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Sensationsfund in der Rankweiler St. Peter-Kirche

Beeindruckende Ergebnisse brachten die Grabungen in der Rankweiler St. Peter Kirche zu Tage.
Beeindruckende Ergebnisse brachten die Grabungen in der Rankweiler St. Peter Kirche zu Tage. ©mwe
Rankweil (mwe) Kaum eine andere Kirche in Vorarlberg hat eine so bewegte Geschichte wie die St. Peter-Kirche in Rankweil. Wie weit ihre Anfänge tatsächlich zurückführen, wurde in den vergangenen Wochen  von dem  Archäologen-Team Talpa untersucht - mit erstaunlichen Erkenntnissen.
Kindergräber im Altarraum
Alte Silbermünzen gefunden

Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Kirche aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt und im beginnenden 17. Jahrhundert barockisiert wurde. Die Untersuchung hat jedoch ergeben, dass die St. Peter-Kirche wohl wesentlich älter sein dürfte.

Das  fünfköpfige  Archäologenteam der Firma TALPA konnte in mehrwöchiger Arbeit klären, wie viele Gotteshäuser der St. Peter Kirche vorausgegangen sind und wie diese beschaffen waren. Dabei konnte entdeckt werden, dass der St. Peter sogar wesentlich älter sein dürfte, als die erste urkundliche Erwähnung im frühen 9. Jahrhundert vermuten ließ.

Rund sechs Wochen intensive Grabungen

Seit sechs Wochen waren nun fünf  Archäologinnen aus Tirol  im Auftrage der Pfarre Rankweil, des Bundesdenkmalamtes und der Diözese damit beschäftigt die von Bund, Land und Gemeinde finanzierten archäologischen Grabungen und anderer archäologischer Maßnahmen durchzuführen. Kein Stein blieb auf dem anderen, jedes kleinste Detail wurde sorgfältigst  analysiert. Dazu Archäologin  Maria Bader: “Wir führen wissenschaftliche Untersuchungen nach dem neuesten Stand der Technik streng nach den aktuellen Richtlinien des Bundesdenkmalamtes durch. Unser Tätigkeitsfeld umfasst archäologische Ausgrabungen und Sondagen von der Steinzeit bis zur Industriearchäologie.”

Die Damen durchwühlten wirklich jeden Zentimeter des Bodens  der Rankweil St. Peter Kirche. Mit Besen und Staubsauger wird schlussendlich alles gereinigt und genau dokumentiert. Die Erstellung von digitalen Plänen, Befundkatalogen und Fundzeichnungen und die Darstellung des Fundmaterials in zeichnerischer und fotografischer Form gehört ebenfalls zu deren Aufgaben.

Beeindruckendes Ergebnis präsentiert

Beim “Tag der offenen Grabung” hatten alle Rankweiler sowie viele Besucher aus dem ganzen Land die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Grabungsstätte zu machen. Die Archäologen, die Bauforscher und das Bundesdenkmalamt präsentierten ihre beeindruckenden Forschungsergebnisse im Vinomnasaal und standen anschließend in der Kirche Rede und Antwort.

21 alte Kindergräber entdeckt

Im Zuge der Ausgrabungen wurden die Reste dreier Gotteshäuser freigelegt, von denen das älteste beim derzeitigen Forschungsstand ins 7./8. Jahrhundert datiert werden kann. Zu dieser, noch in Holz erbauten Kirche wurde auch ein Friedhof aufgefunden, in dem bisher 21 Kindergräber und eine Erwachsenenbestattung, allesamt im jetzigen Altarraum,  dokumentiert wurden.

 

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Auf diese frühmittelalterliche Holzkirche folgte in karolingischer Zeit (ausgehendes 8./9. Jahrhundert) der erste Steinbau, der in der schriftlichen Überlieferung genannt wird. Im 12./13. Jahrhundert entstand der romanische Neubau, über dessen außergewöhnlich qualitätvolle bildliche Ausstattung die im Abrissschutt geborgenen Wandmalereifragmente Aufschluss geben.

Zahlreiche Silbermünzen gefunden

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts schließlich, wurde St. Peter nochmals vergrößert und so die heutigen Ausmaße der Kirche erreicht. Im Bodenunterbau dieser gotischen Kirche konnten neben Keramik- und Glasscherben und Teilen von Gebetsketten auch zahlreiche Silbermünzen des 14. und 15. Jahrhunderts aufgefunden werden, die den Wohlstand der Kirchengemeinde veranschaulichen. Ebenfalls wurden 5 Priestergräber (aus dem 17. und 18 Jahrhundert) von Innenbestattungen vor der Chorstufe  gefunden.

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Beeindruckt von den Ergebnissen der Grabungen zeigten sich neben den vielen interessierten Besuchern Bürgermeister Martin Summer, Pfarrer Wilfried Blum,  Wahlfahrtsseelsorger Walter Juen, Barbara Grabher – Schneider und Andreas Picker (Bundesdenkmalamt), die Bauforscher Raimund Rhomberg und Klaus Pfeifer und Landtagsabgeordneter Christoph Metzler.

Grabarbeiten verlängert

Die ursprünglich auf sechs Wochen anberaumten Grabungsarbeiten wurden nun verlängert. “Wir dürfen nun drei Wochen weiter arbeiten. Es wäre doch sehr schade gewesen, wenn wir gerade dann, wenn die ganze Sache noch spannender wird, aufhören müssten. Das wäre so, wie wenn bei einem Champions League-Finale in der Pause Schluss wäre“ freut sich Talpa-Chefin Maria Bader, weiterhin an dieser sehr interessanten Arbeit mitwirken zu dürfen. Mitarbeiten an der Geschichte einer neben der Rankweiler Basilika wohl ältesten Kirche im Ländle, mit völlig neuen Erkenntnissen: “Die jetzt neu zu Tage tretenden archäologischen Befunde, könnten durchaus zu einem Umschreiben der Baugeschichte der St. Peters-Kirche führen”, so Andreas Picker der zuständige Mann seitens des Bundesdenkmalamtes.

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