausschuss der Zentralbank führte nun zur Begründung auch an, dass sich der Zuwachs der privaten Konsumausgaben “beschleunigt” habe und die Investitionsausgaben weiter zulegten.

Ihre bisherige Konjunkturprognose für die USA erhöhte die Fed entsprechend um 0,1 Punkte auf 2,2 Prozent. Die Notenbank geht auch nach wie vor davon aus, dass in diesem Jahr ein weiterer Zinserhöhungsschritt möglich ist.

Ihre aktuellen Prognosen sehen eine Anhebung auf eine durchschnittliche Rate von 1,4 Prozent bis Jahresende vor. Im nächsten und übernächsten Jahr sind weitere insgesamt sechs Anhebungen bis auf ein Niveau von 2,9 Prozent vorgesehen. Diese Vorhersagen sind aber nur provisorisch.

Die Fed hatte bereits im Dezember 2015, im Dezember 2016 sowie im März 2017 ihren Leitzins – die sogenannte Federal Funds Rate – erhöht. Die Notenbank orientiert sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen am US-Arbeitsmarkt und an der Inflationsrate. Beides bewege sich gegenwärtig im erwarteten Zielkorridor. Allerdings hatte die Inflation zuletzt nachgelassen.

“Erwarten, dass Inflation wieder anzieht”

“Wir erwarten jedoch, dass die Inflation wieder anzieht und sich in den nächsten Jahren bei unserer Zielmarke von ungefähr zwei Prozent einpendelt”, sagte Notenbank-Chefin Janet Yellen am Mittwoch. Die Arbeitslosigkeit sei im laufenden Jahr um 0,5 Punkte auf 4,3 Prozent gefallen. “Das ist historisch niedrig”, sagte Yellen. Es werde eine weitere Stärkung des Arbeitsmarktes erwartet.

Sie kündigte an, dass die Fed plane, noch in diesem Jahr ihre zur Lockerung des Geldflusses aufgekauften Anleihen abzustoßen. Dieses Verkaufsprogramm stellt eine zusätzliche Straffung der Geldpolitik dar. Die Verkäufe sollen zunächst in relativ kleinem Rahmen beginnen und dann auf ein Volumen von bis zu 50 Milliarden Dollar pro Monat steigen.

Über Ende noch nicht entschieden

Wann das Programm beginnt, sei noch nicht entschieden. Der Verkauf würde der Fed wieder mehr Spielraum geben, falls es wieder zu einer schwierigeren wirtschaftlichen Situation kommt und Stimuli nötig würden. In der Finanzkrise hatte die Fed bis 2014 monatlich Anleihen im Wert von bis zu 85 Milliarden Dollar aufgekauft und so insgesamt 3,5 Billionen Dollar in die Märkte gepumpt.

Die am Mittwoch erhöhte Federal Funds Rate gibt an, zu welchem Preis sich Banken über Nacht gegenseitig Geld leihen. Änderungen beim US-Leitzins wirken aber weltweit. So kann etwa der Dollar im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen der Welt gestärkt werden, Schulden in US-Dollar würden dann etwa für ausländische Unternehmen oder auch für Staatshaushalte teurer.

Finanzexperten in Europa rufen seit längerem dazu auf, auch in der Eurozone die Zinsen nach einer langen Phase des ultrabilligen Geldes anzupassen. Ein Zinsschritt der Europäischen Zentralbank ist jedoch vorläufig nicht in Sicht. Mindestens bis Dezember zeigt die europäische Geldpolitik noch in die entgegengesetzte Richtung. Bis dahin läuft ein Programm zum Aufkauf von Anleihen und damit de facto zum Anwerfen der Notenpresse.

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