Die am 4. März 1849 oktroyierte Verfassung beendete die österreichische Revolution von 1848 und damit auch die Hoffnungen auf ein selbstständiges Land Vorarlberg, denn sie vereinigte das jeglicher Autonomie  beraubte Vorarlberg mit Tirol zu einem einzigen Kronland. In der Folge wuchs die Unzufriedenheit über diese Maßnahme und über den aus ihr resultierenden Verlust der politischen und vor allem auch wirtschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Gerade in ökonomischer Hinsicht erwies sich die Bindung des von der Textilindustrie geprägten Landes an das kaum industrialisierte Tirol als Hemmschuh. Alle politischen Kräfte – sowohl die vorerst dominierenden Liberalen wie auch die Katholisch-Konservativen – traten daher für eine Loslösung von Tirol ein.

Am 27. November 1859 hinterlegte eine Vorarlberger Delegation bei der Statthalterei in Innsbruck den ausführlich begründeten Wunsch nach einer solchen Trennung. Sie wurde – allerdings nur in politischer Hinsicht – durch die Verfassung vom 26. Februar 1861 vollzogen. Vorarlberg erhielt ebenso wie Tirol eine eigene Landesordnung und einen eigenen Landtag, dem 20 Abgeordnete angehören sollten. Dem Wahlmodus entsprechend fiel ein Sitz dem jeweiligen Feldkircher Generalvikar kraft seines Amtes zu, fünf Sitze wurden von den Städten Bregenz, Feldkirch und Bludenz, vom Markt Dornbirn und der Handelskammer gewählt, die 14 weiteren von den ländlichen Bezirken. Den Landeshauptmann ernannte der Kaiser. Als Landesregierung amtierte ein vierköpfiger, später erweiterter Landesausschuss. Bis 1870 stellten die Liberalen die Mehrheit der Abgeordneten, dann die Katholisch-Konservativen (Christlichsozialen). Die Einrichtung eines eigenen Landtags bedeutete jedoch nicht die Erhebung Vorarlbergs zum Kronland. Zwar lockerten sich nunmehr die Bindungen an Tirol, die übergeordnete staatliche Verwaltungsbehörde für Vorarlberg blieb aber trotz wiederholter Vorstöße die Statthalterei in Innsbruck. A.N.