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So viel Geld bekamen Vorarlbergs Krankenhäuser von der Pharmaindustrie

300.000 Euros flossen 2016 in die Vorarlberger Krankenhäuser.
300.000 Euros flossen 2016 in die Vorarlberger Krankenhäuser. ©VN/Uysal, Unternehmen
Mit Ende Juni veröffentlichten die pharmazeutischen Unternehmen heuer zum zweiten Mal ihre geldwerten Leistungen an Mediziner und medizinische Institutionen. Vorarlbergs Krankenhäuser sind dabei ein vergleichbar kleiner Fisch auf stabilem Niveau.

Rund 90 Millionen Euro zahlten die österreichischen Pharmaunternehmen 2016 an Angehörigen und Institutionen medizinischer Fachkreise, erklärte der Verband der Pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig) zur Veröffentlichung des zweiten Transparenzberichts der Pharmaunternehmen.

90 Millionen für Österreichs Mediziner

Ein Drittel, gut 33,7 Millionen, entfiel dabei auf Forschungstätigkeiten und die Durchführung klinischer Studien, die im Rahmen der Arzneimittelentwicklung stattfinden. Ein weiteres Drittel kam Veranstaltungen zur fachlichen Weiterbildung zugute, der Rest teile sich Dienst- und Beratungsleistungen sowie Spenden und Förderungen für Institutionen auf.

Vorarlberg ein kleiner Fisch

Die Krankenhäuser der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft und der Stadt Dornbirn erhielten davon 308.442,25 Euro, rechnet die Rechercheplattform Correctiv vor. Damit bewegen sie sich auf einem ähnlichen Niveau wie 2015 noch (301.635,23 Euro). Mehr als die Hälfte davon fließen in das größte Krankenhaus im Ländle, das Landeskrankenhaus Feldkirch, insgesamt mehr als 160.000 Euro. Schlusslicht von den Krankenhäusern ist das Landeskrankenhaus Bludenz mit 8.525 Euro.

6 Unternehmen für fast zwei Drittel verantwortlich

Blickt man auf die Ausgaben der fünf größten Phamaunternehmen der Welt (Merck, Novartis, Pfizer, Roche und Safoni) und dem größten deutschen Pharmazeuten Bayer, sind die Zahlen ähnlich. Die “Top 6” unserer Auswahl überwiesen 2016 insgesamt 178.696 Euro an die Vorarlberger Krankenhäuser. 87.793,67 Euro flossen an das LKH Feldkirch, Hohenems löst mit 7.814,27 Euro Bludenz als Schlusslicht ab.

Flug und Hotel

Die Pharmaunternehmen kommen dabei für verschiedenste Dinge auf, von Weiterbildungen bis zu Sponsoring. Der größte Kostenpunkt der “Top 6” stellt dabei Kongresse und die damit verbundenen Reise- und Unterbringungskosten dar. Allein 99.829 Euro wurden für Reisekosten und Hotels ausgegeben, weitere 44.320 Euro für Teilnahmegebühren an Kongressen und Weiterbildungen.

Pharming Verhaltenskodex

Der EFPIA (European Fedartion of Pharmaceutical Industries and Associations) Disclosure Code zur Offenlegung von Zuwendungen wurde ins Leben gerufen, um größere Transparenz und das Vertrauensverhältnis zur Öffentlichkeit zu fördern. Alle EFPIA-Mitglieder verpflichten sich, sämtliche Zuwendungen an Fachkreise und Organisationen des Gesundheitswesens sowie sämtliche Zuwendungen, die sich im Zusammenhang mit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ergeben, zu veröffentlichen. In Österreich wurden diese Regelungen auch in den Pharming Verhaltenskodex (VHC) aufgenommen.

Transparenz für mehr Vertrauen

Die Zusammenarbeit zwischen Medizin und Pharmazie ist gleichermaßen notwendig wie heikel, da beide voneinander abhängig sind und Korruption nicht auszuschließen ist. Mit dem nun zum zweiten Mal veröffentlichten Transparenzbericht soll Zweiteres verhindert werden. In Deutschland dürfen die Zahlen nur mit Zustimmung der Ärzte veröffentlicht werden. Heuer haben nur 25 Prozent der deutschen Mediziner zugestimmt. In Österreich hat die Ärztekammer der Veröffentlichung zugestimmt.

Strenge Compliance-Regeln

Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft agiere hier schon sehr lange sehr transparent und unterliege strengen Compliance-Regeln “Dazu gibt es bei uns die sogenannten Drittmittelkonten, über die alles abgewickelt wird, was außerhalb der Finanzierungen durch Versicherungen und Landesgesundheitsfonds liegt. Die finanziellen Unterstützungen durch die Pharmakonzerne fließen vor allem in den Bereich Fortbildung oder werden direkt in Abteilungen investiert”, erklärte KHBG-Direktor zum ersten Transparenzbericht gegenüber VOL.AT. Schließlich sei die Medizin auch ein Geschäft, in dem ein zu großes Naheverhältnis zu den Pharmakonzernen nicht begrüßenswert wäre.

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