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Spitzenkandidaten für die EU-Wahl im Überblick - nur zwei Kandidatinnen

Eine der derzeit erst zwei Spitzenkandidatinnen für die EU-Wahl: Ulrike Lunacek
Eine der derzeit erst zwei Spitzenkandidatinnen für die EU-Wahl: Ulrike Lunacek ©EPA
So weit bisher fixiert werden von den EU-Wahlplakaten nur zwei Spitzenkandidatinnen lachen: Ulrike Lunacek für die Grünen und Angelika Mlinar für die NEOS. Die anderen vier Parteien, deren Antreten und Listenerste feststehen, setzen auf Männer. Wir haben den Überblick für Sie.

Der älteste Kandidat für die EU-Wahl ist Eugen Freund (SPÖ, 62 Jahre), die jüngste Mlinar (43). Diese beiden sind, gemeinsam mit FPÖ-Co-Spitzenkandidat Harald Vilimsky, auch die “Neuen” bei dieser Wahl. Die anderen kennen den Job als Europaparlamentarier, zum Teil auch schon sehr lang.

Altgediente Kandidaten bei der EU-Wahl

ÖVP-Listenerster Othmar Karas weist mit bald 15 Jahren (gemeinsam mit Hans-Peter Martin) die drittlängste Amtsdauer der aktuellen Österreicher-Riege auf, der zweite FPÖ-Spitzenkandidat Andreas Mölzer sitzt seit 2004 im EU-Parlament, Lunacek seit 2009. Ewald Stadler, der heuer mit eigener Liste – den REKOS (Reformkonservativen) – in die Wahl zieht, ist erst kurz dabei. Ihm stand das Mandat zu, das das BZÖ (aus dem er mittlerweile ausgeschlossen ist) 2011 durch den Lissabon-Vertrag doch noch bekam.

Newcomer als einzige unter 50

Der 47-jährige Vilimsky und Mlinar sind nicht nur EU-Wahl-Newcomer, sondern auch die beiden einzigen Spitzenkandidaten unter 50. Mölzer steht mit Freund am anderen Ende der Tabelle, er ist mit 61 der zweite über 60. Im Durchschnitt sind die sieben Spitzenkandidaten 55 Jahre alt.

Martin und das Team Stronach haben noch nicht bekannt gegeben, ob sie am 25. Mai antreten werden. Das BZÖ möchte, muss aber ebenso 2.600 Unterstützungserklärungen sammeln wie die Liste “EU STOP”, deren Spitzenkandidaten mit Rudolf Pomaroli und Robert Marschall schon feststehen. Mit der Unterschrift des früheren Liste-Martin- und jetzt parteifreien EU-Parlamentariers Martin Ehrenhauser kann das Piraten-KPÖ-Wandel-Wahlbündnis “Europa anders” antreten. Ehrenhauser ist auch potenzieller Spitzenkandidat, über die Liste soll indes am 1. März entschieden werden.

Kurzbiografien der bisher bekannten Spitzenkandidaten

SPÖ: EUGEN FREUND

Quereinsteiger, war früher beim ORF, zuletzt als “ZiB 1”-Moderator. Geboren am 15. April 1951 in Wien, aufgewachsen in Kärnten, hat Freund nach der Matura einige Studien begonnen, aber keines abgeschlossen. Erste journalistische Sporen verdiente er sich beim “profil” als freier Mitarbeiter, ab 1974 war er in der Innenpolitik-Redaktion des ORF-Hörfunks. 1978 wurde er Pressesprecher für Außenminister Willibald Pahr (parteilos, von der SPÖ nominiert), dann ging er zum Presse- und Informationsdienst der Republik Österreich in New York. 1986 stieg er wieder beim ORF ein, für den er u.a. (bis 2001) Korrespondent in Washington und ab 2007 Fernseh-Moderator war. Freund ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

ÖVP: OTHMAR KARAS

Seit 1999 EU-Abgeordneter, seit 2006 Delegationsleiter der ÖVP, seit 2012 Vizepräsident des EU-Parlaments. Spitzenkandidat ist Karas jetzt erstmals, aber 2009 setzte er sich mit fast 113.000 Vorzugsstimmen auf Platz 1 der Liste, vor Ernst Strasser. Delegationsleiter wurde er erst, als Strasser wegen der “Cash for Laws”-Affäre zurücktrat. Geboren am 24. Dezember 1957 in Ybbs an der Donau, war Karas – der sein Politikwissenschaftsstudium 1996 abschloss – bis 1995 im Banken- und Versicherungsbereich tätig, parallel machte er in der Politik Karriere: Als Obmann der ÖVP-nahen Union Höherer Schüler (UHS) und der Jungen ÖVP, von 1983 bis 1990 als Nationalratsabgeordneter, 1995 als Generalsekretär unter Wolfgang Schüssel und danach im EU-Parlament. Karas ist verheiratet mit der Tochter des früheren Bundespräsidenten Kurt Waldheim, Christa, und hat einen Sohn.

