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Ungarns "See des Sonnenscheins"

Der Velence-See vor den Toren Budapests ist der wärmste See Europas -  an den Ufern gibt es viel zu entdecken.
Ungarische Impressionen

Nahezu lautlos gleitet das Kanu durch das Wasser, nur das Eintauchen der Paddel ist zu hören. Noch ist die Crew nicht im Gleichklang, sieht die erste Schilfwand auf sich zukommen – da erhebt sich majestätisch ein Silberreiher dicht über die Köpfe hinweg in den blauen Himmel. Ein Zweiter steht reglos am Rand des Schilfs, die ersten Fotoapparate klicken. So nahe kommt man den Reihern normalerweise selten. Hier im Schilf sind sie auch geschützt, denn anderswo flitzen Surfer über die Wellen des Velence-Sees, plantschen Kinder am Ufer, bringt ein Schiff Ausflügler von einem Ufer zum anderen.

Der Velence-See liegt vor den Toren Budapests. Eine halbe Stunde Autofahrt trennt die ungarische Hauptstadt vom „See des Sonnenscheins”, der auf halbem Weg zum Plattensee liegt.

Der wärmste See Europas

Der Name ist Programm: Die Region wirbt damit, dass hier jährlich mehr als 2050 Sonnenstunden aus dem drittgrößten natürlichen See Ungarns den wärmsten See Europas machen. Es weht ein leichter Wind. Über den See flitzen Windsurfer, in der Ferne sind Segelboote zu erkennen. Kichernde Jungen und Mädchen in grellbunten Rettungswesten haben sich mit ihrem Lehrer auf den Weg gemacht, das Segeln zu lernen. Die Eltern können sich derweil entspannt zurücklehnen, auf einem der Liegestühle rund um die vielen Wasserbecken mit Thermalwasser oder am grünen Ufer des Velence-Sees. Wenn sie nicht selbst mit dem Rad unterwegs sind, einen Ausflug in die hügelige Umgebung oder nach Budapest machen bzw. die vielfältige Fauna und Flora des Velence-Sees erkunden.

Eine geführte Kanufahrt

Das geht am besten bei einer geführten Kanufahrt über den See, vorbei an den reglos in ihren Booten sitzenden Anglern. Sie warten zwischen den Schilfgürteln, dass Karpfen, Hecht, Wels, Zander oder Aal anbeißen. Weiter draußen nehmen Surfer mit dem Wind Fahrt auf. Die Wasserskibahn ist in gebührender Entfernung in Velence gebaut worden. In den Rohrgebüschen des Schilfs leben und brüten an die 30 Vogelarten. Simon György, einer der Kanuführer, kennt ihre Rufe genau.

Das Schilfdickicht und die Sumpfflächen des Velence-Sees sind das Zuhause für Tausende von Wasservögeln. In der Mitte des 18. Jahrhunderts, klärt Simon auf, wurden am See sogar Schwäne, Pelikane und Kraniche beobachtet. Neben Schwänen und weißen Großreihern brüten im Schilf auch Graureiher, schwarze Seeschwalben, Rallen, Regenpfeiferarten und Graugänse. Die verborgenen Schilfinseln, zu denen man mit dem Kanu gelangen kann, sind das Zuhause von Schilfdrosseln und Nachtigallen. Die fast runden Schilfinseln, die zu einem Schilfwald zusammengewachsen sind, geben dem See seinen einzigartigen Charakter und bedecken ihn zu fast 40 Prozent. Dennoch: Für Segelsportler bieten die vom Velence-Gebirge herüber wehenden Winde ideale Bedingungen.

Heil- und Thermalbäder

Gárdony, die Hauptstadt des Velence-Sees, liegt am südlichen Ufer. Agárd ist der bekannteste und älteste Ferienort am See mit seinem Heil- und Thermalbad, hier machte man bereits 1930 Urlaub. Seit dieser Zeit ist die Uferpromenade von Juli bis September die Heimat der Sommerspiele am Velence-See mit Konzerten, Theateraufführungen und Umzügen zur Weinlese im Herbst. Velence ist die Anlaufstation der Surfer – der Sport Beach ist der erste Öko-Strand des Landes.

Das Auto kann man getrost stehen lassen, das Radwegenetz um den See ist fast nahtlos geschlossen, die Touren führen um Gárdony, Agárd und Dinnyés und sind mit einer Länge zwischen zwölf und 16 Kilometern leicht an einem halben Tag zu erledigen.

