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Stadtrechnungshof sieht finanzielle Probleme bei Wiener Symphonikern

Die Wiener Symphoniker stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Hier bei einem Auftritt am "Fest der Freude".
Die Wiener Symphoniker stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Hier bei einem Auftritt am "Fest der Freude". ©APA/HERBERT P. OCZERET
Laut Stadtrechnungshof haben die Wiener Symphoniker mit "nachhaltigen finanziellen Problemen" zu kämpfen. Die Pensionsregelungen der Symphoniker würden die Bilanz besonders belasten.

Die Wiener Symphoniker – eines der bedeutendsten Orchester des Landes – haben mit “nachhaltigen finanziellen Problemen” zu kämpfen. Das hält der Stadtrechnungshof in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht fest. Den Hauptgrund sehen die Prüfer in alten Pensionsregelungen, die die Bilanz massiv belasten. Kritisiert wurden auch die konstatierten großzügigen Dienstzeitregelungen für die Musiker.

Unter die Lupe genommen haben die Kontrollore die Jahre 2013 bis 2015. Diverse Kennzahlen scheinen dabei durchaus alarmierend: So betrug der Bilanzverlust der Symphoniker im Jahr 2015 rund 64 Mio. Euro, der Stadt-RH errechnete, dass die Rückzahlung der Schulden aus jetziger Sicht ganze 93 Jahre dauern würde.

Massive Höhe der Personalkosten bei Symphonikern

Hauptursache für das Problem ist demnach die massive Höhe der Personalkosten, die wiederum “durch die in der Vergangenheit getroffenen Regelungen kurz- bzw. mittelfristig kaum veränderbar waren”. Gemeint sind damit großzügige Pensionsregelungen für Orchestermitglieder, die erst 2006 abgeschafft wurden – allerdings nur für Neueintritte. Sprich: Der Großteil der Musiker haben nach wie vor Anspruch auf die damals festgelegte Zusatzpension.

Prekäre Lage der Wiener Symphonikern

Ende 2015 waren das 73 Personen, 24 weitere kommen dank Einzelverträge auf Zuzahlungen in der Rente. Lediglich 24 Mitglieder werden einmal in die neue günstigere Regelung fallen. So machten allein die Pensionsrückstellungen zu diesem Zeitpunkt rund 60 Mio. Euro aus. Der Stadt-RH unterstreicht die prekäre Lage mit dem Hinweis, dass eine Reduktion oder Einstellung der jährlichen Förderung der Stadt (2015 knapp 15 Mio. Euro, Anm.) “zwangsläufig in kürzester Zeit zu einer Liquidation des Vereins” führen würde.

RH kritisiert niedriges Arbeitspensum der Symphoniker

Unverständnis zeigen die Prüfer auch hinsichtlich des eingeforderten Arbeitspensums bei den Symphonikern. Dieses erscheine im Vergleich zu anderen Berufsgruppen als sehr niedrig. Außerdem seien viele Musiker unter den Maximaldiensten geblieben – bei Vollbezahlung. “In einzelnen Monaten lag die Auslastung einzelner Instrumentengruppen bei z. B. nur rund zwölf Prozent. So kam die aus drei Musikern bestandene Gruppe Schlagwerk im Monat April 2015 bei insgesamt 83 möglichen Diensten auf zehn geleistete Dienste. Dabei erbrachte ein Musiker bei 28 Solldiensten keinen einzigen Dienst im ganzen Monat.”

Orchester kontert mit Probezeit der Musiker

Die Symphoniker kontern damit, dass die Musiker abgesehen von den eigentlichen Diensten – angesichts von bis zu 50 verschiedenen Programmen pro Saison – viel Zeit mit Vorbereitung und Übung verbrächten. Zudem sei die Herausforderung angesichts der physischen und nervlichen Belastung in Konzertsituationen “nicht mit einer Bürotätigkeit vergleichbar”. Die Dienstzeitenverpflichtung liege auf ähnlichen Niveau wie bei vergleichbaren Orchestern. Unterm Strich sei die Gesamtauslastung der Ensemblemitglieder außerdem 2015 bei 88,8 Prozent, 2016 gar bei 94 Prozent gelegen, hält man seitens des Orchesters fest.

Stadtrechnungshof fordert Senkung der Personalkosten

Der Stadtrechnungshof fordert die Symphoniker u.a. auf, Verhandlungen mit der Gewerkschaft zur Senkung der Personalkosten aufzunehmen. Sollte dies nicht erfolgreich sein, sei eine Reduktion der Orchestermitglieder von 126 (2015) auf den gemäß Statuten festgeschriebenen Minimalwert von 100 Musikern zu reduzieren.

Bei aller Kritik weist das Kontrollorgan aber auch darauf hin, “dass dem nunmehrigen Intendanten (Johannes Neubert, Anm.) die Notwendigkeit von Reformen durchaus bewusst ist und er engagiert nach und nach Verbesserungspotenziale nützt”. Erste budgetwirksame Reformschritte seien bereits 2015 mit dem neuen Orchesterkollektivvertrag gesetzt worden – darunter ein neues Gehaltsschema, die Streichung diverser Zulagen und Änderungen bei Überstunden. Die Symphoniker selbst stellten zudem weitere Verbesserungen etwa durch Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung in Aussicht.

MA7 appelliert Deckelung der Subvention mit derzeitigem Betrag

An die Stadt, namentlich die Kulturabteilung (MA 7), wurde appelliert, die Subvention mit dem derzeitigen Betrag zu deckeln. Das soll zur vollständigen Erfüllung von Reformschritten – einige davon wurden vom Stadt-RH, der damals noch Kontrollamt hieß, schon in der Vergangenheit eingefordert – und zu “nachhaltigen, spürbaren Einsparungen” motivieren. Die MA 7 wies darauf hin, dass die Anpassung der Förderungen 2016 und 2017 unter der Inflationsrate gelegen hätten.

APA/Red.

 

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