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Unten Wüste, oben die Skipiste

Das "beste Skigebiet Nordamerikas" mit dem "greatest snow on earth" wartet . . .
Das "beste Skigebiet Nordamerikas" mit dem "greatest snow on earth" wartet . . . ©VN-srt/s.f.lucas
Bei dieser Tour im Zion-Nationalpark sollte man neben den Skistiefeln auch die Wanderschuhe einpacken.
Zion-Nationalpark

Die Skistiefel habe ich eingepackt für diese Reise, die Wanderstiefel habe ich zu Hause gelassen. Ein grober Fehler. Denn bei dieser Tour im Zion-Nationalpark hätte ich sie dringend gebraucht. Bloß, wer denkt schon daran, dass man mitten im Winter in den Bergen Utahs auch wandern kann?

Der Landeplatz der Engel

Angels Landing heißt unser Ziel. Landeplatz der Engel klingt gut. Und die betonierten Serpentinen entlang der roten Felskolosse sind bequem zu gehen. Immer wieder eröffnen sich neue Ausblicke in eine urtümliche Landschaft. Auf kahlen Ästen turnen Backenhörnchen. So unbeschwert wäre ich auch gerne. Doch hier oben gibt es keine betonierten Wege mehr, nur einen schmalen, ausgesetzten Pfad, hin und wieder mit einer Kette gesichert. Tief unter mir sind die wenigen Fahrzeuge zu Spielzeugautos geschrumpft, bilderbuchschön schlängelt sich der türkisblaue Fluss durch die roten Felsen. Es ist eine Landschaft, die demütig macht. Dazu muss man nicht einmal auf schwindelerregenden Pfaden wandeln, die archaische Schönheit dieser Felsformationen kann man auch auf einfachen Spaziergängen erleben.

Im Snow Canyon beispielsweise, benannt nach dem ersten Siedler, der hier Land aufkaufte. Der Weg mäandert durch eine uralte Landschaft, in der nur noch die Dinosaurier fehlen. Am Horizont türmen sich dunkle Wolken. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Landschaft in ein dramatisches Licht. Zwischen diesen schrundigen Felsen haben Robert Redford und Paul Newman Szenen von „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ gedreht.

Redfords Filmfestival

Das danach benannte Sundance-Filmfestival findet alljährlich in Park City statt. Robert Redford hat es zum internationalen Erfolg geführt. Zusammen mit Sydney Pollack, der die Idee hatte, das Filmfest in den Jänner zu verlegen. Denn dann ist das 8500-Seelen-Städtchen Park City ein Wintersport-Dorado, dem „Hollywood die Türen einrennt“ (Pollack). Und das nicht erst seit 2002, als die Olympischen Winterspiele von Salt Lake City die Berge von Park City und Deer Valley weltbekannt machten.
Bei jedem Schwung staubt es. Puderleicht ist der Schnee. Die Skier schrammen nicht über Eisplatten, sondern gleiten dahin wie auf Sahne und vermitteln mir das trügerische Gefühl, ich könnte richtig gut Ski fahren. Das ändert sich schnell, als ich mich in eine „double-black-diamond“-Piste wage, eine rabenschwarze Abfahrt. Steil ist sie und voller Buckel. Wie gut, dass man hier überall ausweichen kann auf leichtere Pisten. Skifahren in Amerika ist immer noch etwas Besonderes und Skifahren in Utah ein echtes Erlebnis.

Bestes Gebiet Nordamerikas

Bei den rasanten Abfahrten in Deer Valley komme ich ganz schön ins Schwitzen. Schließlich bin ich kein Bode Miller. Und Judy, unser Guide, heizt nur so die Pisten hinunter nach dem Motto „Ausruhen können wir im Lift“. Die burschikose 45-jährige Drogistin, die fast so schnell redet wie sie Ski fährt, ist eine von 45 Mountain Guides, die ortsunkundigen Skifahrern die tollsten Abfahrten und schönsten Aussichten („kodak stops“) im „besten Skigebiet Nordamerikas“ – dazu wurde Deer-
Valley 2011 zum vierten Mal gekürt – zeigt.

