Für “Sing Street” schöpft der irische Regisseur, der selbst Musiker ist, aus seinen Erfahrungen als Teenager im Dublin der 80er-Jahre. Nun startet das energiegeladene, liebenswerte Coming-of-Age-Musical im Kino.
Sing Street – Die Handlung
Für sein letztes Schuljahr wechselte Carney einst von einer vornehmen Schule an eine öffentliche Schule in der Synge Street. Selbiger Kulturschock ereilt auch seinen Protagonisten im Film: Weil Irland von der Rezession erfasst ist und das Geld der Familie knapp wird, wird der 15-jährige Conor (Ferdia Walsh-Peelo) aus seinem gewohnten Umfeld gerissen und in eine öffentliche Schule gesteckt, in der der katholische Schulleiter sadistisch und der oberste Schulhof-Rowdy gnadenlos ist.
Ein Lichtblick nach einem ersten Schultag im rauen Umfeld ist das Mädchen, das gegenüber der Schule an einem Geländer lehnt: Raphina (Lucy Boynton) ist ein wenig älter als Conor, ausgefallen angezogen, stark geschminkt und mit geheimnisvoller Vergangenheit. Conor spricht sie mutig an und bietet ihr, die von einer Modelkarriere in London träumt, eine Hauptrolle im Musikvideo seiner Band an. Der Haken: Er hat gar keine Band, und Instrument kann er auch keines spielen. Also trommelt er spontan eine Truppe talentierter Außenseiter für eine Schulband zusammen, angefangen mit dem Multiinstrumentalisten Eamon (Mark McKenna), der Conors Texte vertont.
Unterstützung in Musik- und Mädchenfragen bekommt Conor von seinem älteren Bruder Brendan (Jack Reynor), der seinen eigenen Traum vom Musiker-Dasein ebenso aufgegeben hat wie sein Studium. Bald weiß Conor: Eine Band braucht einen Look, ein Frontmann einen coolen Namen. Also nimmt seine Band, die sich Sing Street nennt, optisch und stilistisch mal Anleihen an The Cure oder Duran Duran, probiert alles von New Romantics bis Synthie-Pop, und wird im Laufe der Zeit immer professioneller.
Sing Street – Die Kritik
Das Finden des eigenen Stils geht in “Sing Street” einher mit dem Erwachsenwerden. Der Film trifft ihn genau, diesen Punkt im Leben eines jungen Menschen, in dem er aus sich herauswächst, und etwa die eigenen Eltern als Erwachsene wahrnimmt. Dass Conors Eltern vor der Scheidung stehen, ermutigt ihn, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Er, der wegen seiner braunen Schuhe in der Schule mit “Schwarze Schuhe”-Vorschrift schikaniert wurde, kommt nun mit Lidschatten, Haarsträhnen und Hut in die Schule, lässt Tyrannen links liegen und wirbt selbstbewusst um eine scheinbar unerreichbare junge Frau.
Das alles ist durchzogen mit Hits der 80er-Jahre sowie davon inspirierten Songs von Gary Clark, die Conor und Eamon in den mitreißendsten Szenen des Films gemeinsam erarbeiten. Als Kinobesucher wird man spätestens beim gloriosen Finale bei der Schulabschlussfeier mit dem Ohrwurm “All the complicated girls and boys” in seinem Sitz mitwippen. Und wenn Conor dann im Liebeskummer allein auf seiner Gitarre Herzschmerz-Songs textet, fühlt man sich an einen jungen Glen Hansard erinnert, dessen Titelsong aus “Once”, “Falling Slowly”, 2007 überraschend den Oscar erhielt. Auch wenn diesmal kein Oscar drin sein sollte: Die Musik, die liebenswerten Charaktere, die von Humor, Hoffnung und Aufbruchsstimmung durchdrungene Geschichte machen “Sing Street” zu einem pulsierenden Musikfilm und authentischen Coming-of-Age-Drama gleichermaßen.
(APA)
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