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Team Stronach: Hagen wird Generalsekretär

Christoph Hagen neuer Generalsekretär
Christoph Hagen neuer Generalsekretär ©APA
Der Nationalratsabgeordnete Christoph Hagen aus Vorarlberg ist neuer Generalsekretär des Team Stronach. Dies gab Klubchef Robert Lugar am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekannt. Die Position war zuletzt monatelang vakant gewesen.

Die Entscheidung kam laut Lugar und Hagen vom Parteigründer Frank Stronach selbst, hieß es auf entsprechende Nachfrage. Als Generalsekretär soll Hagen die Partei in den Bundesländern wieder aufbauen, außerdem soll er Kommunikator nach außen sein.

Kommunikation bisher “schlecht funktioniert”

Innerparteilich ist man sich im Team Stronach weiterhin nicht ganz grün: Bei der Präsentation von Christoph Hagen als Generalsekretär kritisierte Klubchef Robert Lugar die Kommunikationsleistung der Bundesgeschäftsführung. “Ich weiß, wie das Geschäft läuft”, gab sich Hagen hingegen selbstsicher. Der Vorarlberger ist übrigens kein offizielles Parteimitglied, sondern nur Klubmitglied.

Fast ein Jahr lang blieb der Posten des Generalsekretärs in der inzwischen kleinsten Oppositionspartei unbesetzt: Marcus Franz hatte diese Funktion zuletzt inne, nach nur fünf – unauffälligen – Monaten legte er sie Ende September zurück. Mittlerweile werkt Franz im Parlament als einer von vier Überläufern für die ÖVP.

Nicht nur der schrumpfende Parlamentsklub, auch Querelen in den Bundesländern wie die Schließung der oberösterreichischen Landesgruppe brachten die Partei in letzter Zeit wieder vermehrt in die Schlagzeilen. Am Beispiel Oberösterreich sehe man, dass die Kommunikation bisher “schlecht funktioniert” habe, meinte Lugar bei der Pressekonferenz am Mittwoch, denn eine “notwendige und sinnvolle Umstrukturierung” sei da als “Auflösung” dargestellt worden. Die Kritik richtet sich somit einmal mehr gegen Bundesgeschäftsführer Ronald Bauer, der gemeinsam mit Frank Stronach die Parteispitze bildet – an der Funktion Bauers ändert übrigens auch die Installation des neuen Generalsekretärs nichts.

Hagen möchte “Bindeglied” sein

Hagen soll sich nun nicht nur um die Kommunikation nach außen, sondern auch die Koordination zwischen der Bundespartei und den Ländern kümmern. “Es ist eine große Herausforderung, aber ich bin es gewohnt, Herausforderungen anzunehmen”, erklärte der Abgeordnete, der ein “Bindeglied” sein möchte. Dass seine eigene Landespartei schon lange aufgelöst ist, sieht der Vorarlberger nicht als Hindernis – es sei nicht die Partei aufgelöst, sondern nur das Büro. Wie in anderen Ländern wie Oberösterreich wolle man einen Landessprecher installieren.

Bis zur nächsten Nationalratswahl will Hagen vor Ort in den Ländern eine Basis aufbauen, beginnend mit jenen Ländern, wo die nächsten Kommunal- oder Regional-Wahlen anstehen. “Wir haben’s nicht leicht”, meinte Hagen. Dennoch wolle er positiv denken: “Ich verwende Steine, die uns in den Weg gelegt werden, um Brücken zu bauen und nicht, um sie zu werfen.”

Aufgefallen ist Hagen bisher allerdings mit der Forderung nach Armenhäusern für Mindestsicherungsbezieher und einem Schnecken-Vergleich zur Gleichstellung Homosexueller. Ob man so etwas nun öfter in Pressekonferenzen hören wird? Eine kleine Partei tue sich oft schwer, Aufmerksamkeit zu erregen und deshalb müsse man ab und zu eine “markante Aussage” fallen lassen, um Sachpolitik diskutieren zu können, rechtfertigte sich Hagen. Klubchef Lugar betonte, sexuelle Orientierung und Religion seien Privatsache, “da mischen wir uns natürlich nicht ein”.

