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„Über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos“

Lydia Kalb ist bereit zum Flug. Zusammen mit ihrem Tandemmaster Robert wird sie den Sprung wagen.
Lydia Kalb ist bereit zum Flug. Zusammen mit ihrem Tandemmaster Robert wird sie den Sprung wagen. ©edithhaemmerle
Lydia Kalb wagte im 85. Lebensjahr einen Tandem-Fallschirmsprung aus 4200 Metern.
Über den Wolken . . .

 

 

Dornbirn/Hohenems (EH) Sie wollte jenes herrliche Gefühl des Schwebens zwischen Himmel und Erde noch einmal erleben, das sie bei ihrem ersten Tandem-Fallschirmsprung bereits an ihrem 80. Geburtstag genossen hat. Fünf Jahre später wagt sich Lydia Kalb noch einmal in die Höhe. Ihre 85 Jahre, die im Dezember vollendet werden, sieht man der sportlichen Dame nicht an. Sie hält sich mit Wandern fit. Früher war sie auch eine begeisterte Skifahrerin. Einen Helikopterflug habe sie in jüngeren Jahren auch einmal gemacht, erzählt sie, „aber für einen Sport wie Fallschirmspringen oder dergleichen hatte man weder Zeit noch Geld. Deshalb gönnt man sich im Alter das, was man sich in jüngeren Jahren gewünscht hätte“, merkt sie mit einem Lächeln an. Ihren ersten Sprung, den sie sich vor fünf Jahren zum runden Jubiläum gegönnt hat, hielt sie zuerst hinter dem Berg. Sie hat niemanden ihn ihr spektakuläres Vorhaben eingeweiht. Sie wollte einfach mal sehen, wie es sich anfühlt. Doch heute, beim zweiten Mal, ließ sie ihre Familie daran teilhaben. So begleiteten sie ihre Patenkinder mit Familienanhang am 25. Juni zum Hohenemser Flugplatz. Der Flug war auf 10 Uhr angesetzt. Doch wegen starkem Regen wurde der Termin auf Nachmittag verschoben. Die Wolken lichten sich, der blaue Himmel zeigt sich doch noch an diesem Sonntag. So wird auch die Sonne, wie gewünscht, Lydia Kalb bei ihrem wagemutigen Unterfangen begleiten. Auf die Frage, wie man sich kurz vor dem Höhenflug fühlt, antwortet sie spontan: „Ich bin bisher keine Minute nervös gewesen. Und das trotz Flugverschiebung.“ In der Zwischenzeit ist auch Robert Schwendinger, ihr Tandemmaster, vor Ort und begrüßt seine Flugbegleiterin. Er gibt der flugtauglichen Dame noch die nötigen Instruktionen bevor es ernst wird. Vor dem Abflug wird noch ein Familienfoto gemacht. Bald danach hebt die Maschine ab.

Freier Fall aus 4200 Metern

Der freie Fall aus 4200 Meter Höhe sei unberschreiblich, schwärmt die Dornbirnerin nach der geglückten Landung auf sicherem Boden. Eine herzliche Umarmung mit dem Tandemmaster lässt bei der 84-Jähren eine gewisse Erleichterung erkennen. Umarmungen gab es auch mit der Familie. Sogleich schilderte sie ihr Erlebnis: „Als der Pilot die Höhe mit 4200 Meter verkündete, waren wir von Nebelschwaden umgeben. Als die Türe zum Sprung geöffnet wurde, blies mir der kalte Wind ins Gesicht. Spontan überkam es mich: Das machst du nicht wieder.“ Diesen Gedanken konnte sie nicht ganz zu Ende denken, denn sogleich überwältigte sie das erhebende Gefühl des Fliegens im freien Fall. „Und dann, als ich die Schönheit der Erde von oben betrachtete, kam mir alles so friedlich vor. Ich spürte einen tiefen Frieden in mir. In diesem Augenblick konnte ich nicht verstehen, warum es Krieg auf der Welt gibt“, erzählt die Seniorin ihre Eindrücke, die ihr in den vier bis fünf Minuten des Schwebens durch den Kopf schwirrten. So nimmt sie denn ein unvergessliches Erlebnis, grenzenlos, wie es von Reinhard Mey in seinem Song beschrieben wird, mit nach Hause. Und wer weiß, ob sie es zu ihrem 90sten nicht noch einmal versuchen wird.

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