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Trackshittaz im Interview: "Man muss über sich selbst lachen können"

Trackshittaz präsentieren ihr neues Album "#TS4".
Trackshittaz präsentieren ihr neues Album "#TS4". ©Robert Maybach
Themen ernst zu nehmen, dabei aber nicht den Humor zu vergessen, ist ein wichtiges Credo für das Hip-Hop-Duo aus dem Mühlviertel. Im Interview verrieten uns Lukas Plöchl und Manuel Hoffelner, was ihr neues Album "#TS4" ausmacht, was sie aus dem Bewerb zum Song Contest 2012 gelernt haben und wie Trackshittaz die Grenze zwischen Nachdenklichkeit und Schmäh ziehen.
Mit dem Traktor nach Baku
“Woki mit deim Popo” sexistisch?

Wie geht es euch kurz vor dem Album-Release?

Lukas: Man ist natürlich aufgeregt nach zwoa Johrn Pause mit Trackshittaz. Aber da wir uns zu dem Album kane Erwartungen stecken, und afoch überzeugt san’ davon, woll ma hoit mal schauen.

Du sagst keine Erwartungen – hattet ihr keine erhofften Ziele für das neue Werk?

Manuel: Unser Ziel war, a geiles Album zu mochn. Und jo, es is geil gworden! Wir san kane Propheten, man kann nie sogn, wo man einsteigt. I gfrei mi afoch drauf – es war gnua Orbeit drin’. Daher würd’ i es eher „positive Aufgeregtheit” als Nervosität nennen.

Der Album-Titel lautet „#TS4″ : Was haltet ihr von dem aktuellen Trend, Wörter a lá Twitter mit Hashtag zu schreiben?

Lukas: Im Rap gibt’s des jo scho länger, so genannte “One Word Punch-Lines”. Wenn ich eben einen Hashtag vor a Wort setze …

Manuel: Dann is es a Post!

Lukas: Dann is es a Post! Ursprünglich wor des aber afoch unser Arbeitstitel. Wir haben halt Dropbox verwendet, und den Ordner haben wir “#TS4” genannt.

Manuel: Es wor der Projektname, und am Ende haben wir uns gedacht: “Nennen wir es halt ‚#TS4′”, denn des wor’s für uns eh scho immer. Warat komisch gwesen, es irgendwie anders zu benennen.

Lukas: Es gibt auch ned mehr dazu zum Sogn – es is a Abkürzung, es is des vierte Album. Normalerweise sucht man sich ja einen Song aus und benennt des gonze Album danoch. Des wär’ ober ned richtig gwesen für uns, weil die Lieder alle so verschieden san. Die Palette is so breit, daher konn ma ned sogn: „OK, der Song verkörpert das ganze Album.” Es san zwölf Tracks, die zwoa miteinonder super leiwand funktionieren, ober kaner davon gibt den kompletten Sound vor.

Trackshittaz: Zu viele Regeln schaden der Kreativität

Gibt es einen roten Faden für euch bei dem Album?

Lukas: Ja, wir! (beide lachen). Uns zwoa Hansl hört ma auf jedem Beat! Wir haben des Gonze z’ommen komponiert, und hobn gsogt: „Loss es doch afoch aussi wie es kummt! Tua da nix on …” Überoi im Leben, ober grod in der Musik, gibt’s so vü Regeln und Richtlinien. Ober grod so geht des meiste an der Kreativität verloren. I persönlich bevorzug eben an onderen Zugang. Musik sollt nie ausm Kopf kumma, sondern immer ausm Bauch.

Alles in allem ist es ja wieder eine ziemliche „Spaß-Platte” geworden.

Lukas: Wir hobn a versucht, des Gonze mit Humor zu nehmen. Es sollten kane Kritik-Texte werden, die ois ongreifen, ohne Augenzwinkern. Die Lieder san immer mit a bissl Witz, aber auch würzig-‘pfeffert.

Was sind die großen Themen, über die ihr in den neuen Songs singt?

Lukas: Ois! Es woar uns wichtig, noch direkter zu werden. „Woki mit deim Popo” wäre da zum Beispiel ned auffe kumma.

Manuel: Und wenn es auffe kumma wäre, hätte es ned „Woki mit deim Popo” g’heißen. Wir schreiben aus unserem Blickpunkt über Sochn, die uns hoit beschäftigen.

Lukas: Aber ned so wie bei meinem Solo-Album, wo ich stoark in die Selbstreflexion gonga bin. Das neue Album beschäftigt si mit dem Drumherum um uns. Auch ernste Themen, wie Kirche und Religion – aber hoit mit Trackshittaz-Schmäh.

Lukas, gerade bei deinen Solo-Projekten hat man eine ernstere Seite von dir kennengelernt – geht das neue Album jetzt wieder bewusst ins Gegenteil?

Manuel: Ernst und lustig müssen per ser ned gegenteilig sein. Etwas Ernstes ins Lächerliche ziehen, des is das Gegenteil.

Lukas: Wir nehmen dieses Album sogar sehr ernst. Oba etwas ernst zu nehmen haast ned, dass man ned lustig sein deaf. Des wäre, als würd’ man behaupten, Comedians könnten nix ernst nehmen – oba wie vü Arbeit in so aner Comedy steckt, des muss ma si erst amoi überlegen. Seine Arbeit ist ihm ernst – und uns ist das Album a ernst.

Mit dem Song “Woki mit deim Popo” seid ihr beim Song Contest 2012 in Baku im Semifinale auf dem letzten Platz gelandet. Was nehmt ihr aus dieser Zeit für euch mit?

