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SwingingTIMES

Die Tanzcafés und American Bars brachten Glamour und mondänes Flair nach Lech Zürs am Arlberg. Hier wurde gefeiert und getanzt – und über allem schwebte wunderbare Musik.

Das Hotel Alpenrose-Post in Zürs geizte nicht. Keck in den Himmel sich spitzend das Steildach, davor ein großzügiger Eingangsbereich, über dem in großen Lettern „Tanzcafé Alpenrose” prangte. Die übers Eck laufende Beschriftung gab dem Ganzen noch einmal mehr Pfiff, ließ großstädtisches Flair erahnen. Und das gab es auch im Innern. Nicht zu knapp. An der Garderobe vorbei und durch eine großzügige Halle ging es über eine Treppe hinauf in den Tanzsaal. Der rund 100 Quadratmeter große Raum war rundum – bis auf das Entrée – von eingebauten Tischnischen umgeben und am Ende des gerundeten Baus fand sich, leicht erhöht, eine Orchesterplattform.

Die Wände waren in zartem Rosa gehalten, die Beleuchtung erfolgte über drei große, runde Vertiefungen in der Decke und setzte die Tanzenden in ein warmes, schmeichelndes Licht. Die farbig umspannten Kugellampen in den Sitznischen wiederum sorgten für eine
angenehm intime Atmosphäre. Mit dem Aufschwung des Fremdenverkehrs in Lech Zürs in der Zwischenkriegszeit, begannen sich die beiden Dörfer nachhaltig zu verändern. Hotels in modernem Stil wurden errichtet und die bäuerlich geprägte Region wandelte sich immer mehr in einen beliebten Wintersportort, in dem die internationale High Society ihren Urlaub verbrachte. Die mondänen Gäste aus Nah und Fern wollten sich auch abseits der Skipisten amüsieren.

Zum Après Ski traf man sich damals in den eleganten Tanzcafés und American Bars. Hier wurde gefeiert, getanzt, gelacht bis spät in die Nacht – mit Champagner und neuester Musik. Eine Tradition, der neues Leben eingehaucht wird.

Soul and Swing
Lech Zürs war in den 1920er Jahren ein Eldorado für die vergnügungshungrigen Gäste. „Alle Hotels und Gasthöfe wimmeln von Gästen aus aller Herren Länder. Hier findest du sport- und tanzbegeisterte Menschen, Sprungschanzen, einen Eisplatz, Skirennen, (…) Kaffees, Maskenbälle. Es ist wie ein Fest, das unaufhörlich gefeiert wird”, hieß es 1930 im Vorarlberger Volksblatt.

Während St. Anton am Arlberg allein auf sportliche Gäste setzte, bot man hier eine Kombination aus Aktiv- und Erholungsurlaub an: Man konnte sich ebenso ein Rennen auf der Skipiste liefern wie in einer der komfortablen Bars gemütlich zu zeitgemäßer Musik schunkeln, oder einfach am Aperitif nippen und plaudern.
Der Lebenshunger, der die 1920er Jahre prägte, ist legendär. Ob Paris, Berlin, London oder New York, die Menschen gierten nach Unterhaltung, nach Spaß, nach dem Rausch.

Sie fanden all das in den Clubs und Lokalen, wo farbenprächtige Shows und Revuen für jede Menge Unterhaltung sorgten. Auch auf der Tanzfläche ging es heiß her: Foxtrott, Charleston oder auch Swing hießen die neuen Tänze, die von Amerika aus in die Beine der Europäer schossen. Live Bands waren das Um und Auf für jedes Revuetheater, für jedes Nachtlokal. Auch in Lech Zürs richtete jedes Hotel, das etwas auf sich hielt, ein Tanzcafé oder eine American Bar ein und sorgte für musikalische Stimmung. Sie waren wie ein erweitertes Wohnzimmer für die noblen Gäste, hier saß und tanzte man nach dem Motto, sehen und gesehen werden. Das neue Lebensgefühl spiegelte sich natürlich intensiv in der Architektur wider, wobei auch hier Ruhesuchende ebenso Entspannung fanden wie Partytiger. „Ganz moderne Bauten, bald im einheimischen, bald im Stil der neuen Sachlichkeit, entstanden und fügten sich oft sehr glücklich in die Landschaft”, schrieb der Publizist Walther Flaig 1933, und betonte, dass „jeder seine Wünsche dort erfüllen kann, sei es, daß er den großen Betrieb, das Hotel, Smoking und Jazz vorzieht, sei es, daß er in einem kleinen einfachen Berggasthof wohnt.” Ob Hotel Krone, Sporthotel/ Gasthof Schneider oder Hotel Tannberg in Lech, Hotel Alpenrose oder Zürserhof in Zürs.

Sie alle boten höchsten Komfort in zeitgemäß stimmiger Architektur und sorgten für ein dem Publikum genehmes, vielfältiges Rahmenprogramm. Wobei sehr viel Wert auf Stil gelegt wurde und das nicht nur, was die Einrichtung anbelangte. „Wir bitten die Damen und Herren, für die häufigen abendlichen Reunionen und Maskenbälle Abendtoilette, bzw. Smoking und Kostüme mitzubringen”, heißt es etwa in einem Prospekt des Zürserhofes aus dem Jahre 1934.

Ein Gefühl dafür, welchen Charme diese Tanzcafés in der Zwischenkriegszeit verströmten, bekommt man heute noch im Anbau des Hotels Krone in Lech. Vor kurzem renoviert und in moderner Diktion eingerichtet, verweist die großzügig geschwungene Form zurück auf die 1930er Jahre. Der Architekt Hans Fessler, der auch das Hotel Alpenrose in Zürs plante, gestaltete damals einen eleganten „Panoramasaal mit großen, nah aneinander gereihten Schiebefenstern für gediegenes Dinieren”, wie Marcel Just im Buch „Lech & Zürs am Arlberg 1920-1940. Zwischen Tradition und Moderne” schreibt. Im Untergeschoß war ein Tanzcafé eingerichtet mit großen Fenstern Richtung Bach und auf dem Dach befand sich eine Sonnenterrasse, auf der die Gäste nach dem Skilauf gemütlich liegen und sitzen konnten – mit einem Aperitif in der Hand.

Nach dem Abendessen ging es dann hinunter in das Tanzcafé, dort ließ man den Abend ausklingen. Was je nach Lust und Laune auch bis in die Morgenstunden dauern konnte. Diese gediegene Tradition wieder aufleben zu lassen, das ist das Ziel von „Tanzcafé Arlberg”, das 2013 erstmals durchgeführt wurde. Am Rüfikopf, in den Skigebieten und in zahlreichen Hotels spielten Live Bands, entführten mit Jazz und Swing, Rock’n’Roll und Soul in die aufregenden 1920er und 1930er Jahre, in denen Lech Zürs zu dem Nobel-Skiort neben St. Moritz und Davos aufstieg und den Gästen mondänen Glamour und einen Hauch von Verruchtheit bot in ihren Tanzcafés und American Bars. «

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