“SpaceShipTwo” war am Freitag bei einem Testflug im US-Bundesstaat Kalifornien abgestürzt. TV-Sender zeigten Bilder von Wrackteilen in der Mojave-Wüste. Nach Polizeiangaben kam einer der beiden Piloten ums Leben, der andere konnte sich mit einem Fallschirm retten. Er wurde schwer verletzt. Rettungskräfte fanden Trümmer verstreut auf dem trockenen Wüstenboden, wie Sheriff Donny Youngblood auf einer Pressekonferenz sagte. “Alle unsere Gedanken sind bei den Familien der von diesem tragischen Ereignis Betroffenen”, heißt es in dem Virgin-Statement. “Wir tun alles, was uns möglich ist, um sie zu unterstützen.” Das Unternehmen werde voll mit den ermittelnden Behörden kooperieren.
Nach dem Absturz hatte Virgin Galactic mitgeteilt, bei dem Testflug habe es eine “ernsthafte Unregelmäßigkeit” gegeben, jedoch ohne Details zu nennen. “SpaceShipTwo” war von einem Flughafen rund 150 Kilometer nördlich von Los Angeles abgehoben. Es wurde vom Trägerflugzeug “WhiteKnightTwo” in die Höhe gebracht und dann ausgeklinkt. Dem Nachrichtensender CNN zufolge kam es kurz darauf zu einem Problem. Die US-Flugkontrollbehörde FAA teilte mit, nach der Abkoppelung den Kontakt zu dem Raumflugzeug verloren zu haben. Sie ermittelt nun ebenfalls. Das Mutterflugzeug hingegen landete sicher.
During the test, the vehicle suffered a serious anomaly resulting in the loss of SpaceShipTwo. WK2 landed safely. (2 of 4)
— Virgin Galactic (@virgingalactic) 31. Oktober 2014
Bereits über 30 Mal im Einsatz
Das “SpaceShipTwo” hatte seinen ersten Testflug im Frühjahr 2013 absolviert und war seitdem mehr als 30 Mal probeweise im Einsatz. Der Flug am Freitag war der erste Test des Raumgleiters mit Raketenzündung seit Jänner. Berichten von Experten zufolge wurde diesmal eine andere Treibstoffmischung genutzt, die zuvor aber ausgiebig getestet worden sein soll. Insgesamt war es der 55. Testflug. Die maximale Flughöhe sollte 110 Kilometer betragen, also knapp über der Grenze zum Weltraum. Diese liegt bei einer Höhe von 100 Kilometern.
Space is hard – but worth it. We will persevere and move forward together http://t.co/kJGG0NQTNf — Richard Branson (@richardbranson) 1. November 2014
Berühmte Stars kauften Tickets
Die rund 18 Meter lange Passagierraumfähre flog laut Virgin Galactic mit Geschwindigkeiten von bis zu 4.200 Kilometern pro Stunde. Sie sollte ab dem kommenden Jahr Weltraumflüge für Privatpersonen anbieten. Die Maschine bot Platz für zwei Piloten und sechs Passagiere, die bei dem Trip die Schwerelosigkeit erleben sollten. Nach Angaben von Branson hatten bereits 700 Interessierte Tickets für die kurzen Flüge ins All gekauft, darunter angeblich auch Stars wie Tom Hanks und Angelina Jolie.
“Cygnus” explodierte beim Start
Der Unfall ist der zweite schwere Rückschlag für die private Raumfahrt binnen weniger Tage. Erst am Dienstag war der unbemannte Raumtransporter “Cygnus” Sekunden nach dem Start im Bundesstaat Virginia explodiert. Er sollte rund 2,3 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS ins All bringen.
Space Ship Two was tracked on Flightradar24. Signal was lost at 17.12 UTC 10 km north of Mojave pic.twitter.com/0aga5Ka0SQ
— Flightradar24 (@flightradar24) 31. Oktober 2014
“Bauchschuss” in der jungen Branche
Nun steht die Zukunft des Weltraumtourismus infrage. Als “herben Rückschlag für die bemannte private Raumfahrt” bezeichnete der Raumfahrtexperte Gernot Grömer vom Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) den Absturz von “SpaceShipTwo”. Die Folgen des Unglücks für die bemannte Raumfahrt seien noch schwer abzuschätzen, “aber diese Woche wird im Weltraumsektor bereits jetzt als ‘Bauchschuss’ in dieser noch jungen Branche bezeichnet”, so ÖWF-Obmann Grömer.
Start vermutlich um Jahre verzögert
“Wir werden im nächsten Jahr und wahrscheinlich in den Jahren danach keine kommerziellen Flüge für Touristen ins All sehen”, sagte Raumfahrtexperte Marco Caceres von der Beratungsfirma Teal Group. Virgin Galactic sei bisher “bei Weitem” führend im Bereich des Weltraumtourismus gewesen, nun werde sich der Start der ersten Touristen wohl um Jahre verzögern. (APA)
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