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Umfrage: Vorarlberg engagiert sich zuwenig für Flüchtlinge

Ein e klare Erkenntnis der Studie ist, dass die aktuelle Zuwanderung 8 von 10 der Befragten Sorge bereitet
Ein e klare Erkenntnis der Studie ist, dass die aktuelle Zuwanderung 8 von 10 der Befragten Sorge bereitet ©APA
Ein österreichisches Meinungsforschungsinstitut hat 2.000 Österreicher (darunter rund 70 Vorarlberger) zur aktuellen Flüchtlingssituation befragt. Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass sich Vorarlberg in der Flüchtlingsfrage zuwenig engagiert. 80 Prozent der Befragten bereitet die aktuelle Zuwanderung Sorgen.

Fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung sind von der aktuellen Flüchtlingssituation mindestens stark berührt. So das Ergebnis der aktuellen Studie von Marketagent.com, die heute präsentiert wurde. Insgesamt wurden bei der repräsentativen Online-Umfrage 2.018 Nettointerviews im Zeitraum vom 17. September bis 25. September durchgeführt.

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Große Sorge in der Bevölkerung

Eine klare Erkenntnis der Studie ist, dass die aktuelle Zuwanderung 8 von 10 der Befragten Sorge bereitet, 83,7% zumindest mehr Sorge. Nur 16,3% machen sich „weniger Sorgen“ bzw. „gar keine Sorge“. Am besorgtesten sind die Wählerder FPÖ (96,3%), gefolgt von ÖVP (75,8%) und SPÖ (72%); zum Vergleich: In der Gruppe der GrünwählerInnen sind es 58,2%. 8 von 10 ÖsterreicherInnen (81,7%) erwarten zudem, dass sich die Flüchtlingssituation verschärfen wird, während nur 4,7% mit einer Entspannung rechnen. Auffallend: Jüngere und Grüne-, SPÖ-, und ÖVP-WählerInnen glauben weniger, dass sich die Flüchtlingssituation auf jeden Fall verschärfen wird, als die der FPÖ.

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Fluchtauslöser Krieg

Als Hauptgrund für die Flucht nach Europa sehen 81,5% den „Krieg in den Heimatländern der Flüchtlinge“, gefolgt vom „Wunsch nach einem besseren Leben“ (69,2%), die „Verfolgung aus politischen und/oder religiösen Gründen“ (52,8%), „keine Arbeit und kein Auskommen im Heimatland“ (39%), „Zugehörigkeit zu einer verfolgten Volksgruppe“ (27,1%), „Hunger und Naturkatastrophen im Heimatland“ (19,2%). Anzumerken ist, dass lediglich 61% der ÖsterreicherInnen der Auslöser der aktuellen Flüchtlingssituation bekannt ist.

Legitime Fluchtgründe

„Krieg im Heimatland“ gilt als legitimer Fluchtgrund für 79,2% der Bevölkerung, gefolgt von „Verfolgung aus politischen/und oder religiösen Gründen“ (52,8%), Hunger und Naturkatastrophen (38,1%), „Zugehörigkeit zu einer verfolgten Volksgruppe“ (33,3%). Den „Wunsch nach einem besseren Leben für sich und die eigenen Kinder“ werten nur 12,8% als legitimen Fluchtgrund. Nur 9,6% haben Verständnis für eine Flucht, wenn „Keine Arbeit und kein Auskommen im Heimatland besteht“.

Als Grund für die aktuelle Verschärfung wird vor allem (70,5%) die „steigende Bedrohung durch den IS“ geortet, gefolgt von „Perspektivenlosigkeit angesichts der lang andauernden Kriege“ (60,6%) und „Medienberichte über die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland haben Hoffnung geweckt“ (53,6%).

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Verteilung der Flüchtlinge

87% finden die aktuelle Verteilung der Flüchtlinge in den einzelnen EU-Ländern eher unfair; nur 6% finden sie „eher fair“ bzw. „sehr fair“. Beispielhaft für den Umgang mit Flüchtlingen werden Österreich (62,7%), Deutschland (61,5%) und Schweden (25,5%) gesehen. Dann folgen Ungarn (10,9%), Italien (10,4%) und Griechenland (8,5%). Alle anderen europäischen Staaten finden sich unter 4% Zustimmung.

Persönliches Engagement

23,1% haben sich bereits in der Flüchtlingshilfe engagiert, 76,9% noch nicht. Jene mit Matura bzw. Universitäts-Ausbildung weisen ein deutlich höheres Engagement auf, als AbsolventInnen von Pflichtschulen bzw. Lehre oder Fachschulen. Jeder Fünfte, der sich aktuell noch nicht engagiert, könnte sich aber ein künftiges Engagement in der Flüchtlingshilfe vorstellen. Von jenen die sich bereits in der Flüchtlingshilfe engagieren, setzen 72,4% auf Sachspenden, 38,1% auf Geldspenden und 17,3% auf „Ehrenamtliche Tätigkeit bei Flüchtlingsheimen/Notquartieren“.

