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„Sterben – Über das Loslassen“

Vlnr: Karl W. Bitschnau (Hospiz Vorarlberg), Hans-Joachim Gögl (Künstlerischer Leiter), Edgar Eller (Geschäftsführer Montforthaus Feldkirch), Folkert Uhde (Künstlerischer Leiter) und Benjamin Lack (Musikalische Leitung Kammerchor Feldkirch)
Vlnr: Karl W. Bitschnau (Hospiz Vorarlberg), Hans-Joachim Gögl (Künstlerischer Leiter), Edgar Eller (Geschäftsführer Montforthaus Feldkirch), Folkert Uhde (Künstlerischer Leiter) und Benjamin Lack (Musikalische Leitung Kammerchor Feldkirch) ©Magdalena Türtscher
Die 6. „Montforter Zwischentöne“ in Feldkirch beleuchten Facetten des Todes (10. bis 20. November) 

Die sechste Ausgabe der „Montforter Zwischentöne“, vom 10. bis 20. November 2016, steht unter dem Titel „Sterben – Über das Loslassen“. Im November, wenn an Allerheiligen und Allerseelen der Toten gedacht wird, beleuchten Künstler und ‚Experten des Alltags‘ das Sterben aus ganz unterschiedlichen und persönlichen Blickwinkeln. In den Fokus wird nicht etwa der Tod als Endpunkt des Lebens gestellt, sondern vielmehr das Potenzial des Bewusstseins der eigenen Endlichkeit. So tastet das Programm eine fast schon tabuisierte Bedingung unserer Existenz auf ihre Brauchbarkeit für das Leben ab. Thematisiert wird der Kreislauf von Geburt, Leben und Auferstehung, mit Ausblick auf die sich anschließende Feier zur Geburt Christi. Im Zentrum dieser „Zwischentöne“ steht Händels „Messias“, mit Live-Interviews mit Experten rund um die Themen Geburt, Verfolgung, Tod und Auferstehung.

Messias – Liveschaltung ins Diesseits – 19. November
Besondere Aufmerksamkeit gebührt dem Ereignis „Messias – Liveschaltung ins Diesseits“, in dessen Mittelpunkt Georg Friedrich Händels Oratorium „Messias“ steht. Ausführende sind der Kammerchor Feldkirch, der 2016 sein 15-jähriges Bestehen feiert, und das Concerto Stella Matutina unter der Leitung von Domkapellmeister Benjamin Lack. Das englischsprachige Libretto des Werkes besteht fast ausschließlich aus Zitaten aus dem Alten Testament und neigt in seiner Formelhaftigkeit, in liturgischer Distanz zur eigenen Lebensrealität zu bleiben. Durch die „Liveschaltung ins Diesseits“ wird das Sujet aktuell, werden die Texte in den Spiegel der Gegenwart gestellt und auf seine inhaltliche Resonanzfähigkeit hin seziert: Der TV-Journalist und gebürtige Vorarlberger Hanno Settele, bekannt u.a. als langjähriger ORF-Korrespondent in Washington, stellt live die Fragen, die von einem Theologen, einer Sozialarbeiterin, einem Oberarzt einer Palliativstation und einem Kunsterzieher beantwortet werden. Es sind zeitgenössische Antworten auf ewige Fragen zu Glaube, Verfolgung und Erlösung. Mit den Auferstehungs-Klängen des „Messias“ wird das „Zwischentöne“-Jahr beschlossen.

Mörder Seelen – Taten, Diagnosen, Trommelwirbel – 17. November
Mit Spannung erwartet wird das Ereignis „Mörder Seelen“, im sterilen, gekachelten Bassin des Alten Feldkircher Hallenbads. Raimund „Tschako“ Jäger liest aus seiner kriminologischen Enzyklopädie mit Kurzportraits von Serien-, Massen-, Sekten- und Mitleidsmorden, während einer der international wichtigsten Gerichtspsychiater, Reinhard Haller, die Studien kommentiert. Musikalisch umrahmt wird der Abend vom Schlagzeuger Alfred Vogel. „Mörder Seelen“ ist ein Bewältigungsversuch als Jam-Session mit literarischen, wissenschaftlichen und musikalischen Mitteln.

Quintett für vier Sterbebegleiter und Cello – 18. November
Bei diesem Quintett werden jeweils sieben Fragen an Expertinnen und Experten gestellt, die aus unterschiedlichen Zugängen und Professionen Menschen am Ende ihres Lebens begleiten: ein Arzt, ein Priester, eine Angehörige und ein Hospiz-Begleiter. Auf diese persönlichen Erfahrungen antwortet der Cellist Peter Bruns spontan aus seinem reichen Repertoire mit Werken von Johann Sebastian Bach bis Ernst Toch zum Thema.

Bildende Künste: Messias-Terminal und Ensõ – 5. bis 20. November
Kunst auch in den öffentlichen Raum zu bringen, ist eine der Aufgaben der „Montforter Zwischentöne“. Bei der partizipativen Installation „Messias-Terminal: Bevor ich sterbe, möchte ich noch…“ werden Passanten aufgefordert, diesen Satz auf einer vier Meter langen Wand in der Feldkircher Marktgasse zu vervollständigen – eine Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg im Rahmen der „Potentiale“. Bereits am 10. November, um 20 Uhr findet die Vernissage der Ausstellung „Ensõ“ statt, die ausgewählte Arbeiten der japanischen Kalligraphie-Meisterin Sanae Sakamoto zeigt. Ensõ, japanisch für Kreis, ist das zentrale Symbol der japanischen Ästhetik. Das Ideal der Künstlerin im Moment des „Schreibens“ dieses Zeichens ist ein Bewusstsein frei von Körper und Geist – der pure Ausdruck des Hier und Jetzt. Sanae Sakamotos Arbeiten sind hochkonzentrierte Gesten des eingeübten Loslassens, auf Leben und Tod. Für die „Montforter Zwischentöne“ schuf sie anlässlich dieses Schwerpunkts eine Reihe neuer großformatiger Kreis-Arbeiten.

Weitere Ereignisse

10.11., 19.30 Uhr, Altstadtfoyer Montforthaus: „Gruß aus der Küche“ – Programmvorstellung

19.11., 7.00 Uhr, Dachgalerie: „Also, iss freudig dein Brot, trink vergnügt deinen Wein“ – Musik und Poesie

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