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Spritpreis im Dauerhoch

Schwarzach - Es ist vor Feiertagen ein altbekanntes Spiel: Pünktlich zu Beginn des Reiseverkehrs ziehen die Spritpreise an. Dasselbe Phänomen war auch heuer an den heimischen Zapfsäulen zu beobachten. Nur: Im Unterschied zu vergangenen Jahren blieb das Hochpreisniveau auch nach Ostern bestehen – und zog entgegen dem alljährlichen Trend sogar nochmal an.
Spritpreise im Vergleich

Dafür verantwortlich sind laut den Autofahrerclubs ÖAMTC und ARBÖ mehrere, nicht immer durchschaubare Faktoren. Die bisher üblichen „saisonalen Preisgesetze“ kommen jedenfalls mächtig ins Wanken. Auch eine längere Spritpreis-Hochphase wie im Jahre 2008 wird dabei nicht ausgeschlossen.

Spekulanten am Werk

Wie ARBÖ-Sprecherin Lydia Ninz im VN-Gespräch erklärt, verhalte sich die Preisgestaltung seit November 2009 „völlig atypisch“. Während im Winter die Dieselpreise aufgrund der stärkeren Heizölnachfrage steigen, sinken jene für Eurosuper. Genau entgegengesetzt verhalten sich die „saisonalen Preisgesetze“ im Sommer. Nur: „Dieses Muster kam heuer überhaupt nicht zu tragen“, sagt Ninz – und verweist dabei auf das Jahr 2007. „Da hat es genauso angefangen. Ein Jahr später hatten wir die absolut höchsten Spritpreise“, skizziert sie ein düsteres Szenario für Autofahrer. Verantwortlich dafür seien unter anderem Rohstoff-Spekulanten, so Ninz. Während in London der Rohölpreis gehandelt wird und die Börse „zumindest ansatzweise transparent ist, da die Preise publiziert werden“, stößt sich die Expertin an der bereits vielfach kritisierten Produktbörse für Diesel und Benzin in Rotterdam. Denn: Die gehandelten Daten sind nicht öffentlich, die Preisgestaltung daher nicht nachvollziehbar. „Man muss schon fragen, inwiefern es legitim ist, dass auf einer kleinen Börse die Spritpreise für ganz Europa festgelegt werden“, spart Ninz nicht mit Kritik.

ÖAMTC will Offenlegung

Ähnlich ÖAMTC-Sprecher Jürgen Wagner. „Die Spekulation mit Rohstoffen ist sehr zweifelhaft.“ Der Autofahrerclub fordere seit Langem eine Offenlegung der Kalukaltionen und die Installierung einer Marktaufsicht. Die Argumentation, wonach der stärkere Dollar für die aktuellen Hochpreisphase verantwortlich sei, will Wagner jedenfalls nicht gelten lassen – und widerspricht damit Christoph Capek, Vertreter der österreichischen Mineralölindustrie. Die Produktpreise seien in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, argumentiert er. „Die Unternehmen können sich internationalen Marktgefügen nicht entziehen“, so Capek. Zumal der Spritverbrauch in Österreich – im Europavergleich – gerade einmal 1,7 Prozent betrage.

BWB ohne Kompetenz

Die Vorgehensweise an der Rotterdamer Börse wird auch von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) mit Argwohn beobachtet. Nur: Wirkliche Kompetenzen für ein Eingreifen fehlen der Behörde. „Wir können im Ausland nichts erreichen. Da haben wir keine Zuständigkeit“, betont Sprecher Stefan Keznickl. Er hoffe auf ein Einschreiten der EU, da dieses Phänomen nur europaweit aufgeklärt werden könne. Dass Finanzspekulanten beim Spritpreis kräftig mitverdienen, beweist indes eine kürzlich in Deutschland veröffentlichte Studie. Demnach verteuern Spekulanten jeden Liter Benzin oder Diesel um rund 14 Cent. Eine Tankfüllung von 50 Litern kostet demnach sieben Euro zuviel, so das Ergebnis der Studie.

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