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Theaterspielen um des Theaters willen

Die skurril-verstörende Produktion "Ein Schloss"
Die skurril-verstörende Produktion "Ein Schloss" ©Schau Spiel Raum
„Theater ist ein Prozess, an dem wir alle gemeinsam arbeiten.“
SchauSpielRaum-Produktion "Ein Schloss"

Feldkirch. (VN-vic) Der „Schau Spiel Raum“ ist weniger eine Theatergruppe als eine Plattform, bei der vieles möglich und alles offen ist. Zehn Produktionen in 14 Jahren hat das ständig wachsende und wechselnde, aber immer engagierte Team auf die Beine gestellt. Der Gründer und „Motor“ der derzeit rund 20-köpfigen Gruppe, Wolfgang Schnetzer, umschreibt es so: „Meist bringe ich ein Stück oder eine Idee und dann suche ich die Leute dazu. Es ist alles sehr lose.“ Auf dem Programm stehen „Nischengeschichten“ – skurrile, absurde und makabre Stücke, oft auch mit schwarzem Humor. Die Mitwirkenden sind Lehrer, Musiker, Sozialarbeiter, Sekretärin, Künstler, Kaufmännische Angestellte, Journalist, Tänzer – eine bunte Mischung aus Laien und Profis. Obwohl: „Ich mag den Begriff Laien in der Schauspielerei nicht. Wir haben schon gute Schauspieler mit Qualitäten und es wird immer professioneller – ich würde uns als semiprofessionell bezeichnen“, betont der Regisseur und Drehbuchautor.

Freie Theaterszene belebt
Schnetzer, selbst früher Filmemacher, ist über ein Casting zufällig beim Projekttheater gelandet: „Ich habe eine stumme Rolle bekommen, dabei wollte ich eigentlich nur sehen, wie die beim Theater arbeiten.“ So kam eins zum anderen – und im Jahr 2000 beschloss er gemeinsam mit vier Gleichgesinnten: „Wir machen selber was!“ und gründete das „Kellertheater Rheintal“. Von Beginn an war klar, dass es nicht einfach werden würde: Der Begriff „Freie Theaterszene“ war noch unbekannt – zwischen Vereinstheater und professionellem Theater gab es einfach nichts. Die erste Produktion, „Maler und Farbe“, wurde noch im Rauchclub aufgeführt. „Die Lichtanlage haben wir uns selber gebaut“, denkt Schnetzer an die Anfangszeiten zurück, „aber es ist gar nicht so schlecht gelaufen – es passten 45 Leute rein, und das haben wir so ziemlich gefüllt.“

Raus aus dem Keller
Sechs Produktionen später und um ein kleines Stammpublikum reicher wollte die Gruppe im Jahr 2008 endlich raus aus dem „Keller“ und gab sich mit dem Namenswechsel in „Schau Spiel Raum“ einen wahren Drive. Die ersten beiden Stücke unter neuem Namen, „Orpheus‘ Fall“ und „Ein Schloss“, gingen ziemlich an die Substanz, erinnern sich Schnetzer und Bertram Seewald, der fast von Anfang an mit von der Partie ist: „Weil alle Ensemblemitglieder das nebenberuflich machen, stößt man irgendwann an seine Grenzen, was Verfügbarkeit und Probenintensität betrifft.“ Dass der Gruppe eine eigene Bühne beziehungsweise ein eigenes Theater fehlt – „Eigentlich sollten wir ‚Schau Spiel Raumnot‘ heißen“ – kommt erschwerend hinzu. Das hat aber auch etwas Kreatives und den Vorteil, dass man freier und offener bleibt, räumt Seewald ein. Gemeinsam ist allen Beteiligten jedenfalls eine Riesenportion Idealismus. Wegen dem Geld macht man’s nicht, sondern aus Begeisterung und Leidenschaft – wegen dem Kribbeln. Und weil das gemeinsame Ziel die Truppe zusammenschweißt. „Das Schöne am ‚Schau Spiel Raum‘ ist, dass Technik und Schauspiel nie getrennt sind. Es ist immer ein Miteinander“, schwärmt Lisa Suitner. Oder, wie Beatris Senften pragmatisch meint: „Wir müssen alles untereinander aufteilen – wir sind ja nicht so groß.“
Wann die unkonventionelle Gruppe wieder aufhorchen lässt, steht derzeit noch in den Sternen, denn: „Ein Stück kommt immer von selbst.“ Angedacht ist jedenfalls eine Wiederaufnahme der beiden erfolgreichsten Produktionen „Brandenburger Konzert“ und „Ablaufdatum. Geschichten eines Clowns“.

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