Rankweil. (VN-doh) In einer Urkunde aus dem Jahr 840 wird die Rankweiler Montfortstraße als „Via Barbaresca“ bezeichnet. Darum gelten die Grundstücke entlang der Straße auch als potenzielle Fundstellen für Archäologen. Der private Bauträger Nägele Wohn- und Projektbau plant in der Montfortstraße eine Anlage mit 13 Wohnungen. Noch vor Baubeginn wurde aber eine archäologische Grabung vom Bundesdenkmalamt in Auftrag gegeben. Was die Archäologen gestern Abend in Rankweil der Öffentlichkeit präsentiert haben, kann nun durchaus als Sensationsfund bezeichnet werden.
Einzigartige Fundstätte
Das Ausgrabungsteam ist auf weitaus ältere Fundstücke gestoßen, als vermutet. Auf dem rund 800 Quadratmeter großen Grundstück wurden mehrphasige eisenzeitliche Siedlungsreste gefunden. Die gesamte Grabungsstätte ist der erste Nachweis von eisenzeitlichen Siedlungen im Talboden in Vorarlberg. „Wir haben selten auf einem so großen Areal arbeiten und Funde sichern können“, erklärte die Archäologin Maria Bader.
Zeitlich datiert wird die Siedlung in Rankweil auf das 6. bis 1. Jahrhundert vor Christus. Die Analyse habe gezeigt, dass es sich um eine Siedlung der Eisenzeit mit bäuerlichem Charakter mit mehreren Langhäusern handelt. Man könne davon ausgehen, dass hier über mehrere Jahrhunderte Menschen gelebt haben.
Neben verschiedenen Schmuck- und Trachtenelementen wurden Reste der Bernsteinverarbeitung und Handwerksgeräte gefunden. Für den Laien kaum erkennbar ,zeigte Bader auch die Reste eines Langhauses, das rund 23 Meter lang war und über mindestens zwei Räume verfügte. Als bemerkenswert bezeichnete sie auch den Keller, der bei einem der Häuser freigelegt werden konnte. Die Archäologen konnten nachweisen, dass dieser bei einem Brand stark beschädigt worden ist.
Keller bei Brand zerstört
Seit der Freilegung ist nun eine Woche vergangenen, und der Druck des Bodens und die starken Regenfälle haben dem Fundstück bereits zugesetzt. Weil der Keller zudem durch den Brand in der Antike in Mitleidenschaft gezogen worden ist, hat sich das Bundesdenkmalamt dazu entschlossen, das Grundstück für den Bau der Tiefgarage freizugeben.
Bei Baueingabe erfahren
Die Funde wurden alle gesichert und dokumentiert, in den kommenden Tagen wird noch ein 3D-Screening des Grundstücks gemacht. Damit sind die achtwöchigen Grabungen dann beendet. Gekostet haben die Grabungen rund 80.000 Euro. Knapp 50.000 Euro muss Nägele Wohn- und Projektbau als Grundstückseigentümer übernehmen. Geschäftsführer Klaus Baldauf kritisiert, dass man erst bei der Baueingabe nach 1,5 Jahren Planung von den vorgeschriebenen Grabungen erfahren habe.
Eigentümer der Funde ist der Grundstückseigentümer. „Es gibt derzeit Überlegungen, wie wir einige der Fundstücke im Neubau ausstellen oder integrieren können“, so Baldauf. Wie groß das Interesse an der Grabung war, zeigten gestern die rund 120 Interessierten, die sich noch selbst ein Bild vor Ort machen konnten.
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