Bezüglich eines neuen Vizeparteichefs, der quasi der Statthalter des hauptsächlich in Kanada lebenden Milliardärs in Österreich ist, verwies Lugar auf den Parteichef selbst. Die Frage werde man klären, wenn Stronach wieder in Österreich sei. Auch Lugar entgegnete entsprechenden Gerüchten einmal mehr, dass sich Stronach nicht zurückziehen wolle.

SOS-Experte für Team Stronach

Dass er poltern kann und damit zumindest eine Anforderung an einen Generalsekretär erfüllt, hat der 46-jährige Vorarlberger Christoph Hagen schon bewiesen. Nun soll der Polizist die Kommunikation des krisengeschüttelten Team Stronach retten.

“Ich weiß, wie das Geschäft läuft”, sei er doch seit über 20 Jahren in der Politik, gab sich Hagen bei seiner Präsentation als Generalsekretär am Mittwoch gewohnt selbstbewusst. Nicht nur durchlief Hagen verschiedene Stationen von der Kommunalpolitik (im Gemeinderat der Marktgemeinde Hörbranz) bis in den Nationalrat, er lernte dabei auch verschiedene Parteien kennen, ist er doch eines der Chamäleons in der heimischen Politik: Für die FPÖ saß er etwa von 1999 bis 2004 im Bundesrat, ehe er zwischen 2008 und 2012 das BZÖ im Nationalrat vertrat.

Im Oktober 2012 wechselte Hagen dann zum neuen Projekt des austro-kanadischen Milliardärs Frank Stronach. “Es ist nicht mehr so, dass man von der Wiege bis zur Bahre ein- und derselben Partei angehören muss”, rechtfertigte er sich damals. Mittlerweile fungiert der leidenschaftliche Motorradfahrer für das Team Stronach im Hohen Haus unter anderem als Verkehrssprecher und Sprecher für Inneres und Sicherheit.

Geht es einmal nicht um Politik, arbeitet der Polizeibeamte in der Landesleitstelle Bregenz, wo er für das Empfangen von Notrufen und die Patrouillenkoordination zuständig ist. Nun soll er auf dem Posten des Generalsekretärs in der strauchelnden Stronach-Partei retten, was zu retten ist – indem er eine Basis in den Bundesländern aufbaut und die Kommunikation nach außen verbessert. Hagen traut sich das durchaus zu, immerhin müsse er auch als Polizist kommunikativ sein, Krisensituationen bewältigen und vor allem “Ruhe bewahren”.

Dass der verheiratete Hobby-Koch sein Süppchen leise kochen wird, ist allerdings nicht zu erwarten: Vergangenen Herbst schaffte er es in die Schlagzeilen, weil er Armenhäuser für Mindestsicherungsempfänger forderte: “Warum braucht ein Mindestsicherungsempfänger ein Handy, einen Fernseher oder einen Laptop?”, fragte er sich da öffentlich. Zuletzt stellte er im Zusammenhang mit seiner Ablehnung eines Adoptionsrechts für Homosexuelle einen eher ungewöhnlichen Vergleich an: “Ich bin da eher vom alten Schlag. Es gibt einen Grund, warum nur Mann und Frau ein Kind zeugen. Sonst wären wir wie Schnecken, da geht es bei beiden.”

Stronach bleibt Parteiobmann

Frank Stronach hingegen teilte schon am Montagabend mit, dass er nicht an den völligen Rückzug aus der Politik denke. Diese Behauptung sei nur “von Medien aufgestellt”: “Ich bin und bleibe Parteiobmann” ließ er wissen. Die Tageszeitung “Österreich” hatte unter Berufung auf “Insider” berichtet, dass sich der Parteigründer und Milliardär “ganz aus Europa” zurückziehen wolle – und den Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker Peter Westenthaler als Nachfolger auserkoren habe. Dieser aber habe eine Rückkehr in die Politik ausgeschlossen.  Im September soll auf Bundesebene ein neuer Vizeparteichef und damit ständiger Vertreter des – in Kanada lebenden – Stronach in Österreich gekürt werden.

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