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Türkische Panzer in Syrien: Was ist das Ziel der Militäroffensive?

Außenminister: PYD verwende Kampf gegen IS als "Vorwand" - "Wollen den Sumpf trockenlegen".
Außenminister: PYD verwende Kampf gegen IS als "Vorwand" - "Wollen den Sumpf trockenlegen". ©AFP
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat am Mittwoch den Beginn der türkischen Offensive gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in der nordsyrischen Stadt Jarablus bestätigt. Der Einsatz der Armee sei "gegen Bedrohungen gerichtet", die für die Türkei von Terrororganisationen wie dem IS oder der syrischen Kurdenmiliz YPG ausgingen.

“Hinter diese Angriffe muss jetzt ein Schlusspunkt gesetzt werden”, sagte Erdogan in einer Rede in Ankara. “Das müssen wir lösen”. Nach intensivem Artilleriebeschuss am Morgen und Bombardements durch Kampfflugzeuge waren am Mittwoch nach übereinstimmenden Medienberichten auch türkische Panzer sowie Unterstützung für die moderaten Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) nach Nordsyrien vorgedrungen.

Worum geht es der Türkei?

Nach offizieller Lesart richtet sich der Angriff der Türkei zumindest auch gegen den IS. Doch an dieser Version kommen zunehmend Zweifel auf: Schließlich besetzte der IS Jarabulus jahrelang, ohne dass dies irgendeine Intervention türkischerseits nach sich gezogen hätte. Unlängst allerdings eroberten eine Allianz unter kurdischer Führung die Stadt Manbij – welche etwas südlich von Jarabulus liegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurden auch auf Jarabulus vorgestoßen wären, war hoch. Die Türkei will deshalb vermutlich eher verhindern, dass die kurdischen Milizen weiter vorrücken und damit an der Südgrenze der Türkei ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet der Kurden entsteht. Mitte August – nach der Vertreibung des IS aus Manbij durch die YPG – hatte Außenminister Mevlüt Cavusolgu noch gefordert, die YPG sollten sich auf das Gebiet östlich des Euphrats in Syrien zurückziehen. Die USA hätten einen solchen Rückzug vor Beginn der Offensive zugesagt. “Jetzt müssen die USA ihr Wort halten”, sagte Cavusoglu.

Türkei erbost über Kurden-Kritik

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat nach dem Beginn der Militäroperation gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) im Norden Syriens auch den Kurden gedroht. Der syrischen Kurden-Partei PYD und ihren Milizen warf er vor, den Kampf gegen den IS nur als Vorwand zu benutzen, um ein eigenes Herrschaftsgebiet in Syrien aufzubauen.

“Wir werden diese geheime Agenda durchkreuzen”, sagte Cavusoglu am Mittwoch vor Journalisten in Ankara. In Erwiderung auf den PYD-Co-Vorsitzenden Salih Muslim erklärte Cavusoglu: “Unsere Absicht ist es, den Sumpf trockenzulegen.” Der Kurdenführer hatte nach dem Beginn der türkischen Militäroperation getwittert: “Die Türkei ist im syrischen Sumpf. Sie wird besiegt werden wie Daesh.” Daesh ist die arabische Abkürzung für die Terrormiliz IS.

Wenn es den syrischen Kurden um den Kampf gegen den IS ginge, würden sie begrüßen, was die Türkei in Jarablus mache, sagte Cavusoglu. Dass sie dies nicht täten, wertete er als Beweis, dass die Kurden eine “geheime Agenda” verfolgten.

Damaskus verurteilt Offensive scharf

Syriens Regierung hat die türkische Militäroffensive gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) im Norden des Bürgerkriegslandes scharf verurteilt. Bei dem Einsatz handle es sich um einen offenen Verstoß gegen die Souveränität Syriens, hieß es am Mittwoch aus dem syrischen Außenministerium.

Es gehe nicht darum, den Terrorismus zu bekämpfen, sondern ihn durch einen anderen zu ersetzen. Der Kampf gegen den Terrorismus in Syrien dürfe nur in Abstimmung mit der Regierung und Armee des Landes erfolgen.

(APA/Red.)

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