FPÖ: ANDREAS MÖLZER UND HARALD VILIMSKY

Andreas Mölzer: Seit 2004 EU-Abgeordneter, jetzt (gemeinsam mit Vilimsky) zum zweiten Mal Spitzenkandidat. Er gehört dem ganz rechten Flügel der FPÖ an und gilt als führender Ideologe. 2002 zog er in Knittelfeld mit an den Fäden, auch 2005 rund um die Parteispaltung. Als Haider-Getreuer war er 1991 bis 1995 Vorsitzender der Parteiakademie, 1991 bis 1993 Bundesrat und 1999 bis 2001 Kulturbeauftragter in Kärnten. Im Zivilberuf ist der am 2. Dezember 1952 in Leoben geborene Mölzer – der Jus und Geschichte ohne Abschluss studierte – Publizist, vorwiegend in einschlägigen Medien: Er war Chefredakteur der FP-Wochenzeitung “Kärntner Nachrichten”, schrieb für die vom DÖW als “rechtsextrem” eingestufte “Aula” und gründete 1997 das Magazin “Zur Zeit”. Der Vorsitzende der Alten Herren des Corps Vandalia ist geschieden und wiederverheiratet, hat fünf Kinder – ein Sohn, Wendelin, ist Nationalratsabgeordneter – und lebt am Ossiacher See.

Harald Vilimsky: Seit 2006 Generalsekretär und Nationalratsabgeordneter der FPÖ. Er startete seine Parteikarriere als Pressereferent – schon unter Jörg Haider im Parlamentsklub (1991 bis 1996), danach im Wiener Rathausklub, wo der Strache-Getreue 2004 bis 2006 auch Landesparteisekretär war. Nach der Abspaltung des BZÖ nahm ihn Heinz-Christian Strache 2006 als Generalsekretär in die Bundespartei mit, seit der Wahl 2006 sitzt er im Nationalrat. Von Beruf ist der am 22. Juli 1966 geborene Wiener “akademisch geprüfter PR-Berater”, er absolvierte einen Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit. Vilimsky ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Einzige Damen: Lanacek und Mlinar

GRÜNE: ULRIKE LUNACEK

Seit 2009 im EU-Parlament, zum zweiten Mal Spitzenkandidatin. 2009 löste sie den altgedienten Johannes Voggenhuber ab, die Grünen brachen auf 9,9 Prozent ein. Vor ihrer Polit-Karriere war Lunacek (geboren am 26. Mai 1957 in Krems) nach einem abgeschlossenen Englisch- und Spanisch-Dolmetschstudium in Innsbruck u.a. als Pressereferentin beim Österreichischen Informationsdienst für Entwicklungspolitik tätig – und engagierte sich als bekennende Lesbe für die Rechte Homosexueller. 1995 wurde Lunacek (bis 1998) Bundesgeschäftsführerin der Grünen, 1999 zog sie in den Nationalrat ein – nachdem ihr erster Versuch, EU-Kandidatin zu werden, scheiterte. 2009 gewann Lunacek eine Kampfabstimmung gegen Johannes Voggenhuber, kam ins EU-Parlament und wurde Vizepräsidentin der Grünen Fraktion, Kosovo-Berichterstatterin sowie Leiterin der EU-Wahlbeobachtung in Honduras.

NEOS: ANGELIKA MLINAR

Mlinar war die letzte Parteichefin des Liberalen Forums (LIF). Dort kam die studierte Juristin (geboren am 29. Juni 1970 in Altendorf in Kärnten) 1997 als Assistentin des EU-Abgeordneten Friedhelm Frischenschlager erstmals mit der Politik in Berührung. Von Mai 2009 bis Juli 2010 war sie Generalsekretärin des Rats der Kärntner Slowenen, seit Juni 2009 Bundessprecherin des LIF. Als solche führte sie die Liberalen in die Fusion mit den NEOS, seit der Wahl 2013 sitzt sie für die NEOS im Nationalrat.

REKOS: EWALD STADLER

Stadler – seit 2011 EU-Abgeordneter – war erst bei der FPÖ, dann beim BZÖ und jetzt kandidiert er, gemeinsam mit der Christen-Partei, mit der Liste REKOS (Reformkonservative). Der Wahl-Niederösterreicher startete seine Polit-Karriere in Vorarlberg (geboren wurde er am 21. Mai 1961 in Mäders), wo der studierte Jurist im Landtag (von 1991 bis 1994 als Klubobmann) saß. 1994 wechselte er in den Nationalrat, 1996 wurde er an der Seite Jörg Haiders geschäftsführender Klubchef, 1999 musste er in die NÖ-Landesregierung wechseln. Unter Schwarz-Blau war er 2001 bis 2006 Volksanwalt der FPÖ. Gemeinsam mit Mölzer führte er 2002 in Knittelfeld und 2005 rund um die Parteispaltung Regie. 2006 wurde er wieder FPÖ-Abgeordneter, trat aber bald aus und ging 2008 zum BZÖ. 2011 nahm er das EU-Mandat an, das dem BZÖ dank Lissabon-Vertrag zukam. Nach der Schlappe bei der Nationalratswahl 2013 überwarf er sich mit dem BZÖ und wurde ausgeschlossen. Der verheiratete Vater fünfer Kinder lebt in Etsdorf in NÖ.

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