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Team Stronach Salzburg: Rascher Zerfall nach kurzer Erfolgsgeschichte

Da war die Stronach-Welt noch heil: Naderer, Stronach, Mayr und Konrad beim Wahlkampf-Abschluss zur Salzburg-Wahl 2013.
Da war die Stronach-Welt noch heil: Naderer, Stronach, Mayr und Konrad beim Wahlkampf-Abschluss zur Salzburg-Wahl 2013. ©APA/Neumayr/Archiv
Ein schneller Aufstieg, gefolgt von einem tiefen Fall: So kann die Geschichte des Team Stronach in Salzburg zusammengefasst werden. Wir haben für euch einen Überblick über die Geschehnisse - vom Rekordergebnis bei den Landtagswahlen 2013 bis zu jüngsten Austrittswelle.
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Es war die Gunst der Stunde, die dem Team Stronach einen der letzten großen Erfolge in seiner Parteigeschichte beschert hat. Bei den nach Auffliegen des Finanzskandals vorgezogenen Landtagswahlen holte Spitzenkandidat Hans Mayr am 5. Mai 2013 in Salzburg mehr als 8,3 Prozent der Stimmen und drei Mandate – ein Ergebnis, das mit Ausnahme einer Kommunalwahl österreichweit nie wieder erreicht wurde.

Höhenflug: Team Stronach im Landtag

Eineinhalb Monate später wurde das Team Stronach Teil der frei gebildeten Dreierkoalition mit ÖVP und Grünen, Mayr zog als Landesrat für Verkehr und Wohnbau in die Landesregierung ein. Das Abgeordnetentrio bildeten der ehemalige Austria-Salzburg-Torhüter und Tormanntrainer Otto Konrad, die Werberin Gabriele Fürhapter und der Polizist Helmut Naderer, der zugleich Klubobmann wurde. Letzterer war in Salzburg politisch kein Unbekannter, hatte er bereits eine Karriere bei der FPÖ, dem BZÖ und einer freien Wählergemeinschaft hinter sich, bevor er zum Team Stronach fand.

Stronach setzt Mayr als Obmann ab

Doch wie im Bund und in anderen Bundesländern auch blieb das Team Stronach Salzburg nicht vor Umwälzungen befreit. Der ehemalige Bürgermeister und frühere ÖVP-Politiker Mayr kritisierte die Personalrochaden in der Bundespartei nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Nationalratswahlen am 29. September 2013. “Ich habe Probleme damit, dass Menschen so locker ausgetauscht werden”, meinte Mayr und warf Stronach das Fehlen basisdemokratischer Strukturen vor. Wenn es hart auf hart komme, werde er seine eigenen Wege gehen.

Eine Drohung, die nicht ohne Folgen blieb: Parteigründer Frank Stronach setzte Mayr flugs als Landesparteiobmann ab, zum Salzburg-Chef wurde Klubobmann Naderer bestellt. Statutenkonform und im Einvernehmen mit Mayr, wie es damals hieß. “Ich kann für Salzburg garantieren, dass die Landesriege ein stabiler Fels in der Brandung ist”, sagte Nur-Mehr-Landesrat Mayr damals und auch Neo-Parteichef Naderer versicherte, dass zwischen den drei Salzburger Landtagsabgeordneten und ihrem Landesrat bestes Einvernehmen herrsche: “Wir sind total zufrieden und stolz darauf, wie Mayr seine Regierungsarbeit im Bereich Wohnbau und Verkehr macht.”

Absturz: “Wir leiden unter dem Namen Stronach”

Bei den Salzburger Gemeindevertretungswahlen im März 2014 war die Gründungs-Euphorie schon ziemlich verpufft: Die Partei trat nur mehr in fünf Gemeinden an. Mit bescheidenem Erfolg: der Einzug in den Gemeinderat gelang nur in zwei Fällen. Als Nachwehe dachte Mayr – drei Jahre vor der nächsten Landtagswahl – erstmals laut über eine eigene Liste nach: ohne den Zusatz des Parteigründers im Namen. “Wir leiden sehr unter dem Namen Stronach”, sagte der Landesrat damals. Eine von ihm in Auftrag gegebene Umfrage sah zu diesem Zeitpunkt das Team Stronach Salzburg auf nur mehr vier Prozent der Stimmen. Nur gut ein Drittel der Befragten glaubten noch an den Fortbestand der Partei.

Streithähne: Naderer und Mayr

Die Abgrenzung von der Mutterpartei sorgte vor allem bei Naderer für Kritik. Der Vorstoß von Mayr sei nicht mit den Abgeordneten akkordiert gewesen. Das Verhältnis der beiden galt ohnehin vom Start weg als schwierig. Zwei Alphatiere, hieß es immer wieder, ohne wirklich gemeinsamen Nenner. Dennoch zeigte man sich nach außen und in Sachen Regierungsarbeit geschlossen.

Bei einem Treffen Ende Juli 2015 mit Frank Stronach bekannte sich Mayr zwar zum Parteigründer und seinen Werten, die Geplänkel in Salzburg gingen jedoch weiter. Daran änderte selbst ein “Schlichtungsgespräch” bei Landeshauptmann Haslauer (ÖVP) nichts. Der Streit dürfte zuletzt immer heftiger geworden sein, zuletzt forderte Naderer Mayr in einem Brief zu einer “Eidesstattlichen Erklärung” auf, weder für NEOS, die FPS von Karl Schnell oder eine neue Partei kandidierten zu wollen.

Austrittwelle: Was ist übrig vom Team Stronach?

Ein Schritt, der nun nicht mehr notwendig ist. Noch vor Mayr verließ vergangene Woche Otto Konrad nach den parteiinternen Streitigkeiten die Partei und outete sich als Mayr-Getreuer. Die permanente Unruhe zwischen dem Landesrat und dem Klubchef und nicht mit ihm abgestimmte Entscheidungen hätten ihn zu dem Schritt bewogen.

Am Montagabend traten schließlich auch Mayr, vier Bezirks- und der Jugendsprecher aus der Partei aus – wegen “diktatorischen Führungsstils”, wie Mayr sagte. Undemokratische und nicht transparente Entscheidungen der Landesparteispitze unter Helmut Naderer hätten ihn zu dieser Entscheidung veranlasst. “Der Großteil der Basis folgt mir”, behauptete Mayr, der als parteifreier Landesrat weiterarbeiten will. Einen Wechsel zurück in seine “Herkunftspartei” ÖVP schloss er zuletzt erneut aus.

Den Fortbestand der Salzburger Landesregierung – ÖVP, Grüne und das Team Stronach hielten zunächst 21 von 36 Sitzen – sehen weder Mayr noch der nun freie Abgeordnete Konrad trotz der Austritte gefährdet. Zugleich haben auch die beiden verbleibenden Team-Stronach-Abgeordneten Landeshauptmann Haslauer versichert, weiter zum Koalitionsübereinkommen zu stehen. Eine aktuelle Umfrage im “Salzburger Fenster” sah das Team Stronach Salzburg zuletzt übrigens bei zwei Prozent.

(APA)

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