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Terry Schiavo ist tot

13 Tage nach Abbruch ihrer künstlichen Ernährung ist die amerikanische Komapatientin Terri Schiavo am Donnerstag in Florida gestorben. Noch bis zuletzt hatten die Eltern um eine Wiederaufnahme der Ernährung gekämpft. Trauer um Terri Schiavo:    Chronologie eines WachkomasTerri glaubte stets an ein HappyendEltern mit juristischen Versuchen gescheitertUS-Präsident Bush spricht Familie sein Beileid aus

Der erbitterte Familienstreit um ihr Schicksal begleitete sie bis in den Tod: Ehemann Michael Schiavo war in den letzten Minuten an der Seite der 41-Jährigen, während den Eltern Bob und Mary Schindler der Zugang verweigert wurde. Der Ehemann habe den unmittelbaren Abschied für sich beansprucht, sagte der Geistliche und rechtskonservative Aktivist Frank Pavone. Mutter und Vater hätten Terri erst nach dem Ableben umarmen dürfen. Dies sei der „Gipfel herzloser Grausamkeit“, fügte Pavone hinzu.

Im Abgeordnetenhaus von Florida wurde nach Bekanntwerden des Todes eine Schweigeminute eingelegt. Der Gouverneur des Staates, Präsidentenbruder Jeb Bush, sprach der Familie sein Beileid aus. Terri ruhe nun in Frieden, sagte Bush, der vehement für das Leben der Kranken gekämpft hatte.

Terri Schiavo hatte seit 1990 in einem Wachkoma gelegen. Seit 1997 bemühte sich Michael Schiavo darum, seine Frau sterben zu lassen, während sich die Eltern verzweifelt dagegen wehrten. Am 18. März war schließlich auf Wunsch des Ehemannes der Nahrungsschlauch aus dem Magen entfernt worden, der Terri Schiavo all die Jahre lang am Leben erhalten hatte. Noch am Donnerstagmorgen hatten Mutter und Vater ihren Schwiegersohn aufgefordert, ihnen zu gestatten, die letzten Minuten bei ihrer Tochter zu sein.

Nach Schilderungen von Pavone waren Terris Geschwister Susy und Bobby am Krankenbett im Hospiz in Pinellas Park (Florida), als ihr Tod unmittelbar bevorstand. Sie hätten ihre Schwester im Arm gehalten und seien dann zehn Minuten vor dem Ableben aufgefordert worden, den Raum zu verlassen.

Die Eltern äußerten sich zunächst nicht persönlich. Sie wollten zunächst etwas Zeit zum Trauern, sagte ihr Anwalt David Gibbs. „Es ist ein unheimlich schwerer Tag für sie.“ Das Fernsehen zeigte Bilder der Eltern beim Verlassen des Hospizes: eine weinende Mutter und einen völlig erschöpft und betäubt aussehenden Vater. Auch Michael Schiavo, der seit dem 18. März im Hospiz gewohnt hatte, äußerte sich zunächst nicht. Ein Freund, der nach dem Tod mit ihm gesprochen hatte, sagte dem Fernsehsender CNN, Michael habe am Telefon geweint.

Pavone nannte das Sterben der Amerikanerin „Mord“. Er äußerte neben scharfer Kritik am Ehemann aber auch Worte des Trostes für die Trauernden, darunter Dutzende von Demonstranten, die vor dem Hospiz in Tränen ausbrachen und dann religiöse Gesänge anstimmten. Der Tod sei herzzerreißend für Terris Blutsverwandte, sagte der Geistliche, aber ihr Glaube und ihr Vertrauen in Gott gebe ihnen Kraft. „Gott liebt Terri, und sie hat nun ihren Frieden gefunden.“

In der Nacht zum Donnerstag hatten die Eltern ihren letzten gerichtlichen Vorstoß zur Rettung ihrer Tochter verloren. Das Oberste Gericht der USA lehnte es ab, eine Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr anzuordnen. Die Eltern hatten bis zuletzt darauf beharrt, dass ihre Tochter nicht so schwer gehirngeschädigt sei, wie von der Gegenseite behauptet. Sie sei bei Bewusstsein, und ihr Zustand könne sich durch geeignete Therapie verbessern. Dem hatten allerdings neben Michael Schiavo auch zahlreiche unabhängige Gutachter widersprochen.

Der Ehemann argumentierte, seine Frau habe ihm vor ihrer Erkrankung gesagt, sie wolle im Fall eines Siechtums nicht künstlich am Leben erhalten werden. Freunde stützten seine Version.

Ein Vertreter des Vatikans bezeichnete die Einstellung der künstlichen Ernährung Schiavos am Donnerstag als „Mord“. Jeder, der nicht dagegen einschreite, mache sich mitschuldig, sagte Kardinal Renato Martino am Donnerstag noch vor Schiavos Tod in einem Interview mit Radio Vatikan. „Die Unterbrechung der Ernährung kommt einem ungerechten Todesurteil für einen Unschuldigen gleich“, sagte Martino. „Und dies auf eine der grausamsten Arten: Durch Durst und Hunger.“

Terri Schiavo hatte 1990 im Alter von 26 Jahren plötzlich einen Herzanfall erlitten. Ihr Gehirn war Minuten lang ohne Sauerstoffversorgung. Die meisten Ärzte kamen im Laufe der Zeit zur Überzeugung, dass die junge Frau an einer Essstörung litt, die zu einem extremen Kaliummangel und als Folge dann zur Herzattacke führte.

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