Nach seiner Österreichpremiere bei der Viennale am Freitag, kommt der Film am 16. Februar 2018 ins Kino. Es gibt wohl keinen lebenden Filmemacher, der Monster mehr liebt als Guillermo del Toro (“Crimson Peak”). Der mexikanische Bilderstürmer wuchs in der Hoffnung auf, dass Julie Adams und der Kiemenmensch aus dem Horrorklassiker “Das Ungeheuer der schwarzen Lagune” (1954) am Ende zusammenkommen, und er sieht in seiner jüngsten Arbeit, “The Shape of Water”, eine Chance, diesen “filmischen Fehler” zu korrigieren. Das Monster bekommt diesmal endlich das Mädchen.
The Shape of Water – Die Handlung
Eine fabelhafte Sally Hawkins spielt Elisa, eine stumme, zarte, junge Frau, die nachts als Reinigungskraft in einer geheimen amerikanischen Forschungseinrichtung während des Kalten Krieges arbeitet. Sie liebt es, in der Badewanne zu masturbieren und alte Musicals in ihrer kleinen Wohnung über einem Lichtspielhaus zu schauen. Sie liebt ihre Kollegin Zelda (Octavia Spencer), eine Afroamerikanerin, und sie liebt ihren Nachbarn, einen gescheiterten, schwulen Werbegrafiker mittleren Alters namens Giles (Richard Jenkins). Aber sie ist einsam.
Da wird eines Tages ein rätselhafter Wassertank in die Anlage gebracht mit einer exotischen Amphibie (Doug Jones), stumm wie Elisa und vor kurzem aus dem Amazonas gefischt, wo er als Gott angebetet wurde. Wenn wir ihn sehen, verstehen wir warum. Er ist schlank, groß und hat kupferfarbene, leuchtende Haut, die mit blaugrünen Schuppen überzogen ist. Er hat eine stachelige Wirbelsäule und seine Kiemen sind wie die zarten Lamellen eines Pilzes. Seine sanften Knollaugen sind feucht und dunkel.
US-Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) will ihn zerlegen. Ein sowjetischer Spion (Michael Stuhlbarg) hat den Befehl “das Ding” zu töten, aber Elisa ist entzückt. Als sie anfängt, ihn zu bezirzen, schwimmt uns “The Shape of Water” zu einer Oase des Glücks. Sie füttert ihn mit hart gekochten Eiern und tanzt für ihn. Er macht seltsame Gurgelgeräusche und sondert zähen Schleim ab. Ach, die Liebe.
The Shape of Water – Die Kritik
Del Toro erzählt seine eigene Version von “La Belle et la Bete” von Madame de Villeneuve, aber während Disney in seiner Adaption die Beziehung zwischen Belle und dem Biest mit einem Kuss besiegelt, gibt es hier eine anmutige Sexszene zwischen der Frau und der Kreatur – für gewöhnlich ein Tabu. In “King Kong und die weiße Frau” (1933) zupfte der Affe der Schönen die Kleider vom Leib und roch danach an seinen Fingern. Damals wurde die Szene zensuriert.
Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges spiegelt die verbotene Liebe sich im Rassismus, Sexismus und der Homophobie der 1950er-Jahre wider, im Speziellen in Strickland, dem faschistischen Monster, das im Bett mechanisch über seine Frau bügelt. Im Kern ist es eine zutiefst simple Geschichte über die transzendentale Kraft der Liebe. “Wenn er mich anschaut, dann weiß er nicht, wie unvollständig ich bin”, sagt Elisa zu Giles. “Er sieht mich wie ich bin.”
“The Shape of Water” ist ein schönes, sinnliches, moosgrünes Märchen für Erwachsene, das zu den Sensibilitäten von del Toros preisgekröntem Filmwunder “Pans Labyrinth” zurückkehrt, aber es ist sentimentaler als alles was er bisher gemacht hat. Er beginnt mit einer prächtigen, aquamarinen Unterwasser-Träumerei mit einer schlafenden, schwebenden Prinzessin, die den beseelten Ton des Films angibt.
Del Toro hat die blühende Fantasie eines Zehnjährigen und die melancholische Seele eines Dichters. Er hat Monster und Märchen, die lange in die Kinderspielkiste verbannt wurden, salonfähig gemacht. Wenn es eine Kritik gibt, dann die, dass der Funke zwischen Elisa und dem passiven Fischmann nie ganz überspringt. Der Film hat ein großes, reines Herz, es fühlt sich einfach nicht ganz voll an.
“The Shape of Water” läuft am 20. Oktober um 20.30 Uhr und am 22. Oktober um 13 Uhr im Rahmen der Viennale im Gartenbaukino.
(APA/Red. / Bilder: Viennale 2017)
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