Zu diesem Ergebnis kommt eine Ökonomin von der Universität Linz, deren Untersuchung am Dienstag beim Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erschien. Zuvor hatte die “Bild”-Zeitung darüber berichtet. Die Studienautorin Doris Weichselbaumer verschickte für den Feldversuch fast 1500 fiktive Bewerbungen an Unternehmen in Deutschland und variierte dabei Namen und Foto der vermeintlichen Bewerberin.
Bewerbungen mit dem Namen “Sandra Bauer” erhielten in 18,8 Prozent der Fälle eine positive Rückmeldung – beim Namen “Meryem Öztürk” waren es – trotz gleicher Qualifikation – nur 13,5 Prozent, erklärte das IZA. Trug die fiktive türkischstämmige Bewerberin darüber hinaus auf dem Bewerbungsfoto ein Kopftuch, kamen nur 4,2 Prozent positive Rückmeldungen. Je höher die ausgeschriebene Stelle gewesen ist, desto größer ist der Studie zufolge der Unterschied in der Anzahl der positiven Antworten.
Jede Firma nur einmal angeschrieben
Für den Feldversuch durchforstete die Forscherin nach eigenen Angaben rund ein Jahr lang Stellenanzeigen in deutschen Städten nach Bürojobs. Jede Firma wurde nur von einer der drei fiktiven Bewerberin angeschrieben, um das Experiment nicht auffliegen zu lassen. Auf den Fotos war dabei stets – mit und ohne Kopftuch – dasselbe Model zu sehen. Explizite Angaben zur Religion enthielten die Schreiben nicht.
„Im Westen wird das Augenmerk stets auf die Situation von Frauen in muslimischen Kulturen gerichtet, selten jedoch beschäftigen wir uns mit der Diskriminierung von Musliminnen durch die westliche Gesellschaft“, kritisiert Weichselbaumer in ihrer Studie. Die Ergebnisse weisen jedenfalls eindeutig auf die – bewusste oder unbewusste – Diskriminierung von Bewerberinnen mit Kopftuch und Migrationshintergrund hin, heißt es in einer Mitteliung des IZA.
Moderne Kopftuchbindung
Weichselbaumer wählte bei ihrem Kopftuch-Bewerbungsfoto übrigens eine moderne Art der Kopftuchbindung, bei der ihr Gesicht gut erkennbar und der Hals nur teilweise bedeckt war. Das sollte eine nicht allzu strenge Interpretation der Religion interpretieren. Die Forscherin vermutet, dass die Ergebnisse der Studie noch eindeutiger gewesen wären, wenn sie das Kopftuch konservativer getragen hätte.
(dpa/Red.)
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