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Skilegende Rössner gestorben

Österreichs Skisport trägt Trauer: Mit Professor Alfred Rössner ist am Christtag der Vater des "weißen Wunderteams" der 50er-Jahre gestorben. Der gebürtige Steirer wurde 94 Jahre alt.

Er hatte auch das österreichische Trainerwesen revolutioniert hat und lebte seit langem in Salzburg und Bad Hofgastein.

Der „gelernte“ Mittelschulprofessor Fred Rössner hatte 1936 bei den Olympischen Winterspielen mit Österreichs Skilanglauf-Staffel Platz acht belegt und machte auch als erfolgreicher Bergsteiger von sich reden. So gelang ihm gemeinsam mit Friedl Wolfgang eine Erstbesteigung der Eiskögele-Nordwand. Seine Pioniertätigkeit erlebte 1937 einen Höhepunkt, als er als Erster den Kaukasus auf Skiern durchquerte.

Nach seiner Zeit als Sportler machte Rössner eine beispiellose Karriere als Funktionär. Er war ÖSV-Coach im Lager der Nordischen ebenso wie der Alpinen. Seine damals revolutionären, systematischen Trainingsmethoden haben bis heute Geltung. Er begann etwa mit damals unüblichen Programmen, etwa mit Sommertraining.

Der wohl erfolgreichste seiner Schüler, Baldur Preiml, meinte einmal in einem Interview über Rössner: „Er ist der letzte wirklich große Sport-Könner im praktischen Bereich, einen wie ihn wird es so schnell nicht mehr geben. Er war selbst Leistungssportler, ein Universal-Genie, ein Alleskönner.“

Sein größter Verdienst war wohl die Verwandlung der Ski-Individualisten zur stärksten Ski-Mannschaft der Welt. Der im steirischen Gebirgsort St. Johann am Tauern geborene Rössner übernahm neben der ÖSV-Langlaufstaffel (Rang vier in St. Moritz 1948 bzw. fünf 1952 in Oslo) gleichzeitig 1950 eine zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich erfolgreiche alpine Herren-Mannschaft. Er legte den Trainingsschwerpunkt auf Kondition bzw. richtige Dosierung der Belastung und diese Neuerung war der Grundstein für eine sensationelle Erfolgsserie der ÖSV-Herren.

1952 gewannen die Männer fünf von neun möglichen Olympia-Medaillen, 1956 erreichten sie in Cortina sechs von neun Podestplätzen, darunter die drei Goldenen der Kitzbüheler Skilegende Toni Sailer. Im selben Jahr betreute Rössner bei den Sommerspielen in Melbourne die Kanuten Max Raub/Herbert Wiedermann, die im K2-Bewerb über 1.000 m Olympia-Bronze eroberten.

Nach dem Erfolgsjahr 1956 folgte nach internen Querelen mit den sich benachteiligt fühlenden Arlbergern der Rücktritt Rössners, der den Nordischen aber treu blieb. Er wandte sich dann auch immer mehr dem Sommersport zu: Präsident des österreichischen Amateurringer-Verbandes war er ebenso wie Betreuer von Ruderern und Kanuten. Bei den vier Sommerspielen von 1960 bis 1972 (Rom, Tokio, Mexiko-Stadt und München) fungierte er in Zusammenarbeit mit dem ÖOC als Chefcoach.

Auch im Internationalen Skiverband (FIS) war Rössner, der auch als Mitbegründer der staatlichen Trainerausbildung gilt, von 1969 bis 1987 Mitglied des FIS-Vorstandes und seit 1985 Ehrenmitglied. Als einziges Mitglied, das in allen drei Komitees, also Sprung, Langlauf und Alpin tätig gewesen ist, wie der frühere FIS-Präsident Marc Hodler den Wahlsalzburger einmal lobte.

Sein liebstes Hobby war – wie schon in seiner Jugend – das Bergsteigen und Wandern. Das Gasteinertal kannte Rössner in- und auswendig. Selbst als über 90-Jähriger unternahm er noch regelmäßig Wanderungen auf die Schloßalm. Seinen 94. Geburtstag am 16. August feierte er im Hotel „Kaiser Karl“ in Großgmain mit zahlreichen Freunden, darunter der gleichaltrige ehemalige Kombinierer und Olympiateilnehmer Markus Maier aus der Stadt Salzburg.

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