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Studien zeigen: Nur wenige Österreicher sind "harte" Impfgegner

Nur ein geringer Anteil an Österreichern lehnt Impfungen generell ab.
Nur ein geringer Anteil an Österreichern lehnt Impfungen generell ab. ©bilderbox.com (Sujet)
Obwohl regelmäßig niedrige Durchimpfungsraten in Österreich kritisiert werden, lehnt nur ein kleiner Anteil der Österreicher Immunisierungen generell ab. Das ließe sich durch mehr Aufklärung beeinflussen, hieß es Montagnachmittag bei den "Impfgesprächen 2017" in Wien.

Nur wenige Österreicher sind “harte” Impfgegner, ein erheblicher Anteil der Menschen hat zumindest gewisse Bedenken. Aus Österreich liegen zur Einstellung der Menschen zu den Immunisierungen bereits mehrere Studien vor. “Es handelt sich um Untersuchungen aus den Jahren 2009, 2012 und 2016”, sagte Michael Kundi vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien bei den “Impfgesprächen”.

“Gruppe mit Vorbehalten müsste erreicht werden”

2009 wurden beispielsweise 1.1001 Elternteile von Drei- bis Sechsjährigen bei einer Teilnahmerate von rund 40 Prozent in privaten und öffentlichen Kindergärten zu ihrer Einstellung zu Impfungen befragt. 83 Prozent gaben an, dass Impfungen generell gut für Kinder seien. Sieben Prozent bezeichneten den Nutzen als fraglich, ebenfalls sieben Prozent lehnten Immunisierungen generell ab.

Auf einen erheblichen Anteil an Österreichern, bei denen man mit mehr Aufklärung und Informationen über Impfungen etwas bewirken könnte, wies eine Studie des Karl Landsteiner Instituts für Pädiatrische Fortbildung und Forschung aus dem Jahr 2012 hin. Ein repräsentatives Sample von 750 Elternteilen (85 Prozent Mütter) von bis zu 13-jährigen Kindern wurden zu ihrer Einstellung bezüglich Impfungen befragt. Kundi zitierte folgende Daten: “Impfgegner sind nur vier bis fünf Prozent. 57 Prozent gehören zu der Gruppe mit Vorbehalten, 39 Prozent sind vorbehaltlos für Impfungen. Die Gruppe der Menschen mit Vorbehalten müsste erreicht werden.”

Hohe Durchimpfungsrate bei Tetanus und FSME

Die dritte Untersuchung stammt von einem Team um die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt (MedUni Wien) aus dem Jahr 2016, bei der die Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin und ihre Co-Autoren dem Impfschutz und den Einstellungen rund um Immunisierungen auf lokaler Ebene in der niederösterreichischen Gemeinde Pöggstall im Rahmen der Aktion Prävenire genau auf den Grund gingen.

Dabei erwies sich, dass nur bei Tetanus und bei der FSME bei Kindern und Erwachsenen eine relativ hohe Durchimpfungsrate vorlag. Gegen Tetanus waren offenbar 58 Prozent der Erwachsenen und 46 Prozent der Kinder geschützt, gegen FSME 55 Prozent der Erwachsenen und ebenfalls 46 Prozent der Kinder. Hingegen zeigte sich bei der Erhebung zum Impfstatus, dass nur 30 Prozent der Erwachsenen und nur 43 Prozent der Kinder offenbar gegen Masern, Mumps und Röteln immunisiert waren. Gering ist scheinbar auch die Schutzrate beim Keuchhusten (15 Prozent bei den Erwachsenen und 23 Prozent bei den Kindern). 56 Prozent der Befragten erklärten, sie stünden Impfungen positiv gegenüber, 15,7 Prozent zeigten sich skeptisch, 5,3 Prozent als Impfgegner. “Wer sich selber impfen lässt, lässt auch seine Kinder impfen”, kommentierte Kundi die Daten aus der Studie.

Hausarzt wichtigste Informationsquelle zu Impfungen

Aus allen Untersuchungen geht hervor, dass der Hausarzt die wichtigste Informationsquelle zu Impfungen ist. Das gaben rund 90 Prozent der Befragten an. Dann folgen derzeit mit jeweils rund 50 Prozent bereits das Internet und “Freunde”. Printmedien nehmen bei nur einem Drittel der Menschen die primäre Informationsquelle zu diesem Thema ein.

Wie nahe Erfolg und Probleme im Impfwesen bei einander liegen, zeigt ein historisches Beispiel, das Kundi darstellte: Durch die erste Impfung gegen die Kinderlähmung – die Krankheit ist weltweit mittlerweile beinahe ausgerottet – konnte in den USA die Zahl der Polio-Erkrankungen binnen weniger Jahr von 60.000 (Spitzenwert pro Jahr) auf Null gedrückt werden. Allerdings war bei einem Hersteller der Vakzine das Inaktivierungsverfahren für die Viren vorübergehend nicht ausreichend, was zu vielen Tausenden Infektionen und insgesamt zehn Todesfällen führte.

Moderne Vakzine zeichnen sich hingegen durch extrem hohe Sicherheit aus. Nur Kriegswirren und zusammengebrochene Ordnung in manchen Staaten der Erde verhindern beispielsweise die endgültige, weltweite Ausrottung der Polio. Dies gelang bei den Pocken bereits im Jahr 1980.

(APA/Red)

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