Persönliche Befürchtungen weit verbreitet

54,6% der ÖsterreicherInnen sehen keine Vorteile von Zuwanderung durch Flüchtlinge in Österreich. 28% sehen Vorteile der Zuwanderungen von Flüchtlingen „durch Arbeitskräfte für Bereiche, wo Mangel in Österreich herrscht“, 19,4% weil sie „der Überalterung der Bevölkerung entgegenwirkt“ und 17,6% finden dass eine „Durchmischung der Kultur das Leben insgesamt interessanter macht“.

Nur 4,5% der ÖsterreicherInnen hat keine persönlichen Befürchtungen bezüglich der Zuwanderung durch Flüchtlinge. 69,1% fürchten eine Belastung für das österreichische Sozialsystem, 65,8% mehr soziale Konflikte, 63,1% Probleme mit dem Bildungssystem, 60,1% eine zunehmende Islamisierung.

Anzumerken ist, dass 43% der Befragten gerne ein stärkeres Engagement Österreichs für eintreffende Flüchtlinge hätten, wobei man einem Flüchtlingslager in der Nachbarschaft eher skeptisch gegensteht. 55,4% befürworten eine Integration von Flüchtlingskindern in „regulären“ Schulklassen.

Regierung wird keine Lösungskompetenz zugesprochen

61,7% der Befragten sind mit der Regierungsarbeit in der Flüchtlingsfrage „eher nicht zufrieden“ und knapp drei Viertel (73,7%) trauen der Regierung nicht zu in der Flüchtlingsfrage ein sinnvolles Konzept zu erarbeiten. Im Gegenzug traut jeder Vierte (24,2%) der FPÖ zu, sinnvolle Konzepte zur Bewältigung der Flüchtlingssituation zu finden. Der SPÖ trauen dies 11,1% zu, der ÖVP 7,2% und den Grünen 6,2%.

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Als Politiker, der sich in der aktuellen Flüchtlingssituation besonders gut verhält, wird von 31,9% der Befragten Außenminister Sebastian Kurz angegeben. Bundespräsident Heinz Fischer kommt auf 17,1% und Bundeskanzler Werner Faymann auf 13,8%. 23% können keinen Politiker angeben, der sich in der aktuellen Flüchtlingssituation besonders gut verhält. Das größte Engagement wird NGOs (30,1%) und privaten Organisationen (29,1%) zugesprochen.

Die Befragten sind der Meinung, dass das Engagement in nicht allen österreichischen Bundesländern gleich stark ausgeprägt ist. Das geringste Engagement wird Vorarlberg und Tirol zugeordnet (68,5% bzw. 65,1% stimmen der Aussage zu), während nur 9,3% finden, dass Wien sich zu wenig in der Flüchtlingssituation engagiert.

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73,6% der Befragten fordern einen verpflichtenden Beitrag von Ländern bzw. Gemeinden. In Wien, Niederösterreich und Oberösterreichisch ist diese Forderung weit ausgeprägter als in Tirol und Vorarlberg. Im Mittel sollte eine Gemeinde oder Stadt zwei Flüchtlinge pro 100 Einwohner aufnehmen.

Eine schärfere Kontrollen an den EU-Außengrenzen werden von 54% befürwortet, die Wiedereinführung von Grenzkontrollen in Österreich von 41%, Personenkontrollen an Autobahnen in Österreich von 40,1% und Grenzzäune an den EU-Außengrenzen von 32,2%. Jeder Dritte (32,4%) würde die Grenzen komplett schließen und gar keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. 63,2% sind für die durchgehende Einführung von Grenzkontrollen aufgrund der Flüchtlingssituation. Die Fortsetzung der bisherigen Flüchtlingspolitik befürworten hingegen nur 14,9% und 12,6% fordern nur jene Flüchtlinge aufzunehmen, die kulturell zu Österreich passen. Mehr als die Hälfte denkt, dass Österreich weniger Flüchtlinge als bisher aufnehmen sollte.

Arbeitsmarkt und Integration

Bei der Frage, ob der österreichische Arbeitsmarkt für Asylwerber geöffnet werden soll, ist die Meinung gespalten: 49,3% befürworten die Öffnung, während 50,7% sie ablehnen, und 37% denken, dass man die „Fachkräftelücke“ durch Zuwanderung schließen kann. Am wichtigsten für eine funktionierende Integration wird das Erlernen der deutschen Sprache gewertet: 85,5% bewerten diesen Punkt als sehr wichtig, gefolgt von der aktiven Bereitschaft sich in die österreichische Lebensweise einzugliedern (61,3%). 62,2% der Befragten fordern zudem ein Gesetz, das zum Erlernen der deutschen Sprache verpflichtet.

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