AA

So emotional kämpften Vorarlberger Betroffene um die Kinderonkologie

Alena machte selbst Erfahrungen auf den Onkologie-Stationen in Innsbruck und Dornbirn.
Alena machte selbst Erfahrungen auf den Onkologie-Stationen in Innsbruck und Dornbirn. ©VOL.AT
An der öffentlichen Diskussion über die Schließung der Kinderonkologie in Dornbirn nahmen Donnerstagabend neben Politikern, Ärzten und Krankenschwestern vor allem Eltern und Betroffene teil. Diese schilderten ganz persönliche Erfahrungen, die sie mit der Krebsbehandlung in Dornbirn bzw. in Innsbruck machten.
Deshalb war Bgm. Kaufmann nicht bei Onkologie-Diskussion
Livestream von der Diskussionsveranstaltung
Behandlung in der Schweiz wird geprüft
Das sagt LH Wallner zur Kinder-Onkologie in Dornbirn

“War eine harte Zeit”

Vater Stefan erzählt, wie die Zeit nach der Diagnosestellung bei seinem Kind war. “Von heute auf morgen sind wir in Innsbruck gestanden. Wir sind während der Behandlung auf den Campingplatz geflüchtet, weil es nicht anders möglich war”, erzählt er. Beide, er und seine Frau, mussten ihre Jobs aufgeben, um sich um die gemeinsamen Kinder zu kümmern. “Es war eine harte Zeit”, resümiert er. Als sie die Behandlung dann nach Dornbirn verlegen konnten, fiel ihnen ein großer Stein vom Herzen, erzählt er weiter.

“Dornbirn war mein Zuhause”

Alena war selbst von der Krankheit betroffen und verbrachte viele Stunden sowohl in Innsbruck als auch in Dornbirn. “Innsbruck war für mich nur ein Krankenhaus, während Dornbirn irgendwann zu meinem Zuhause wurde”, erzählt die junge Vorarlbergerin. Für sie waren die Besucher, sei es die Oma oder ihre Freundinnen, eine wichtige Stütze in dieser Zeit.

 “Möchte mich bei Dornbirn bedanken”

Auch Marcel bekam in jungen Jahren die Diagnose Knochenkrebs. Die ersten drei Chemos fanden für ihn in Innsbruck statt, danach bekam er das Angebot, die Therapie in Dornbirn weiter zu führen. Für ihn war die Verlegung nach Dornbirn eine Erleichterung, denn der Transport nach Innsbruck war sehr schwierig, da er sein Bein nicht abwinkeln durfte.

“Uns hat in Innsbruck niemand ernst genommen”

Die Mama von Gabriel musste hochschwanger für 56 Tage jeden Tag nach Innsbruck und wieder retour fahren, da ihr Sohn dort behandelt wurde. Sie erzählt vom schlimmen Heimweh, das ihren Sohn während dieser Zeit plagte. Ihre anderen zwei Kinder musste sie während dieser Zeit oft alleine lassen.

Krankenschwester: “Kinder aus Innsbruck waren verstört”

Eine ehemalige Krankenschwester des Krankenhauses Dornbirn meldete sich ebenfalls zu Wort. Sie war während der Anfangsphase der Kinderonkologie tätig. “Als die Kinder aus Innsbruck zu uns kamen, hatte ich das Gefühl, sie waren einfach ein bisschen durcheinander und ein bisschen verstört”, erzählt die Vorarlbergerin. Sie schildert, wie die Kinder unter der ärztlichen Aufsicht von Dr. Bernd Ausserer aufblühten. “Was mich traurig stimmt, ist dass hier nur ehemalige Krankenschwestern sitzen”, erklärt sie und fragt in die Runde: “Wo sind die jetzigen Bediensteten? Dürfen Sie nicht kommen?”

Psychiaterin: Familie für den Heilungsprozess wichtig

Dr. Johanna Rohrer ist Fachärztin für Psychiatrie in Rankweil. Sie erklärt, warum es aus ihrer Sicht wichtig ist, die Kinder in Dornbirn zu behandeln.

Schon vor Jahren Brief an LH geschickt

Der Sohn von Karin erkrankte im Oktober 2011 an Leukämie. Auch sie erzählt von der Erleichterung, als sie erfuhr, dass ihr Kind in Dornbirn behandelt werden könne. Sie lobte Dr. Ausserer und sein Team in den höchsten Tönen. “Was diese Menschen geleistet haben, ist unbezahlbar.” Geborgenheit braucht man in so einer Situation, sagt sie, Dornbirn konnte ihrem kranken Kind und der gesamten Familie während dieser Zeit Geborgenheit schenken. Schon vor Jahren wendete sie sich deshalb mit einem Brief an den Landeshauptmann, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Kinderonkologie nicht verlegt werden dürfe.

Christoph Waibel: “Onkologie in Dornbirn soll bleiben”

Auch Politiker, wie FPÖ-Landtagsabgeordneter Christoph Waibel nahmen an der Diskussion teil. “Ich glaube wir sind uns alle einig, dass wir die Onkologie in Dornbirn um jeden Preis behalten wollen”, stellte er eingangs klar. Er machte selbst schon Erfahrungen mit der Behandlung von Krebskranken und gab den anderen Betroffenen den Rat: “Versteift euch nicht darauf, wer jetzt schuld ist und wer nicht.”

Roland Frühstück (ÖVP): “Müssen uns mehr anstrengen”

ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück erzählte von langen konstruktiven Diskussionen mit den anderen Parteien im Vorfeld. “Wir haben eingesehen, dass wir uns noch mehr anstrengen müssen, um dieses Problem zu bewältigen.” Er verwies aber auch ganz klar, dass das KH in Dornbirn von der Stadt und nicht vom Land verwaltetet wird.  Es sei aber trotzdem Landeskompetenz, dass Menschen geholfen wird, die Hilfe benötigen.

Sprickler Falschlunger (SPÖ): “Ich lüge euch nicht an”

Hitzig wurde die Diskussion als Dr. Gabi Sprickler-Falschlunger, sowohl praktizierende Ärztin als auch Bereichssprecherin für Gesundheit, zu Wort kam. Sie ortete eine Lösung darin, den Transport für die Kinder zu erleichtern, indem neue Krankenwagen gekauft und die Fahrten finanziert werden. Mit diesem Statement erntete sie verärgerte Zwischenrufe aus den Reihen der Betroffenen. “Ich sage nur, was lösbar ist”, verteidigte sich Sprickler-Falschlunger. “Ich will euch nicht anlügen.”

Offener Brief an Politiker

Remo Stechert, der bereits durch ein berührendes Facebook-Posting über seinen an Leukämie erkrankten Sohn, bekannt wurde. Er las nochmals den von ihm verfassten offenen Brief an die Verantwortlichen im Land vor.

Der gesamte Livestream zum Nachsehen

 

(Red.)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • So emotional kämpften Vorarlberger Betroffene um die Kinderonkologie