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Steirische Polizei stellte Drogen und Sturmgewehre sicher

Mutmaßliche Haupttäter hatten sich wegen Schwierigkeiten mit Lieferant Sturmgewehre zum Selbstschutz besorgt.
Mutmaßliche Haupttäter hatten sich wegen Schwierigkeiten mit Lieferant Sturmgewehre zum Selbstschutz besorgt. ©APA
Die Drogenermittler der steirischen Polizeiinspektion Leibnitz haben errechnet, dass die 13-köpfige Gruppe gesamt rund 47 Kilogramm Amphetamine - neben den konfiszierten zwei Kilo - verkauft haben muss.

Dazu kamen rund 21.000 Stück Ecstasy-Tabletten, 350 Gramm Kokain und mindestens 18 Kilo selbstangebautes Marihuana. Der Gesamtwert soll sich auf 1,1 Millionen Euro Straßenverkaufswert belaufen.

Ein Vorarlberger verhaftet

Der Bezirkspolizeikommandant von Leibnitz, Christian Zöhrer, sagte am Freitag bei der Präsentation des Fahndungserfolgs der Operation “Chemie”, dass man im Zuge einer “freiwilligen Nachschau” bei einem Drogenverdächtigen auf ein Tablet gestoßen sei. Die Fahnder entdeckten ein Foto, das große Mengen Amphetamine zeigte. Die folgenden Ermittlungen dauerten von Jänner bis Mai 2018. “Operation ‘Chemie’ deshalb, weil es sich um synthetisch hergestellte Suchtmittel handelt”, sagte Zöhrer. Es folgten 15 Hausdurchsuchungen und nach und nach 13 Festnahmen, zwölf mutmaßliche Täter sind Steirer, einer ist Vorarlberger mit Migrationshintergrund.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher, sprach von “großartiger Arbeit und Erfolg der Polizeiinspektion Leibnitz”. Es seien bereits mehrere Anklagen gegen u.a. die Hauptbeschuldigten eingebracht worden, man warte auf die Verhandlungstermine. Beschuldigt würden die 13 Personen des Suchtgifthandels bei einem Strafrahmen von einem bis 15 Jahren. Dazu käme noch der Verstoß gegen das Kriegsmaterialgesetz sowie gegen das Verbotsgesetz. “Bei einigen der Beschuldigten wurden NS-Devotionalien gefunden, Kaffeehäferl mit Hakenkreuzen”, sagte Bacher zur APA. Einige seien voll, andere teilgeständig.

Der Chefermittler aus Leibnitz, der anonym bleiben wollte, sagte zu der Ausgangsspur auf dem Tablet: “Eine so hohe Menge an Suchtmitteln hat man nicht zum Eigenkonsum, er hatte Erklärungsbedarf.” Der Mann gehörte zur Verteilebene, über ihn kam man auf die mutmaßlichen Mittäter. Einer davon war laut dem Ermittler in einer anderen Sache vom Stadtpolizeikommando Graz vorgeladen worden. Darauf hatte ein heftiger Chat-Verkehr zwischen den Männern eingesetzt. “Sie haben sich verabredet, ihre Mobiltelefone gemeinsam mit einem Hammer zu zerstören, damit die Bullen nichts finden. Sie haben aber übersehen, dass der Chatverlauf noch auf einem Tablet nachzulesen war”, sagte der Ermittler mit sichtlicher Befriedigung. Über die Chats und Aufzeichnungen sei man auf die Menge von 47 Kilo Amphetaminen gekommen.

Drogen von niederländischem Dealer

Man gehe von drei Haupttätern und zehn Subdealern aus, sagte der Kriminalist. Geliefert wurden die Drogen aus dem niederländisch-belgisch-deutschem Grenzraum. Einer der drei Haupttäter hatte als Kurier fungiert. Die beiden anderen, die vor Anfang 2016 länger in der Schweiz gearbeitet hatten, kannten aus dieser Zeit einen Niederländer, der ihnen Drogen verschaffte. Diese “Lieferschiene” behielten sie bei.

Sturmgewehre zum Selbstschutz

Wegen Schulden beim Lieferanten schickte ihnen dieser 2017 zwei Geldeintreiber, die nicht zimperlich mit ihnen umgegangen sein dürften. Über alte Schweizer Connections besorgten sie sich dann zum “Selbstschutz” die nicht demilitarisierten Stgw57, die in den 1990er-Jahren ausgemusterten Ordonnanzgewehre der Schweizer Armee. Die nicht eben handlichen Gewehre vom Kaliber 5,5 mm haben über einen Meter Länge und über sechs Kilogramm Gewicht und waren noch dauerfeuerfähig. Damit wurden Schießübungen in der Südweststeiermark veranstaltet. Drogen bezog die Gruppe weiterhin, diese aber von der Nummer zwei der niederländischen Gruppe.

Ihre “Verkaufsfahrten” führten die beiden Haupttäter mit einer Sporttasche durch, darin waren in Kunststoffdosen je ein Kilo Amphetamine verpackt. Zuhause hatten sie laut dem Ermittler wenig gebunkert, das Gros war in angemieteten Wohnungen gelagert. Das Marihuana bauten sie selbst an, in In- bzw. Outdooranlagen in Preding und Wettmannstätten.

Bei der Gruppe wurden auch sogenannte Cobra-Böller aus Tschechien gefunden. “Das konnten sie uns nicht genau sagen, wozu sie die brauchten”, sagte der Ermittler auf Journalistenfragen. Warum einer der Männer ein Foto der Amphetamine am Tablet hatte, beantworte der Fahnder so: “Man muss Business betreiben, da muss man etwas vorzuweisen haben.”

(APA)

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