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US-Armee: Kurden behalten Kontrolle über Kobane

Rauch über Kobane nach einem Luftschlag.
Rauch über Kobane nach einem Luftschlag. ©EPA
Noch halten die Kurden offensichtlich Kobane. Die USA glauben aber nicht an eine Rettung der Stadt an der syrisch-türkischen Grenze allein mit Luftangriffen. Washington sucht weiter einen "effektiven Partner".
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Die kurdischen Milizen kontrollieren nach Einschätzung des US-Zentralkommandos in Tampa (Florida) weiter den größten Teil der an der syrisch-türkischen Grenze gelegene Kurden-Bastion Kobane.

Kurden halten vorerst stand

Sie hielten den Attacken der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stand, schrieb das Zentralkommando am Mittwochabend (Ortszeit) in einer Mitteilung. Das US-Militär würde die Lage in Kobane genau verfolgen, hieß es.

Neue Luftangriffe

Bei acht Angriffen der USA und der jordanischen Luftwaffe nahe Kobane seien unter anderem gepanzerte Fahrzeuge, ein Nachschubdepot sowie ein Kommandozentrum und Baracken der IS zerstört worden. Insgesamt seien am Mittwoch in Syrien neun Luftangriffe gegen die IS geflogen worden. Die USA hätten zudem drei Luftschläge im Irak ausgeführt.

Foto: EPA
Foto: EPA ©Foto: EPA

Jihadisten fahren Panzer auf

In Kobane, dass direkt an der Grenze zur Türkei liegt, war die IS-Miliz nach kurdischen Angaben zuvor in zwei Stadtbezirke eingerückt. Die Jihadisten seien in der Nacht zum Donnerstag mit schweren Waffen, darunter Panzer, in den Ort eingedrungen, sagte der hochrangige kurdische Politiker Asya Abdullah.

Obama: “Nicht über Nacht zu lösen”

US-Präsident Barack Obama gestand bei einem Besuch im Verteidigungsministerium ein, dass der Kampf gegen IS weiterhin schwierig sei. “Es bleibt eine schwierige Mission. Wie ich von Anfang an angedeutet habe, ist dies nichts, was über Nacht gelöst werden wird.”

Pentagon: Luftschläge allein reichen nicht

Nach Ansicht des Pentagon reichen die Luftschläge jedoch nicht, um die Terrormiliz in die Flucht zu schlagen und die Stadt Kobane zu retten. Die Angriffe hätten in und um die an der syrisch-türkischen Grenze gelegenen Stadt zwar durchaus gewirkt, sagte Pentagonsprecher John Kirby am Mittwoch. “IS besitzt Kobane derzeit nicht.” Möglicherweise habe sich ein Drittel der Kämpfer zurückgezogen – auch wegen des militärischen Drucks, den die USA und ihre Verbündeten aus der Luft ausgeübt hätten.

Dennoch warnte Kirby, dass Luftangriffe allein nicht ausreichten, um die Belagerung Kobanes zu stoppen. Ein Grund dafür sei, dass es noch keinen “gewillten, fähigen, effektiven Partner” gebe, der das internationale Bündnis unterstützen könnte. “Es ist einfach ein Fakt. Ich kann das nicht ändern.” Deshalb drängten die USA darauf, die Trainings- und Ausrüstungsmission für die als gemäßigt geltenden syrischen Rebellen in Saudi-Arabien zu starten. Dies dürfte allerdings Monate dauern.

“Es scheint, als wird Kobane bewusst geopfert”

Der Bürgermeister von Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Kurdenregion im Nordirak, fordert entschlossenere Hilfe für Kobane. “Es scheint, als wird Kobane bewusst geopfert”, sagte Nihat Latif Kodscha der “Welt”. “Ich kann verstehen, dass die Türkei nicht gerne mit der syrisch-kurdischen PYD zusammenarbeitet, schließlich steht sie der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe, die seit Jahren in der Türkei zum Teil militant aktiv ist. Aber diesen Streit sollte man jetzt beilegen und IS gemeinsam besiegen.” Auch die westliche Luftunterstützung für die Verteidiger der kurdischen Stadt sei nicht effektiv.

Erbitterte Schlacht um Kobane

Der IS versucht seit mehr als drei Wochen, Kobane an der syrisch-türkischen Grenze zu erobern. Zwischenzeitlich war er bereits in die Stadt vorgedrungen, nach kurdischen Angaben aber zunächst zurückgedrängt worden. Etwa 180.000 Menschen sind aus der Region mittlerweile in die Türkei geflohen.

Pufferzone für Flüchtlinge

Nach Frankreich halten nun auch Großbritannien und die USA eine Pufferzone für Flüchtlinge in den kurdischen Gebieten an der türkisch-syrischen Grenze für erwägenswert. Der Vorschlag aus Ankara sei es “wert, sehr, sehr genau geprüft zu werden”, sagte US-Außenminister John Kerry bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Washington. Die USA sind laut Kerry “zutiefst besorgt” über die Belagerung Kobanes durch IS, wie er nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen Philip Hammond am Mittwoch sagte.

Stoltenberg zu Gesprächen in Ankara

Der neue NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird am Donnerstag zu Gesprächen über den Kampf gegen IS in der Türkei erwartet. Vor dem Hintergrund des IS-Vormarsches auf Kobane in Nordsyrien will der frühere norwegische Ministerpräsident in Ankara den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan treffen.

Tote bei Protesten in der Türkei

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte am Mittwochabend nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA, 19 Menschen seien bei den Protesten in der Türkei ums Leben gekommen. 145 Menschen seien verletzt worden. Zudem habe es 368 Festnahmen gegeben. Auch in Deutschland gab es gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Islamisten.

“Hier droht ein Stellvertreterkrieg auf deutschem Boden”

In Hamburg und Celle schlug die deutsche Polizeigewerkschaft Alarm. “Hier droht ein Stellvertreterkrieg auf deutschem Boden”, sagte der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der “Passauer Neuen Presse” (Donnerstagsausgabe). Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kurdischen und yezidischen (jesidischen) Gruppen sowie Muslimen wurden am Dienstag in Hamburg und Celle mehr als 20 Menschen verletzt. Weltweit, auch in Österreich, finden seit Tagen pro-kurdischen Proteste zur Solidarisierung mit den kurdischen Kämpfern in der syrischen Grenzstadt statt.

Kanada ermittelt gegen 80 Terrorverdächtige

Kanadas Behörden ermitteln gegen 80 Rückkehrer aus Konfliktgebieten, die im Verdacht stehen, konkrete Anschlagspläne zu hegen. “Diese gefährlichen Leute wollen Terrorakte verüben und die Kanadier bedrohen”, sagte der für öffentliche Sicherheit zuständige Minister Steven Blaney am Mittwoch vor einem Parlamentsausschuss. (dpa/red)

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