AA

Skifirma Kästle will ab 2015 schwarze Zahlen schreiben

Kästle sieht sich nach der Wiederauferstehung auf dem Weg zu schwarzen Zahlen.
Kästle sieht sich nach der Wiederauferstehung auf dem Weg zu schwarzen Zahlen. ©Kästle
Die Traditions-Skifirma Kästle steckt viele Jahre nach ihrer Wiederbelebung noch immer in den roten Zahlen, aber es geht bergauf. Im Geschäftsjahr 2015/16 soll der Turnaround gelingen.
Comeback als Marke geglückt

Das sagte Kästle-Mehrheitseigentümer Rudolf Knünz am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien.

“Von Jahr zu Jahr besser”

“Wir sind nach wie vor nicht positiv, aber von Jahr zu Jahr besser”, so Knünz, der 2007 gemeinsam mit Stefan Pierer über deren Cross Industries die weltweiten Markenrechte für Kästle vom italienischen Benetton-Konzern erwarb.

Im Jahr 2012/13 (per Ende Juni) machte Kästle laut “FirmenCompass” einen Bilanzverlust von rund 400.000 Euro, nach einem Minus von 1,6 Mio. Euro davor. Ergebniszahlen für das Geschäftsjahr 2013/14 wurden noch nicht veröffentlicht, der Umsatz ist nach heutigen Angaben bei 6 Mio. Euro gelegen. Für 2014/15 peilt Knünz eine Umsatzsteigerung um 10 Prozent an. Der Dollarkurs komme Kästle gerade zugute.

Kästle lässt bei Head produzieren

Seit der Übernahme im Jahr 2007 ist die jährlich Skiproduktion von 1.000 auf 18.000 Paar gestiegen. In der heurigen Saison sollen es 20.000 werden. Mittelfristig sieht Knünz die Produktion “Richtung 30.000” gehen. Kästle lässt beim Skihersteller Head in Kennelbach (Vorarlberg) produzieren. Die Logistik übernimmt die Firma Gebrüder Weiss. Entwicklung, Vertrieb, Marketing und Buchhaltung stemmt Kästle mit nur 25 Mitarbeitern. Der Firmensitz ist in Wels.

Ski-Industrie im Preiskampf

Kästle verkauft seine Skier praktisch ausschließlich über den Fachhandel in Skigebieten. Von den Problemen, mit denen Mitbewerber wie Fischer beim neuen Eybl-Eigentümer Sports Direct konfrontiert sind, ist Kästle somit nicht betroffen. Da Skier erklärungs- und serviceintensiv sind, passen sie nicht in die Produktpolitik von Sports Direct.

Sie bringen schlicht zu hohe Kosten für Diskonter mit sich. Das Unternehmen wirft die Bretter daher in Österreich schon vor der Saison mit Rabatten von bis zu 80 Prozent auf den Markt, was aus Sicht der Skibranche dramatisch ist, beklagte kürzlich Fischer-Chef Franz Föttinger im “Standard”.

Premium-Marke Kästle

Der Weltmarkt für Skier stagniert bei rund 3,2 Millionen Paar. In Österreich setzen die Hersteller etwa 350.000 Paar Skier im Jahr ab. Besser läuft das Geschäft mit Skischuhen. Hier bewegen sich die Verkaufszahlen bei rund 400.000 Paar. Kästle ist im Skigeschäft ein absoluter Nischenplayer. Das Einsteigermodell kostet zwischen 550 und 600 Euro. Der teuerste Ski im Angebot kommt auf etwa 1.200 Euro.

“Bei Skiern über 1.000 Euro halten wir einen Weltmarktanteil von 35 Prozent”, sagte Knünz. Der typische Kästle-Kunde sei “der Hietzinger, der in Lech Urlaub macht und sich dort einen Privatlehrer nimmt”. Noch gefragter sind Kästle-Skier laut Knünz aber im US-Nobelskiort Aspen. “Dort verkaufen wir doppelt so viel wie am gesamten Arlberg.”

Werbung: “Spitzensport wird überschätzt”

Kästle hat kaum Pistenskier im Programm, sondern hat sich auf das Freeride-Segment spezialisiert. Mit 5 Prozent Anteil Miteigentümer ist der amerikanische Freeride-Pionier Chris Davenport. Die österreichische Freeride-Sportlerin Lorraine Huber ist bei Kästle unter Vertrag und hilft bei der Entwicklung der Skier mit. Skistars wie Marcel Hirscher oder Benjamin Raich könne man sich gar nicht leisten, räumte Knünz ein. Außerdem habe der Spitzensport eine kleine Bedeutung und werde “völlig überschätzt”.

Kästle macht ein Drittel des Umsatzes in Nordamerika – und dort seien österreichische Stars wie Hirscher und Raich ohnehin unbekannt, so Knünz. Zweitwichtigster Markt ist Österreich, gefolgt von Frankreich und der Schweiz. In Russland habe man noch nicht den richtigen Importeur gefunden, Tschechien sei bisher “völlig unterschätzt” worden.

Nach einigen Umwälzungen gehört Kästle nun zu 72 Prozent Knünz und dessen Familie. 5 Prozent hält Wolfgang Kappl, 18 Prozent die BLR Beteiligungs GmbH rund um die Gründer Oliver Binder, Alexander Lotschak und Siegfried Rumpfhuber. 5 Prozent gehören Christopher Davenport. Vor etwa einem Monat wurde Knünz’ Großcousin Bernd Knünz (41) als Geschäftsführer ernannt. Er folgte damit Siegfried Rumpfhuber. (APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Wirtschaft
  • Skifirma Kästle will ab 2015 schwarze Zahlen schreiben