Am nördlichen Seeufer ziehen sich die Velence-Berge entlang – wobei der höchste nur 352 Meter hoch ist. Hier steht auch der Likas-Stein, einer der vielen „schwankenden Steine”, die man bewundern kann.

Eine Brotzeit im Weinkeller

Auf dem Heimweg laden die Weinkeller zu einer Brotzeit mit typischem Wein aus der Region. Die Weintradition reicht bis ins Mittelalter zurück, heute wird rund um den See auf 350 Hektar Wein angebaut, darunter in Pázmánd und auf dem Csùcsos-Berg. Am Bence-Berg sieht man nur versteckt ein paar Rebenreihen stehen, doch die Weinkeller erzählen noch die traditionsreiche Geschichte und schenken gerne das eine oder andere Glas aus. Der Wein kommt mit ziemlich heller Farbe ins Glas und schmeckt leicht säuerlich – man meint, den Geschmack der unterirdischen Thermalquellen zu spüren.

 

Baden im Heilwasser

BADE-TRADITION. Gàrdony, die Hauptstadt des Velence-Sees, kann auf eine lange Bade-Tradition zurückblicken. Schon 1926 öffnete der erste Strand. Doch die Stadt lebt in erster Linie von ihrem heilenden Thermalwasser. Im Bika-Tal befindet sich das Agárd Heil- und Thermalbad. Aus 1000 Metern Tiefe sprudelt das 58° Celsius heiße Heilwasser, das reich ist an Alkali, Hydrokarbonat, Chlorid, Sulfat, Kalzium und Fluor.

Im Thermalbad selbst wird das Wasser auf 36° gekühlt. Es dient in erster Linie der Linderung von bewegungsorganischen Erkrankungen, rheumatischen Beschwerden sowie gynäkologischen Beschwerden. Wie in ungarischen Heilbädern üblich, hat man auch das Thermalbad Agárd zu einem großen Wellness-Schwimmbad ausgebaut mit zahlreichen Becken und einem Freigelände mit Saunagarten und Planschbecken für Kinder. 2008 wurde das zweistöckige Erlebnisbad Velence Resort&Spa eröffnet. Elf Becken stehen zur Verfügung, darunter ebenfalls solche, die mit dem Thermalwasser aus dem Bika-Tal gespeist werden. Auch hier wie im dazu gehörenden Hotel legt man viel Wert auf Familienfreundlichkeit.

Auch der See selbst hat ein mineralstoffreiches, weiches Wasser, dem ebenfalls heilende Wirkung für den Körper nachgesagt wird.

Entlang der Velence-Weinstraße gibt es viele gute Tropfen zum Probieren

WEINKELLER. Seit keltisch-römischer Zeit wird im Velence-Gebirge schon Wein angebaut. Der Lößboden eignete sich ausgezeichnet für Weinkeller und die entsprechende Lagerung der Weine, wie Chardonnay, Irsai Oliver, Cserszegi füszeres, Zengö oder Királykeányka. Der Weinweg führt vorbei an den Weinbergen und lädt ein in die Kellergasthöfe zu einer Weinverkostung.

Ein Besuch bei der Wasserburg

TATA. 50 km entfernt lohnt die Stadt Tata zu einem Besuch, die „Stadt der Gewässer”. Am Ufer des Alten Sees steht eine Wasserburg aus den Zeiten von Sigismund von Luxemburg und König Matthias.

 

REISEINFOS

Anreise: Die AUA fliegt von allen österreichischen Flughäfen nach Budapest. Von dort geht es weiter mit dem Bus, Mietwagen (45 km auf der Autobahn M7 Richtung Balaton) oder Eisenbahn (Bahnlinie von Budapest Richtung Székesfehérvár, oder von Budapest Richtung Balaton.

Camping: Neben dem Agárd Heil- und Thermalbad befindet sich ein Campingplatz (www.agarditermal.hu). Die Platzmiete beinhaltet die Eintrittskarte ins Bad (Wohnwagen 1600 HUF, Übernachtung 2200 HUF/p.P.)

Tipp: Der einzige Ökostrand in Ungarn mit Campingplatz wirbt mit „grünen” Prorgrammen für umweltbewusste Erholungssuchende (www.sportbeach.hu).

Weitere Informationen: Mehrzweckkleinregionsgesellschaft des velence-See-Gebiets, 2481 Velence, Balatoni út 65, Tel: +36 22 589 572, E-Mail: office@velencei-to.hu, www.velence.hu.

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