Manuel: Das wird dort ned hingehören …

Lukas: Es woar uns a Lehre. Oft kriag i die Frog gstöt: „Würdet ihr wieder hinfahren?” Und jetzt sag i: Na. Ober damois: Jo. Deswegen san ma hingfahren. Man entscheidet immer im Hier und Jetzt, im Nachhinein is ma immer gscheiter … Du wiegst Entscheidungen in der Gegenwart ab. Und wir hobn damois nach bestem Wissen und Gwissen entschieden. Und stehen auch dazu, wie hobn ja gsogt, dass ma entweder Erste oder Letzte werden – hättn hoit ned gedacht, dass si der letzte Platz so Gacke anfühlt … Ober man wird schlauer. Und wos es uns sicha brocht hot, woar a bissl Abstand zu allem. Denn wenn dir ständig jeder nur Honig in den Popo blost, fongst du unbewusst irgendwann amoi an, di durch des zu identifizieren, wos ondere über di sogn. Du musst dei Ding mochn – denn wenn dus ned mochst, wird’s irgendwann hoit gfährlich.

Das Satire-Magazin „Die Tagespresse” titelte im Jänner 2014: „Trackshittaz erhalten Österreichischen Lyrikpreis” – habt ihr das gelesen?

Lukas: Homma sogar gepostet. Man muss jo über si söbst lachn können. Und die Reaktionen worn echt lustig, weil der Manu hot dazu gschriebn: „Wir spenden die 10.000 Euro des Preises an die Stiftung GTI Treffen” (jährliche Auto-Tuning-Veranstaltung am Wörthersee, Anm.).

Manu: Vü Leut hobn echt ned checkt, dass des a Satire is und hobn gschrieben: „Oida, wie gestört sads ihr?” Des war eigentlich das Lustige für uns.

Lukas: Und da samma wieder bei dem Thema: Des is ois natürlich Theorie, i ertapp mi söbst oft gnua bei Sochn, die mi aufregen. Aber ernst haast ned, dass man ned söbst a bissl über si lochn dearf. Des fand i bei „Woki …” a so lustig, als der Song, bei dem die einzige Message „Spaß haben” is, so sehr in die Diskussion kumma is, und i im Club 2 gsessen bin und teilweise echt radikalisiert wordn bin. Und des war scho extrem lustig. Wie i erklärt hob, worum es eigentlich geht, ober es san immer die söbn Argumente z’rück kumma …

Manuel: Wor fast wie a Comedy-Show.

Lukas Plöchl zu “Herz von Österreich”

Lukas, du warst Juror bei “Herz von Österreich”  – war es schwierig, sich an die umgedrehte Rolle zu gewöhnen?

Lukas: I hob einige Zeit ghobt, mi auf die Show vorzubereiten. Wie i ‘checkt hob, dass da vü Eigenkompositionen sein werden, hots mi a voi interessiert. I hob des dann vorm Fernseher trainiert – hab mir Shows angschaut und dann aktiv versucht, fundiertes Feedback zu geben. Da is ma schnö aufgfoin, dass des gar ned so afoch is. Weil es a großer Unterschied is, dir Zeit zu nehmen, um a konstruktives Feedback zu überlegen, als afoch vorm Fernseher zu sitzen und zu sagen: „Des is oarsch, des is cool … !” Die Kunst is, des zu verbinden, also zum Sogn: „Oarsch oder cool, weil ….” Und des „Weil” is gonz wichtig – a bei mir. Wenn mir wer sei Meinung einidruckn wü, dann hätt i immer gern a „Weil” dazu.

Es gab sowohl Kritik als auch Lob zu deiner Teilnahme in der Jury. Was sagst du zu den Kritiken?

Manuel: I konns eigentlich ned verstehen. Wie kann aner, der bei aner Castingshow des Gonze söbst durchgmocht hat, ned als Juror geeignet sein? Der kennt si da am besten aus!

Lukas: I schätz’ meine beiden Juroren-Kollegen Stefanie Werger und Gerry Friedle sehr – die hobn echt Erfahrung im Business. I kann scho verstehen, dass Leute dann frogn: „Wos tuat der vulgäre junge Bursch’ dort?” Ganz einfach: I bin eben der junge Bursch. Ordinär, ober I hob a bissl wos im Schädel. Und I hab ned nur Musik-Erfahrung, i kumm a aus aner Generation, die so red’ wie i. I hob die Generation verkörpert. Für an’ Experten müsst i 20 Jahre öta sein. Oba I bin Experte in dem, wos i moch. Und i geb des Feedback, des si vü in meinem Alter denk’n würden. Und darum sitz i in dera Jury.

Dein Fazit zur Show?

Lukas: I finds richtig cool. Nur wie ois in Österreich braucht a die Show Zeit, bis sie si etabliert. Und es braucht Zeit zur Entwicklung – kloar gibt’s Verbesserungspotenzial. Ober es wor hoit die 1. Staffel, und i würd mi gfrein, wenns a Zwoate geben tät. Denn in Österreich gibts nur sehr wenig Plattformen, wo ma sei Musik präsentieren konn.

Zurück zum Album: Was unterscheidet #TS4 (VÖ 21. März 2014) von euren früheren Werken?

Lukas: Es is breiter, die Musikstile san afoch mehr.

Manuel: Es is vü direkter. Vü mehr „in your face”.

Lukas: Wir hobn a vü mehr Zeit ghobt, konnten die Sochn vü genauer ausproduzieren. Des Album is a vü themenreicher. Wir san nach wie vor die Trackshittaz, die ihe Sochn ausse scheißn’, ober diesmoi is es ausgefeilter. Und des hört man!

(ABE)

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