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Trotz Regen: System of a Down und Prophets of Rage heizten am Nova Rock ein

System of a Down und Prophets of Rage als Highlights beim Nova Rock 2017.
System of a Down und Prophets of Rage als Highlights beim Nova Rock 2017. ©APA
Schlechtes Wetter und ein langsam erschöpftes Publikum: Trotzdem konnten Prophets of Rage und System of a Down den Fans einen krönen Abschluss des ditten Tages am Nova Rock Festival 2017 bieten.
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Die US-amerikanische Metalband mit armenischen Wurzeln lieferte trotzdem ab – obwohl man auf neues Material vollkommen verzichten musste.Nickelsdorf. Zwölf Jahre sind seit dem bis dato letzten Albumdoppel “Mezmerize” und “Hypnotize” vergangen. Seit ein paar Jahren tourt das Quartett immerhin wieder regelmäßig. Doch wo die Band derzeit steht, das war vor der mitternächtlichen Einlage die große Frage. Immerhin hatte Sänger Serj Tankian bei einem Kurzbesuch die Prophets of Rage unterstützt und im Gedenken an den verstorbenen Chris Cornell “Like A Stone” intoniert – ein gemeinsam von den Rage-Musikern mit Cornell als Audioslave verfasstes Stück.

System of A Down als Höhepunkt am 3. Tag Nova Rock

Der Ausflug war nur der erste Leckerbissen einer mehr als eineinhalbstündigen Rundreise durch die System-Bandgeschichte. Fast 20 Jahre dauert diese mittlerweile, mit einigen Unterbrechungen in der jüngsten Zeit. Die Band hat allen voran um die Jahrtausendwende die Charts mit eigentlich wenig charttauglichen Songs gestürmt. Vertrackte Rhythmik, messerscharfe Riffs und teils dadaistische Lyrics? Hat vor gut 15 Jahren bei “Deer Dance” oder “Psycho” bestens geklappt und fährt auch heute noch in die Beine. Beide Songs waren Teil der ziemlich umfangreichen Setlist, die in die burgenländische Nacht geschleudert wurde.

Tankian legt zwar nicht mehr ganz die Leichtigkeit von früher an den Tag und auch das verrückte Spiel von Gitarrist Daron Malakian (auch Hauptsongwriter der Band) war schon mal extremer. Dennoch durfte man sich nicht beklagen. Bei “Toxicity” gab es für die Fans kein Halten. Ohnehin wurden etliche Zeilen inbrünstig mitgesungen – sei es während des ansatzlosen Wechsels von Melancholie und Brutalität bei “Chop Suey!”, beim eher nachdenklichen “Aerials” oder dem ausgewogenen “Violent Pornography”.

Viele Besucher dürften System of a Down auf ihrem Höhepunkt sicherlich nicht gekannt haben, trotzdem brauchte es vonseiten der Musiker wenig, um alle zu überzeugen. Die Geschwindigkeit und Härte machten aus den ersten Reihen ohnedies das beim Nova Rock so geliebte Moshpit. Ob die oft politischen Botschaften dabei immer ankamen, schien letztlich zweitrangig. Auch die Sehnsucht des Publikums nach neuen Stücken wurde – ein weiteres Mal – nicht befriedigt. System of a Down lässt sich offensichtlich Zeit, obwohl Drummer John Dolmayan kürzlich in mehreren Interviews von 15 neuen Songs auf der Habenseite gesprochen hat. Bleibt zu hoffen, dass die Wartezeit bald ein Ende nimmt.

Prophets of Rage als Anheizer

Eine Ansage: “Gefährliche Zeiten erfordern gefährliche Songs. Das ist der gefährlichste!” Und dann setzten Prophets Of Rage am Freitagabend am Nova Rock mit “Killing In The Name” einen furiosen Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Auftritt. Politisches Crossover wurde da geboten, Klassenkampf auf höchstem musikalischen Niveau – Spaß machte das auch noch.

