BILD: Logo Vorarlberg Chronik
Zur Trefferliste

|Artikel|

Hans David Elkan 1900-1944

Hans David Elkan gehört zu den bekanntesten Vorarlberger Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Er kam am 22. März 1900 in Hohenems als Sohn des aus Wien gebürtigen Versicherungsagenten Theodor Elkan (* 1864) und seiner Ehefrau Betti, geborene Menz (* 1871), aus einer seit Jahrhunderten in Hohenems ansässigen jüdischen Familie zur Welt. Die Mutter starb wenige Tage nach der Geburt ihres Sohnes am 3. April 1900; Theodor Elkan heiratete am 10. März 1902 in Friedrichshafen in zweiter Ehe Helene Neuburger (*1879) aus Buchau.

Hans Elkan besuchte 1912/13 das Gymnasium in Feldkirch und ab 1914/15 das Gymnasium in Bregenz, wo er zu den Vorzugsschülern zählte. Im Schuljahr 1918/19 maturierte er an dieser Schule. Es ist bezeichnend, dass er – nach seinen Berufsplänen gefragt – antwortete, er wolle Kaminkehrer werden; denn es zeigt sich darin, dass er von Anfang an wegen seiner jüdischen Herkunft mit Diskriminierungen beim Hochschulstudium und im Beruf gerechnet hatte, wie er es später tatsächlich wiederholt erleben musste. Und so ging Elkan dann auch nicht nach Innsbruck, sondern nach Freiburg im Breisgau, um dort ein Studium der Philosophie und Geschichte zu beginnen. Hier promovierte er auch 1927 bei dem Philosophen Edmund Husserl (1859–1938) mit einer Dissertation 'Zur Problemgeschichte der platonischen Dialektik'; lange Zeit wurde diese bei H. Mayr in Dornbirn gedruckte Schrift in Vorarlberg ignoriert. Nicht weniger große Mühe hatte Elkan mit der Anerkennung seines ausländischen Studiums in Österreich. Das Doktordiplom wurde zwar 1931 von der Universität Innsbruck nostrifiziert, aber noch im November 1937 war Dr. Hans Elkan über den Status eines Lehramtsanwärters nicht hinausgelangt. Jahr für Jahr musste er als Hospitant neuerlich ansuchen. So wurde er für die Dauer des Schuljahres 1937/38 an der Bundesrealschule in Dornbirn als Hospitant in den Gegenständen seiner Lehrbefähigung zugelassen, doch mit dem ausdrücklichen Bemerken, dass er ohne besondere Genehmigung zu keiner (auch nicht nur vertretungsweisen) Dienstleistung herangezogen werden dürfe und ihm keinerlei Ansprüche dienst- oder besoldungsrechtlicher Art erwachsen würden. Elkan schuf in diesen Jahren eine Reihe von historischen Karten, die einen ersten Vorarlberger Geschichtsatlas darstellten.

Nach dem Anschluss rieten Freunde ihm und seinen Eltern wiederholt, in die Schweiz zu gehen; doch vertraute die Familie darauf, dass sie in Hohenems in großem Ansehen stand. Man konnte sich die Gewalttaten, die auf die Juden zukamen, einfach nicht vorstellen. Schon am 21. Mai 1940 erging an die Familie Elkan die Aufforderung, bis zum Ende des Monats nach Wien zu übersiedeln. Von Wien aus wurde die Familie am 21. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Theodor Elkan bereits am 1. September 1942; seine Ehefrau folgte ihm am 28. Februar 1944 in den Tod. Von Hans Elkan gelangte noch 1943 eine Postkarte als sein letztes Lebenszeichen nach Hohenems; am 27. Juli 1944 kam auch Hans Elkan in Theresienstadt ums Leben.

Erst fünf Jahrzehnte später (1992) wurde den jüdischen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auf dem jüdischen Friedhof in Hohenems ein Gedenkstein gesetzt. K.H.B.

ARTIKEL
Bild: Diese Fotografie von Hans Elkan stammt aus der Kennkarte, die von der nationalsozialistischen Verwaltung 1939 angefertigt wurde.
Diese Fotografie von Hans Elkan stammt aus der Kennkarte, die von der nationalsozialistischen Verwaltung 1939 angefertigt wurde.
Bild: Titelblatt der Dissertation  von Hans Elkan
Titelblatt der Dissertation von Hans Elkan