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So lange arbeiten Sie in der Woche für den Staat

Die Vorarlberger schwitzen bei der Arbeit - doch bleibt wenig vom Lohn zum Leben.
Die Vorarlberger schwitzen bei der Arbeit - doch bleibt wenig vom Lohn zum Leben. ©VOL.AT/Steurer
Schwarzach - Derzeit debattiert man in Vorarlberg eine Reform der Lohnsteuer. Doch wie lange arbeiten die Vorarlberger tatsächlich für den Staat? Eine allgemeine Antwort zu finden ist schwierig.

Die Arbeiterkammer fordert mit ihrer Unterschriftenaktion eine Reform der Lohnsteuer. Doch wie viel zahlt der durchschnittliche Vorarlberger Arbeitnehmer tatsächlich an Abgaben an den Staat? Die größten Brocken machen die Mehrwertsteuer mit 20 Prozent und die Lohnsteuer aus. Diese hat einen Eingangssteuersatz von 36,5 Prozent. Doch die tatsächliche Steuerbelastung ist vom Einzelfall abhängig, betont Dietmar Brunner von der Vorarlberger Arbeiterkammer.

Das Durchschnittseinkommen der männlichen Vorarlberger lag 2013 laut Statistik Austria bei 38.464 Euro brutto – und damit eindeutig über dem Österreichschnitt. Die Frauen liegen stark abgeschlagen bei einem Jahresabkommen von 20.214 Euro brutto. Dies bedeutet ein Bruttomonatslohn von 1.440 Euro, gegenüber einem Männerbruttolohn von 2.750 Euro. Dies liegt nicht zuletzt an dem großen Anteil von teilzeitbeschäftigten Frauen in Vorarlberg. Netto bleibt damit durchschnittlich 1.789, beziehungsweise 1.129 Euro übrig.

 

Die Steuerbelastung

Vorarlbergs Arbeitnehmer dürfen tief in die Taschen greifen. So kostet ein Bruttolohn von 3.000 Euro dem Unternehmen bereits 3.938,40 Euro. Netto bleibt davon nach Lohsteuer und Sozialversicherung nur 1.905,86 Euro. Davon müssen noch Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer und andere Abgaben geleistet werden. Wie hoch ist jedoch die durchschnittliche Steuerbelastung der Arbeitnehmer? Dazu gibt es nur österreichweite Werte – und diese schwanken. Die Wirtschaftskammer Österreich und die Statistik Österreich gibt eine durchschnittliche Abgabenbelastung von 45,3 Prozent an. Die OECD schätzt, dass Österreichs Arbeitnehmer ganze 49,1 Prozent Abgaben zu zahlen haben. Aufgrund des niedrigeren Einkommens düfte die Abgabenbelastung für Frauen leicht unter dem Durchschnitt liegen. Laut OECD zahlt ein Österreicher, der nur zwei Drittel des Durchschnittseinkommens verdient, immerhin noch 44,5 Prozent an Steuern und Abgaben. Dieser Wert wird für den Wert der Frauenarbeitszeit herangezogen.

Die Miete

Laut der Statistik Austria hat Vorarlberg die höchsten Durchschnittsmiete Österreichs. So zahlen die Vorarlberger durchschnittlich 586 Euro Miete im Jahr 2013, inklusive Autostellplatz. Beim Quadratmetermietpreis liegt Vorarlberg mit 8,07 Euro auf Platz zwei hinter Salzburg.

Für diese Rechnung wurden das Durchschnittsgehalt und die von der OECD berechneten Steuerbelastungen herangezogen. Überstunden wurden keine berücksichtigt. Auf eine Woche heruntergebrochen mit 38,5 Arbeitsstunden verdient ein Mann 639 Euro. Davon gehen insgesamt 314 Euro für Steuern, Sozialversicherung und andere Abgaben drauf. Die Durchschnittsmiete macht pro Woche weitere 136,28 Euro aus. Unterm Strich bleiben knapp 189 Euro. Mit diesen müssen nun noch Versicherungen, Kredite und der Lebensunterhalt bestritten werden.

Bei den Frauen sieht es noch düsterer aus. Aufgrund der hohen Teilzeitquote ist es schwierig, hier Schätzungen zu treffen. Bei einer angenommenen 20-Stunden-Woche und dem Durchschnittsbruttolohn liegt der Bruttostundensatz bei 16,79 Euro – und damit fast beim durchschnittlichen Bruttolohn der Vorarlberger Männer (16,60 Euro). Dies macht jedoch ein Bruttowochenlohn von 335,78 Euro aus. Unterm Strich bleibt nach den Abgaben (149,42 Euro bei 44,5 Prozent) und Miete (ebenfalls 136,28 Euro) nur knappe 50 Euro zum Leben.

Somit arbeitet der durchschnittliche Vorarlberger Arbeitnehmer fast 19 Stunden, um seine gesamten Steuern zu zahlen – oder von Montag bis Mittwoch, 11 Uhr. Allein für die Miete arbeitet er weitere acht Stunden, sie macht immerhin 21,33 Prozent seines Bruttolohnes aus. Erst ab Donnerstag, 11 Uhr, arbeitet er für seinen Lebensunterhalt – also private Versicherungen, Einkäufe (vor Steuern) und Kreditraten.

Bei einer 20-Stunden-Woche arbeiten die Vorarlbergerinnen zwar nur neun Stunden, um ihre Abgaben leisten zu können. Auch die Miete beträgt acht Arbeitsstunden. Damit sind jedoch bereits 17 Stunden abgearbeitet, bleiben weniger als drei Stunden für den Lebensunterhalt. Bei einer 38,5-Stunden-Woche zum selben Gehalt sieht die Sache noch düsterer aus. Bei einem Bruttostundenlohn von 8,72 Euro arbeitet man noch knapp 17 Stunden an seiner Abgabenquote. Um die Miete zahlen zu können, muss man nun 15 und eine halbe Stunde arbeiten – oder bis Freitag, 10 Uhr. Nur ganze fünf Arbeitstunden dienen dem Lebensunterhalt.

(MRA)

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