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Telekabel bestätigt Inode-Kauf

UPC, Tochter des US-Medienkonzerns Liberty Global, die das österreichische Telekabel betreibt, hat am Dienstag die bereits erwartete Komplettübernahme des Internetanbieters Inode bestätigt.

Im österreichischen Festnetz und Internet entsteht damit eine neue Nummer Drei. Telekabel rückt damit näher an die Marktführer Telekom Austria und Tele2UTA heran.

Der Kaufpreis beträgt rund 94 Mio. Euro. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ist noch ausständig. Der endgültige Abschluss des Deals (Closing) wird für Februar erwartet.

Telekabel, bisher nur in Wien, Wiener Neustadt, Baden, Graz, Klagenfurt und mit der im Oktober übernommenen Schweizer Cablecom auch in Vorarlberg vertreten, verdoppelt seine Reichweite in Österreich mit der Inode-Übernahme auf einen Schlag von 30 auf 60 Prozent aller österreichischen Haushalte. Bis 2010 wolle das Unternehmen seine Reichweite auf 80 bis 90 Prozent aller Haushalte ausdehnen, erklärte Telekabel-Österreich-Chef Thomas Hintze nach Bekanntgabe des Deals in einem Interview mit der APA.

Statt bisher nur mit Telekabel will UPC nun mit Inode auch über die Telefonleitung zum Endkunden kommen – völliges Neuland für den gesamten Liberty-Konzern, das Hintze aber als „hervorragende Ergänzung zum Kabelsystem“ betrachtet. Außerdem steigt UPC mit dem Zukauf auch erstmals groß in das Internet-Geschäft mit Business-Kunden ein. Inode hat derzeit etwa 100.000 Kunden im Bereich Internet und Telefon, mehr als 40 Prozent sind Business-Kunden. UPC Telekabel versorgt knapp 600.000 österreichische Kunden mit TV, Internet und Telefon.

Mit der Übernahme setzt sich gleichzeitig die Konzentration am heimischen Telekom-Markt weiter fort. Erst 2004 hatten die nach der Telekom Austria bisher führenden alternativen Telekom-Betreiber UTA und Tele2 fusioniert. Heuer kaufte T-Mobile den Konkurrenten tele.ring.

Ängste von Kunden, die in Internet-Foren bereits lautstark Bedenken gegen den Deal geäußert hatten, dass sie nun Chello-Kunden würden, hält Inode-Gründer Michael Gredenberg für nicht begründet:

„Bei den Gesprächen haben wir gemerkt, dass das Betriebsklima bei Telekabel – anders als das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit – sehr positiv ist.“ Unternehmen, Marke, Produkte und Verträge blieben vorerst eigenständig erhalten. Für die bestehenden Inode-Kunden ändere sich nichts. Wer bei Inode einen Internet-DSL-Anschluss über die entbündelte Telefonleitung habe, werde den auch behalten und nicht auf Telekabel-Internet (Chello) umgestellt werden.

Laut Gredenberg war der millionenschwere Verkauf seines Unternehmens an den Kabelnetzbetreiber UPC Telekabel „kein Notverkauf“. Das Unternehmen werde nach einem erfolgreichen Jahr heuer einen positiven Deckungsbeitrag, sprich einen Nettogewinn, erwirtschaften. Der Markt sei jedoch „extrem hart“. Erst mit einem finanzkräftigen Partner werde Inode zu einem „ernsthaften Konkurrenten für den Monopolisten Telekom Austria“, sagte der Inode-Gründer zur APA.

Mit knapp 300 Mitarbeitern, die „nach Möglichkeit“ alle übernommen werden sollen, wird Inode im laufenden Geschäftsjahr 2005 voraussichtlich rund 56 Mio. Euro Umsatz machen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll heuer von 1,5 auf 6 Mio. Euro steigen. Laut UPC entspricht der bezahlte Kaufpreis etwa dem 6,6-fachen des für das Jahr 2006 geschätzten operativen Cash-Flows vor Synergien.

Die Inode-„Erfinder“ Gredenberg und sein Kompagnon Peter Augustin (beide 30), die das Unternehmen gemeinsam 1996 gegründet haben, werden damit zu Millionären. Zuletzt hielten Gredenberg und Augustin über die „Illuminati Privatstiftung“ noch 42,7 Prozent des Unternehmens und verdienen somit durch den Verkauf zusammen rund 40 Mio. Euro. Gredenbergs Vorstandskollegen Nikolaus Offner und Robert Rotman werden ebenfalls reich. Sie haben ihre Anteile von 4,36 bzw. 6,36 Prozent vor wenigen Wochen in Privatstiftungen deponiert. Zumindest bis Ende 2006 wird das Management vorerst trotzdem weiter zur Verfügung stehen.

Freuen können sich auch der Risikokapitalgeber Global Equity Partners (GEP) und die Wachstumsfinanzierer Gamma und iLab, die Inode im Dezember 2004 zusammen mit rund 9 Mio. Euro Eigenkapital unter die Arme gegriffen haben und zuletzt knapp 43 Prozent am Unternehmen hielten. Das eingesetzte Kapital haben die Investoren mit dem nunmehrigen Verkaufserlös von exakt 93,9 Mio. Euro (nach GEP-Angaben) binnen eines Jahres mehr als verdreifacht. Der Deal sei damit die größte Venture-Capital-Transaktion in Österreich 2005. Der Return on Investment (ROI) liege bei 340 Prozent, so GEP-Vorstand Herbert Herdlicka.

Gredenberg und Augustin überlegen nach dem Verkauf ihres Unternehmens unterdessen schon neue Projekte. Wie viel er exakt verdient habe, habe er „noch nicht genau ausgerechnet“, sagte Gredenberg bescheiden am Montag. Gemeinsam mit Augustin werde er jedoch „sicher etwas neues machen“ – allerdings vermutlich nicht in der Telekom-Branche – Zitat: „Wir werden uns einmal etwas anderes ansehen. Immer das Gleiche ist ja fad.“

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