Prophets Of Rage ist eine Supergroup aus Mitgliedern von Rage Against The Machine (und damit auch Audioslave), Cypress Hill und Public Enemy. “Aber darum geht es nicht”, wie Gitarrist Tom Morello im Interview mit der APA betonte. Man hat nämlich eine wichtige Agenda: Gegen “Ungerechtigkeit und gegen Intoleranz” gilt es ein Zeichen zu setzen, forderte Rapper B-Real das trotz immer wieder einsetzender Regengüsse ausharrende Publikum auf. Die Propheten brauchten keine Gimmicks, starke Songs aus dem Repertoire der “Stammbands” und eigenes Material (“Unfuck The World”) aus dem im September erscheinenden, ersten gemeinsamen Album sowie eine unglaublich motivierte Darbietung reichten. Wer behauptet, es geht bei Rock-Festivals nicht mehr um die Musik? Und nicht um Inhalte?

Wenn man sich nach einem Stück von Public Enemy benannt hat, ist es nur würdig, mit jenem “Prophets Of Rage” loszulegen. Chuck D demonstrierte seine Ausnahmestellung im Hip-Hop und rappte mit viel Power. Kongenial, wie die Rhythmussektion von Rage Against The Machine den Song veredelte. “Wir sind ein Team. Wir gehen in jede Show, um das Match zu gewinnen. Für uns ist das nämliche keine Show, sondern ein Match. Wir gehen immer wie Gewinner von der Bühne”, sagte Bassist Tim Commerford im Interview. Man konnte ihm nach der Darbietung nicht widersprechen.

Viel Rage Against The Machine (“Take The Power Back”, “Guerilla Radio”, “Bombtrack”, “Know You Enemy”) gab es zu hören. Der fehlende Frontman Zack de la Rocha mag einzigartig sein, aber Chuck D und B-Real vertraten ihn im Doppelpack würdig. Schön, dass man die Lieder nicht extrem verfälschte, aber auch nicht simpel coverte: “Wir machen jetzt intelligentere Musik, die Songs sind etwas anders als von Rage gespielt, etwas melodischer, was vielleicht noch ein Einfluss von Audioslave ist, aber trotzdem heavy”, erklärte Commerford. Apropos Audioslave: Deren Song “Like A Stone” widmete man dem verstorbenen Sänger Chris Cornell. Serj Tankian von System Of A Down, dem Headliner am dritten Tag, übernahm die Vocals – das hatte Soul.

Gitarrenlegende Morello brillierte generell, duellierte sich zwischendurch mit DJ Lord, zu Public Enemys “Fight The Power” steuerte er jedoch das beste Solo bei. “Fuck Trump” war dabei auf seinem umgedrehten Instrument zu lesen – es darf auch mal plakativ sein, zumal man sonst auf Predigten verzichtete und Songs für sich sprechen ließ. B-Real und Chuck D suchten während eines Cypress Hill Medleys die Nähe zu den Fans, die später zu einem groovenden “Bullet In The Head” kollektiv die Fäuste in den Himmel streckten.

“Mit all dem Material von Rage, Cypress Hill und Public Enemy können wir immer eine niederschmetternde Setlist zusammenstellen”, grinste Morello im APA-Gespräch. Und wir sind eine Live-Band. Wir, Tim, Brad und ich, spielen seit 25 Jahren Festivals und zerstören sie buchstäblich. Die beiden anderen Acts sind einzigartig im Hip-Hop. Das ist eine großartige Kombination.”

Beginner heizten auf der Red Stage ein

Nicht warten mussten Hip-Hop-Fans: Für sie gab es am Freitag reichlich Stoff, um die Hände zu heben und das Tanzbein zu schwingen. Allen voran sind da natürlich die Beginner zu nennen, die auf der Red Stage parallel zu den rockigen Klängen von System of a Down vor einem ziemlich exklusivem, aber sehr treuem Publikum für Partystimmung sorgten. Womit man auch schon fast beim Ende wäre, geht das diesjährige Nova Rock doch am heutigen Samstag in sein Finale – mit u.a. Green Day, Rancid und David “The Hoff” Hasselhoff.

> Alle Infos zum Nova Rock 2017

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