Spanien nähert sich langsam an Rettungsschirm an
Da kommt es sehr gelegen, dass es in den nächsten Wochen keine Schulden bedienen muss und das Land bereits mehr als die Hälfte des Kapitalbedarfs für dieses Jahr am Markt gedeckt hat. Doch die Finanznöte der am Rande des Ruins taumelnden Regionen dürften dem Zentralstaat in den nächsten Monaten zu einem Hilferuf treiben.
Als Getriebener will der konservative Ministerpräsident Rajoy aber nicht erscheinen. Vielmehr verbreitet er die Botschaft, dass er vor einem Rettungsgesuch in Brüssel zunächst eine komplizierte Formel mit mehreren Unbekannten auflösen müsse. Die zentrale Variable darin ist die Rolle der EZB, die Hilfen der Rettungsfonds EFSF und ESM mit Staatsanleihenkäufen flankieren kann. Rajoy will diese Schützenhilfe aus Frankfurt nun daraufhin überprüfen, ob sie “angemessen” ist. Dabei hat EZB-Chef Draghi Bondkäufe von Schuldenländern ausdrücklich an die Bedingung gekoppelt, dass hilfsbedürftige Eurostaaten sich zunächst an den Rettungsfonds wenden müssen und dieser damit die Hilfsaktion lenkt.
Nun hat Rajoy den Ball geschickt zurück ins Feld der Zentralbank gespielt, die erst am 6. September zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammenkommt. “Wir haben Zeit”, betont Wirtschaftsminister Luis de Guindos, der darauf verweist, dass das Land bereits den Großteil seines für dieses Jahr veranschlagten Kapitalbedarfs am Markt gedeckt habe. Nach dem Studium der Details des EZB-Plans will Guindos einen “genauen Zeitplan” erstellen.
Die Lage an den Anleihemärkten der Euro-Krisenländer Italien und Spanien hat sich zu Wochenbeginn weiter merklich entspannt. Am Montagnachmittag fiel die Rendite bei den richtungweisenden zehnjährigen Papieren aus Spanien um 0,10 Prozentpunkte auf 6,66 Prozent. Damit rutschte der Zinssatz weiter unter die kritischen Marke von 7,0 Prozent. Werte oberhalb dieser Schwelle werden von vielen Experten als langfristig schwer bewältigbar bewertet.
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