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"Swatting": Falsche Notrufe sorgen für Ärger bei Gamern und Stars

Ein trauriger Trend in Amerika - "Swatting"
Ein trauriger Trend in Amerika - "Swatting" ©AP
... und plötzlich stürmt ein S.W.A.T.-Team die Wohnung! Ein äußert umstrittener Trend sorgt seit Monaten in Amerika für Aufregung. Auch Promis werden nicht verschont.

Schüsse in der Villa von Tom Cruise. Ein bewaffneter Eindringling bei Justin Bieber. Eine Geiselnahme im Haus von Miley Cyrus. Diese dramatischen Notrufe gingen in den vergangenen Monaten bei der Polizei in Los Angeles ein. Mit Rotlicht hetzten Sonderkommandos zu den Promi-Adressen. Dort entpuppte sich das 911-Notruf-Signal dann jedoch als schlechter Scherz. Immer mehr Hollywoodstars werden Opfer von Falschalarmen. Das Phänomen hat bereits einen Namen: “Swatting”.

“Swatting” – Der gefährliche und teure Trend

S.W.A.T. steht für Special Weapons and Tactics, eine Spezialeinheit der Polizei, die für riskante Einsätze ausgebildet ist. Es kommt zu filmreifen Szenen. Als im Jänner aus dem Elternhaus von Fernseh-Sternchen Kim Kardashian ein Notruf eintraf, rückten ein Dutzend Streifenwagen und drei Helikopter an. Mit gezückten Waffen umstellten die Cops das Haus. Fehlalarm. Von Einbrechern keine Spur. “Diese Scherzanrufe sind NICHT lustig!”, empörte sich Kim Kardashian auf Twitter.

Der Trend ist gefährlich und teuer, klagen Polizei und Politiker. “Wir ziehen Polizisten von anderen Fällen ab, um diesen scheinbar brisanten Situationen nachzugehen”, sagt Polizeisprecher Lincoln Hoshino von der Wache in Beverly Hills. Stadtrat Paul Koretz macht sich für härtere “Swatting”-Strafen stark. “Das mag spaßig wirken, aber die Sache ist ernst, wenn Polizisten mit gezückten Waffen anrücken, Türen eintreten und die ahnungslosen Bewohner überraschen”. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis jemand erschossen werde, meint Koretz.

Gesetzesentwurf soll Täter abschrecken

Der kalifornische Senat handelt bereits: Anfang Mai erhielt ein Gesetzentwurf in erster Instanz grünes Licht, den Tätern eine hohe Geldstrafe aufzudrücken. Sie müssten für die oft über 10.000 Dollar teuren Polizeieinsätze aufkommen. Der Missbrauch von Notrufen könnte in schweren Fällen auch mit Gefängnis bestraft werden.

Swatting ist in ganz Amerika fast an der Tagesordnung. An einem Tag im April traf es sogar gleich zwei hochkarätige Stars: Ein Anrufer schlug Alarm, dass im Haus von Nachwuchsstar Selena Gomez ein tödliches Familiendrama passiert sei, berichteten US-Medien. Der Vater der Schauspielerin sei schwer bewaffnet und drohe damit, das Haus niederzubrennen. Zuvor raste die Polizei zum Haus von Justin Timberlake in den Hügeln von Hollywood, wo angeblich vier Eindringlinge Schüsse abgeben haben sollen. Beides Fehlalarme.

“Langeweile und Spaß am Verbotenen”

Sänger Chris Brown wurde im Jänner zur Swatting-Zielscheibe, wenige Wochen später traf es Freundin Rihanna. Ein weiterer gefälschter Notruf meldete, dass in der Bel-Air-Villa von Clint Eastwood Männer mit Maschinengewehren seien. Schüsse wurden angeblich auch auf dem Grundstück von Tom Cruise gefeuert – das S.W.A.T.-Team rückte an und zog unverrichteter Dinge wieder ab. “Wir wissen nur wenig über die Motive”, meint Lincoln Hoshino von der Polizei in Beverly Hills. “Langeweile und Spaß am Verbotenen”, spekuliert der Beamte.

Doch nicht nur Stars sind Opfer dieser perfiden Scherze: Vielen Online-Gamern, darunter auch Jugendliche, werden grundlos ein schwer bewaffnetes S.W.A.T.-Team auf den Hals gehetzt. Das Problem dabei ist vor allem, dass die Anrufen Methoden verwenden, die ihre Identifikation erschwert. So kommen unter anderem Voice-over-IP-Hardware oder technische Hilfsmittel, welche die eigene Telefonnummer verschleiert, zum Einsatz. Den Tätern des lebensgefährlichen Streiches das Handwerk zu legen, scheint daher vorerst leider noch sehr schwierig und der Trend freut sich in Amerika weiterhin trauriger Beliebtheit.

(APA/Red.)

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