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Umweg auf die Montforthaus-Bühne

Der Referent Raul Krauthausen wurde vom Untergeschoß über den Lastenlift auf die Bühne gebracht.
Der Referent Raul Krauthausen wurde vom Untergeschoß über den Lastenlift auf die Bühne gebracht. ©Barbara Schmid
Feldkirch - Ein Vortragender zu Barrierefreiheit erreichet nur über den Backstage-Bereich sein Rednerpult auf der Montforthaus-Bühne.

Sechs Stufen sind zu bezwingen, um auf die Bühne des Großen Saals im Feldkircher Montforthaus zu kommen. Für Menschen, die an den Rollstuhl gebunden sind, wurde im 44,1-Millionen-Euro-Neubau keine direkte Vorrichtung eingeplant. Sie müssen durch den gesamten Backstage-Bereich fahren, um auf die Plattform zu gelangen. Der barrierefreie Weg vom Publikumsbereich auf die Bühne ist umständlich und lang. Dieser Makel ist genau im Zuge des 21. internationalen Heilpädagogischen Kongresses aufgefallen. Denn vergangene Woche standen Inklusion und Barrierefreiheit im Fokus von Vorträgen im Montforthaus. „Wir hatten drei Rollstuhlfahrer unter unseren Referenten, die auf die Bühne mussten. Hierfür muss man mit dem Lift ins Untergeschoß fahren, sich zum Bühnenlastenlift begeben, um dann mit diesem Aufzug auf die Bühne zu gelangen“, erklärt Projektmanager und Mitorganisator Jan Tiesler.

Nur über Backstage auf Bühne

Der Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit, Raul Krauthausen, der im deutschsprachigen Raum ein sehr gefragter Vortragender ist, meinte zwar, er habe auch schon viel schwierigere Zugänge zu Bühnen erlebt, aber sehr wünschenswert im Sinne der Barrierefreiheit sei eine direkte und elegante Lösung vom Saal direkt auf die Bühne. „Wären Menschen mit Behinderungen in diversen Bauausschüssen involviert, würde es gar nicht so weit kommen“, meint Tiesler.

Auf Anfrage erklärte Montforthaus-Geschäftsführer Edgar Eller, dass in der Bauphase sehr eng mit dem IfS und dem ,Stammtisch für Behinderte und Nichtbehinderte‘ zusammengearbeitet worden sei. Auch die barrierefreie Erschließung der Bühne wurde dabei thematisiert. „Da das Montforthaus multifunktional ausgeführt ist und beispielsweise verschiedene mobile Treppenaufgänge auf die variable Bühne möglich sind, gibt es nicht einen fixen Aufgang, sondern es unterscheidet sich je nach Setting“, erklärt Eller weiter. Gehbehinderte Künstler kommen über den Bühnenvorraum auf die Bühne, ebenso Besucher bei Veranstaltungen auf der Bühne. Beim Zugang aus dem Publikumsbereich ist – wenn es die vom Veranstalter gewählte Bestuhlung erlaubt – der Transport über die Hubbühne möglich. „Es kann, bei rechtzeitiger Planung, auch ein stadteigener Treppensteiger organisiert werden.“

Eller sieht als Betreiber des Hauses die Barrierefreiheit der Veranstaltungen für alle Besucher von großer Wichtigkeit. Daher sollen die Bedürfnisse beobachtet werden, die sich aus dem Betrieb ergeben. Zudem sei man in Kontakt mit der Stadt als Eigentümerin. Ob sich die Anschaffung eines eigenen Treppensteigers lohnt, wird derzeit auf Grundlage der Erfahrungswerte des ersten Jahres analysiert, es sei aber selbstverständlich eine Option, so Eller.

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