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Tax Freedom Day heuer früher

Der Tax Freedom Day hat sich um sieben TAge nach vorne verschoben.
Der Tax Freedom Day hat sich um sieben TAge nach vorne verschoben. ©APA; JWV
Um sieben Tage hat sich der Tax Freedom Day nach vorne verlagert – erstmalig seit zwölf Jahren – und findet heuer am 15. August statt. An diesem Tag hat der durchschnittliche österreichische Steuerzahler genug verdient, um sämtliche Abgaben und Steuern bezahlen zu können.

Von der positiven Vorwärtsbewegung dieses Tages, welche Junge Unternehmer/innen entlastet, zeigt sich die Junge Wirtschaft Vorarlberg grundsätzlich erfreut, ist von Euphorie aber noch weit entfernt. Nach wie vor belegt Österreich jedoch im EU-Vergleich den 6. Platz im Ranking der Sozialabgaben- sowie der Lohnnebenkostenquote.

Zum ersten Mal seit 2005 kann Österreich eine Trendumkehr verzeichnen: Der Tax Freedom Day findet heuer um sieben Tage früher statt als noch im Vorjahr. Konkret bedeutet dies, ab dem 15. August hat der durchschnittliche Steuerzahler genug verdient, um die Abgaben und Steuern begleichen zu können und erst ab diesem Zeitpunkt fließt das Einkommen des Steuerzahlers in die eigene Tasche.

„Die grundsätzlich erfreuliche Verbesserung um sieben Tage ist zwar lediglich ein Einmaleffekt der Steuerreform 2016, sie zeigt für uns aber auf, was mit Reformen möglich wäre. Unser Ziel als Junge Wirtschaft ist es, auch weiter die Abgabenquote zu senken. Beim letztjährigen österreichischen Tax Freedom Day handelte es sich um ein höchst beunruhigendes Negativ-Rekordniveau.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist auch das diesjährige Ergebnis ernüchternd und bei diesem Reformtempo hätten wir erst in fünf bis zehn Jahren das Niveau unserer Nachbarländer erreicht. Denn die Schweiz erreicht diesen Tag bereits am 30. Juni und Deutschland am 19. Juli. Mit 43,1% bei den Sozialabgaben und 47,1% bei den Lohnnebenkosten belegen wir im EU-Vergleich den wenig ruhmreichen sechsten Platz“, kommentiert Alexander Abbrederis, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Vorarlberg, die Ergebnisse 2017.

Aufwärtstrend dringend beibehalten

Laut einer aktuellen Umfrage der Jungen Wirtschaft geben 34% der Befragten an, dass sie an eine Konjunkturverbesserung glauben. Für 2017 geht auch das Institut für Höhere Studien von einer Wachstumsrate des realen BIP um 2,2% aus – 2016 waren es noch 1,5%, 2015 0,9%.

„Wir erkennen diese positive Stimmung und hoffen, dass eine neue Richtung eingeschlagen wurde, die es beizubehalten gilt. In unserer aktuellen JW-Studie führen 68% der Befragten an, dass die hohen Abgaben die größte Hürde bei der Einstellung von neuen Mitarbeiter/innen sind. Gerade in der Anfangsphase ist es für Jungunternehmer/innen und Gründer/innen schwierig: Finanzierung, Bürokratie und fehlendes Personal sind herausfordernd. Hier stellen die hohen Lohnnebenkosten einen unerfreulich zentralen Punkt dar“, führt der JWV-Vorsitzinde an.

Peter Flatscher, Geschäftsführer der Jungen Wirtschaft Vorarlberg ergänzt: „Jede Entlastung erlaubt es jungen Selbstständigen, sich auf den Aufbau des eigenen Unternehmens zu konzentrieren und deshalb ist der Beschäftigungsbonus als Schritt in die richtige Richtung zu werten.“ Die konkrete Umsetzung stößt bei der JWV jedoch auf wenig Gegenliebe, wie Peter Flatscher weiter ausführt: „Zunächst wird den Jungunternehmer/innen aus der einen Tasche viel Geld in Form von Abgaben gezogen, um dieses dann durch die Mühlen der Bürokratie laufen zu lassen und einen Teil davon schlussendlich durch Förderungen – die wieder mit bürokratischem Aufwand verbunden sind – zurückzugeben. Soll das effizient sein frage ich mich?“.

Für die JWV ist klar, erst durch eine grundsätzliche Befreiung der durch den Beschäftigungsbonus geförderten Abgaben, würde ein wichtiger Beitrag zum Standort Österreich geleistet werden, ohne dass dabei viel Geld auf dem Weg dahin verloren geht.“

Die Lohnnebenkosten in konkreten Zahlen

Konkret fließen die 47,1% Lohnnebenkosten des Arbeitnehmers und Arbeitgebers mit 22,8 % in die Pensionsversicherung, gefolgt von der Krankenversicherung mit 7,65%, der Arbeitslosenversicherung mit 6,35%, dem Familienlastenausgleichsfond mit 4,1%, der Nachtschwerarbeit mit 3,4%, der Mitarbeitervorsorge mit 1,53%, der Schlechtwetterumlage mit 1,4%, der Unfallversicherung mit 1,3% sowie weiteren Posten wie regionale Abgaben, AK-Umlage etc.

Als Beispiel: Bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.877 Euro als Angestellter in Österreich (inkl. 13. und 14. Monatsbezug) zahlen der Arbeitgeber 837,15 Euro an Lohnnebenkosten dazu und der Arbeitnehmer 864,16 Euro. Mit den 47,1% Lohnnebenkosten liegt Österreich im EU-OECD Ländervergleich auf Platz sechs hinter Belgien mit 54%, Deutschland mit 49,4%, Ungarn mit 48,2%, Frankreich mit 48,1% und Italien mit 47,8%. Der OECD Durchschnitt liegt bei 36%.

Die Berechnung des Tax Freedom Day

Der Tax Freedom Day ist der Tag des Jahres, an dem die/der Steuerzahler/in genug verdient hat, um Steuern und Abgaben des gesamten Jahres begleichen zu können. Der Tax Freedom Day veranschaulicht somit die Höhe der geleisteten Abgaben. Je später der Tag fällt, umso höher ist die Abgabenbelastung für den durchschnittlichen Bürger.

Wie viel Steuern und Abgaben zu leisten sind errechnet für Österreich jährlich das Austrian Economics Center in Kooperation mit dem Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler Deutschland auf Grundlage des Konzepts der Tax Foundation Washington D.C. Der Tax Freedom Day ergibt sich dabei aus der Division aller Steuereinnahmen und Sozialabgaben eines Landes durch das Einkommen aller Haushalte bzw. Betriebe.

(red)

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