Suizid ist nach wie vor ein Tabuthema. Besonders tragisch ist es dann, wenn Kinder oder Jugendliche davon betroffen sind. Große mediale Aufmerksamkeit erregt derzeit vor allem der Fall der 15-Jährigen Amanda Todd aus Kanada, die ein Opfer von Cybermobbing wurde, ihr Schicksal im Internet öffentlich machte und sich wenig später das Leben nahm. Ihr Schicksal ist kein Einzelfall.
„Pubertät ist schwierige Phase”
Der Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein verläuft bei vielen nicht immer ganz unproblematisch. „Die Zeit der Pubertät ist eine schwierige Phase für Jugendliche. Es ist eine Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung“, sagt Wilburger-Ölz. Viele dieser Veränderungen können bei Jugendlichen Krisen auslösen, die sie allein nicht bewältigen können. Aber auch unverarbeitete Konflikte oder traumatische Ereignisse aus der Vergangenheit treten in dieser Zeit wieder vermehrt in den Vordergrund. Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen sind laut Wilburger-Ölz keine Seltenheit und „die Grenze zwischen normaler Entwicklung und krankhaften Stimmungstiefs sind fließend.”
Warnzeichen beachten
Wirklich kritisch wird es aber, wenn die depressiven Stimmungen überwiegen und sich bei den Betroffenen Selbstmordgedanken einschleichen. Als erste Anzeichen einer Depression nennt Wilburger-Ölz hier den sozialen Rückzug der Jugendlichen, Vernachlässigung von Freunden und Hobbies sowie eine länger andauernde Niedergeschlagenheit. Hier wäre es dringend ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um der Ursache des Verhaltens auf den Grund zu gehen.
Ankündigung in sozialen Netzwerken
In den letzten Jahren gibt es immer wieder Fälle von Jugendlichen, die ihren Suizid in irgendeiner Form in den sozialen Netzwerken ankündigen oder – wie im tragischen Fall der 15-Jährigen Kanadierin Amanda Todd – auf ihr Leid aufmerksam machen wollen. „Das soziale Netzwerk ist heute aus dem Leben der Jugendlichen nicht mehr wegzudenken”, so Wilburger-Ölz. Ein großer Teil ihres sozialen Lebens, das sie mit ihren gleichaltrigen Freunden teilen, spielt sich im Internet ab.” Aus diesem Grund teilen viele Jugendliche ihre Probleme und Gefühle über Facebook, Twitter und andere sozialen Netzwerke mit. Die Ankündigung eines Suizids ist laut Wilburger-Ölz zweideutig zu sehen. „Einerseits ist es wie ein Hilfeschrei und Ausdruck ihrer inneren Not, auch sicherlich eine Sehnsucht nach Beachtung und Hilfestellung. Andererseits kann ihnen ein anonymer User nicht unmittelbar helfen, sondern nur indirekt, indem er die Ankündigung liest und beachtet.” Für besonders gefährlich hält sie allerdings Foren, in denen sich Jugendliche Anleitungen zum Selbstmord besorgen oder zum Suizid verabreden können, „denn sich zu zweit umzubringen, ist leichter als allein.”
Fachleute aufsuchen
Bei Anzeichen einer Depression oder gar Suizidgedanken sollte auf jeden Fall dringend professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden und zwar von Fachärzten, Psychologen oder Psychotherapeuten. Zwar würden sich auch im Internet Seiten finden, in denen psychologische und psychotherapeutische Hilfe angeboten wird, diese dienen laut Wilburger-Ölz aber eher der Information und können im Ernstfall die Hilfe von Fachleuten nicht ersetzen. „Angehörige und Freunde sollten das Gespräch mit dem Betroffen suchen und ihre Sorge ausdrücken sowie ihre Hilfe und Unterstützung anbieten.” Professionelle Hilfe erhalten Betroffene und deren Angehörige beispielsweise bei der Kinder- und Jugendberatung des Instituts für Sozialdienste oder bei Kinder- und Jugendpsychiatern.
Seit ein paar Jahren ist die Zahl der Suizide bei Kindern und Jugendlichen rückläufig. Im Jahr 2011 haben sich in Österreich, laut Statistik Austria, 33 Jugendliche das Leben genommen. Die Zahl der Suizidversuche ist allerdings um ein Vielfaches höher und liegt bei mehreren tausend Betroffenen. Aufgrund der schwierigen Datenerhebung kann dieser Wert nur geschätzt werden.
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