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So leben unbegleitete Flüchtlinge in Bregenz: Lokalaugenschein im Asylheim

Bregenz - Seit gut einem Monat leben 37 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bregenz. Wir waren im ehemaligen Schülerheim der Herz-Jesu-Missionare zu Besuch.
Minderjährige Flüchtlinge in der Bregenzer Römerstraße
Ein Blick in die Flüchtlingsunterkunft neben dem Landhaus
Jung, ohne Eltern, im fremden Land

Die Einfahrt – freigeschaufelt von den Jugendlichen – führt hoch zur Unterkunft der 37 Flüchtlinge in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landhaus. In dem ehemaligen Schülerheim leben nun 36 Afghanen und ein Ägypter. Betreut werden sie rund um die Uhr von der Caritas, das Haus hat die Diözese gestellt. Acht Vollzeit-Mitarbeiter und zwei Teilzeitbetreuer betreuen die Jugendlichen.

Putzen, Haus- und Gartenarbeit

Hausleiterin und zentrale Ansprechperson ist Margaritha Matt: “Wir sorgen für eine Tagesstruktur.” Dass heißt, die Jugendlichen werden beschäftigt: Putzen, in der Hausarbeit helfen, bei der Essensausgabe, im Frühling im Garten helfen.

Sprache lernen: “Bregenz gut”

Die 15- bis 17-Jährigen lernen Deutsch, machen ihre Hausaufgaben und drei Mal in der Woche lernen sie in der HTL Bregenz. “Als das Schülerheim renoviert wurde, gab es einige Handwerker aus dem Bregenzerwald, die als Schüler während der Woche hier gewohnt haben”, erzählt Margaritha Matt.

“Damals haben Bregenzerwälder Schüler von hier aus die HTL besucht, schön dass nun auch unsere Jugendlichen eingebunden werden. Die Sprache ist der Schlüssel zum Verständnis.” Auf die Frage wie ihnen Bregenz gefällt, antworten die Jugendlichen sogleich: “Bregenz gut”.

Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Bregenz
Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Bregenz ©Unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Bregenz – VOL.AT/Brüstle

Wollte nach Hause zurück

Es ist ein beschwerlicher Weg, den die Jugendlichen gegangen sind, viele tausend Kilometer, teils zu Fuß, teils haben sie den lebensgefährlichen Weg in Fahrzeugen zurückgelegt. Ihre Heimat mussten sie verlassen, aus Angst vor bewaffneten Konflikten oder wegen religiöser Verfolgung. Die Jugendlichen können sich noch nicht auf Deutsch verständigen, doch mit Hilfe eines Dolmetschers haben die Betreuer einige Geschichten erfahren.

Ein Jahr in Angst gelebt

“Einer erzählte, er habe 16 Jahre lang ein Leben in Angst geführt, hier könne er nun zum ersten Mal in Ruhe und Geborgenheit schlafen”, berichtet die Stellenleiterin. “Ein anderer hält, so wie einige hier, telefonisch Kontakt zu seiner Familie. Als er erfahren hat, dass sie sich in Gefahr befindet, wollte er zurück nach Hause, um ihnen zu helfen.” Der Jugendliche kam in dieser Nacht nicht mehr zur Ruhe. Er erhielt Zuspruch von einer Betreuerin, die sich um ihn kümmerte und ihn schließlich zu beruhigen vermochte. Sehnsucht nach ihren Familien haben aber natürlich alle Jugendlichen.

Dreieck aus Land, Träger und Gemeinde

Jürgen Hartmann arbeitet im Land Vorarlberg in der Abteilung Gesellschaft und Soziales. “Am wichtigsten ist die Zusammenarbeit von Land, Trägerorganisationen wie der Caritas und den Gemeinden”, sagt Hartmann: “Die Zusammenarbeit funktioniert.”

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UMF-Quote zu 60 Prozent erfüllt

Derzeit ist die UMF-Quote (unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge)  zu 60 Prozent erfüllt, in diesem Jahr sollen vier neue UMF-Quartiere mit je 30 Plätzen eingerichtet werden. Jürgen Hartmann zeigt auf: “2014 waren noch 38 UMF in Vorarlberg, Anfang 2016 waren es 200. Darauf müssen wir reagieren.”

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