Und manchmal ist es genau das, was eine gute Inszenierung tun soll. Der argentinische Dramatiker und Regisseur Rafael Spregelburd schrieb einen Text zu den Themen Staat, Kunst und Religion, um sie kurzerhand zu demontieren und in ihrem Gefangensein von Bürokratie, Geschäft und Aberglaube aufzulösen. Im Bild “Bürokratie” werden ständig unsichtbare Dokumente, aber auch Antragsteller weitergereicht – oder auch nicht. Der zweite Teil, Geschäft mit der Kunst, liefert so etwas wie einen Einstieg in eine absurde Familien-Soap. Das letzte Bild schließlich, das sich der Religion widmet, erzählt von biblischen Plagen und dem irren Aberglauben einer Frau. Sie hat Angst, ihrem Kind einen Namen zu geben, denn was wäre, wenn es in der Folge stirbt.
Beeindruckendes Bühnenbild
Die Spregelburd-Kennerin Esther Muschol – zum ersten Mal am Theater Kosmos – inszeniert das Werk überzeugend. Obwohl die Gleichzeitigkeit von Off-Stimme und agierenden Akteuren den Zuschauer bisweilen sehr fordert, schafft sie es, den gewichtigen Themen mit einer durchgängigen Leichtigkeit zu begegnen, die ihre Spiegelung auch im beeindruckenden Bühnenbild wiederfindet. Schön, schwebend und einem Kunstwerk gleich schafft Agnes Hamvas, die als freischaffende Künstlerin bereits Ausstellungen im In- und Ausland hatte, einen Bühnenraum mit fliegenden Blättern. Genauer betrachtet: Von der Decke sind Fäden bis zum Boden gespannt, an denen von oben bis unten in unregelmäßigen Abständen dünne Platten befestigt wurden. Die Wirkung ist magisch und gibt den Figuren auf der Bühne trotz der Fülle ausreichend Bespiel-Möglichkeiten.
Erfrischendes Musik-Ensemble
Die Musik, die die ernsten Themen ebenfalls mit einer Leichtigkeit umspielt, lieferte Herwig Hammerl, der bereits seit 2006 regelmäßig für das Kosmos tätig ist. Die fünf Darsteller bieten eine solide Ensemble-Leistung. Katrin Grumeth, Anna Schönberg, Julian Sigl, Bernd Sracnik und Helge Stradner sind allesamt das erste Mal auf der Kosmos-Bühne zu sehen – eine durchaus erfrischende Auswahl des Leading-Teams.
Fazit: “Alles” ist ein Stück, das mit Erzählebenen spielt und verunsichert. Die Inszenierung ist sehenswert. Das Premierenpublikum zeigte sich angetan. Das Theater Kosmos feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen. Auf dem Spielplan stehen im Jubiläumsjahr noch zwei Uraufführungen.
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