Dort, wo sich 16-Millionen-Villen am Pistenrand reihen wie bei uns Bergbauernhäuser, und man für eine Nacht in einem der exklusiven Hotels schon mal 800 Dollar lockermachen muss, müssen Snowboarder draußen bleiben.

Ist Deer Valley mit den sensationellen Villen und teuren Hotels der Spielplatz der Superreichen unter den drei Skigebieten von Park City, bietet The Canyons das größte und wohl auch sportlichste Terrain für Skifahrer und Snowboarder. Und es hat mit dem Orange Bubble auch den einzigen Lift mit Sitzheizung. Ansonsten sind die Lifte eher spartanisch, und Fußraster, auf denen sich strapazierte Beine erholen können, sind eine Seltenheit. Bennet, 28 und Pistenpatrol aus New Jersey, vermisst sie nicht.

„Greatest snow on earth“

„Cool“ findet er die Aufstiegshilfen und mokiert sich über mein deutsches Sicherheitsbedürfnis. Was ihn aus New Jersey in den Mormonenstaat gebracht hat? Bennet schüttelt seine dunklen Locken und lacht. „Das, was vor dir steht. Die Berge, was sonst.“ Ja, was sonst? Der „greatest snow on earth“, dessen sich Utah rühmt und von dem jährlich neun Meter fallen. Die 38 Quadratkilometer „befahrbares Terrain“ in den drei Skigebieten mit 426 Abfahrten in Grün, Blau und Schwarz, also leicht, mittel und schwer. Die Freiheit, da zu fahren, wo man Lust hat: auch zwischen den Bäumen, im Tiefschnee – und über die Buckel.

 

REISEINFOS

Anreise: Flüge von Frankfurt und München mit Umsteigen zum internationalen Flughafen Salt Lake City. Von da rund 35 Autominuten nach Park City.
Einreise: Benötigt wird ein maschinenlesbarer Reisepass. Für Österreicher besteht keine Visumpflicht. Ein Formblatt – Ersatzvisum – wird direkt bei der Einreise in die USA ausgestellt. Die obligatorische ESTA-Registrierung muss bis spätestens 72 Stunden vor Abreise erfolgen.
Skifahren: In den drei Skigebieten Utahs stehen 58 Skilifte und insgesamt 426 Abfahrten zur Verfügung. Gäste können alle drei Resorts mit dem Three Resort International Pass besuchen, der vorab beim Reiseveranstalter erworben werden muss. Der Park-City-Reiseplaner sowie eine Liste aller Veranstalter, die Park City im Programm haben, können kostenlos angefordert werden bei: Get It Across Marketing & PR, Neumarkt 33, 50667 Köln. Tel. +49 221 2336406, E-Mail: parkcity@getitacross.de, im Internet unter www.thecanyons.com, www.parkcityinfo.com.
Snowmobiling: Eineinhalb Stunden mit dem Schneemobil in Cedar Breaks kosten 85 Dollar.
Veranstalter: Der Weinheimer Spezialveranstalter Faszination Ski, Wintergasse 14,69469 Weinheim, Tel +49 6201 592976, E-Mail: info@faszinationski.de, www.faszinationski.de, bietet ein Programm, das Wandern und Skifahren in Utah mit einem Kurzaufenthalt in Las Vegas verbindet. Elf Übernachtungen kosten inklusive Flug mit Lufthansa, Mietwagen und Skipass für die drei Skigebiete ab 1799 Euro pro Person im Doppelzimmer.
Weitere Informationen: Utah Office of Tourism, Council Hall/Capitol Hill, 300 North State Street, Salt Lake City, UT 84114, USA, im Internet unter den Adresssen www.utah.travel, www.skiutah.com.

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