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Shootingstar Hirscher feiert Weihnachten ganz traditionell

Hirscher geht als Gesamtweltcupführender in die Weihnachtspause
Hirscher geht als Gesamtweltcupführender in die Weihnachtspause ©APA
Erstmals als Weltcup-Gesamtführender geht Marcel Hirscher dieses Jahr in die kurze Weihnachtspause. Während seine Speed-Kollegen schon am 26. Dezember wieder nach Bormio "ausrücken", hat Österreichs 22-jähriger Ski-Shootingstar etwas mehr Zeit, seine Rückenprobleme auszukurieren und sich auf den speziell für Technikspezialisten so wichtigen Jänner vorzubereiten.

Zuletzt sei der Stress “brutal groß” gewesen, hatte Hirscher beim Heimrennen in Flachau betont. Dort hatte er dem Hype kaum entkommen können und prompt den ersten Saisonausfall verzeichnet. “Ein Sieg wäre mein Weihnachtsgeschenk gewesen”, hatte Hirscher nach dem missglückten Flutlichtslalom gestanden.

Keine großen Weihnachtswünsche

Große Weihnachtswünsche hat der Sohn von Ferdinand Hirscher und einer Niederländerin (“Auch dort gibt es Doppelseiten über mich”) nicht. “Weiße Weihnachten sind garantiert, sonst habe ich alles”, sagte Hirscher, der ganz traditionell mit Familie und Freunden in Annaberg und Abtenau feiert. “So wie es der Brauch vorschreibt.” Und natürlich mit der Suppe seiner Mama Sylvia. Was ihn besonders freut, sind die etwas ruhigeren Tage. “Meine Freunde studieren ja, ich bin am Wochenende nie da. Über Weihnachten trifft man aber jeden wieder.”

Den verpassten Heimsieg hatte Hirscher schnell verschmerzt. “Ich habe mit meinen 22 Jahren ja noch ein bissl Zeit”, zeigte sich der Jungstar abgeklärt. Einerseits, weil er wegen seines bisher besten Saisonstarts “sprachlos” ist, andererseits weil er erstaunlich weit über den Dingen steht.

“Ich habe das Ganze ein bissl durchschaut. Einige Misserfolge und der Hype lässt sofort nach”, ist Hirscher längst bewusst. “Nichts ist für die Ewigkeit, schon gar nicht, nur weil man gerade ein paar Stockerplätze herausgefahren hat”, zeigte der Jungstar gesunde Distanz.

Deshalb ärgert ihn auch, dass leise Stimmen einem Benjamin Raich das Karriere-Ende einreden wollen. “Eine Frechheit”, empörte sich Hirscher. Wenn man sieht, was Benni für Österreich geleistet hat und dann hört man so einen Schwachsinn – da kommen mir fast die Tränen.”

Vorbild Hermann Maier

Wie sein Idol Hermann Maier ist auch Hirscher stets einer der letzten bei der Streckenbesichtigung. Während der Salzburger froh, ist, sein Vorbild persönlich kennengelernt zu haben (“Das gelingt den wenigsten”), kann er selbst mit der Rolle als Idol noch nicht so souverän umgehen.

“Ich sehe mich ja selbst noch nicht so als Idol. Ich will meinen Job machen und lediglich mein Hobby perfektionieren”, erklärte Hirscher. “Ein Arzt rettet jeden Tag ein Leben, ich fahre nur gut Ski. Ich tu’ mir also schwer mit dieser Rolle, find’s aber cool, wenn die Kids mit meiner Startnummer herumrennen.”

(Preis-)Geld ist für Hirscher ein “Super-Nebeneffekt” (“Ich kenne meinen Kontostand ganz genau”), aber auch diesbezüglich hat er ein größeres Bild. “Mein Freund Matthias Walkner gehört im Motocross zu den schnellsten der Welt. Für einen Grand-Prix-Sieg bekäme er aber genau null Cent. Diese Motivation und den Ehrgeiz muss man erst einmal haben, täglich sein Leben zu riskieren für ein Minusgeschäft”, zeigte Hirscher Bewunderung. “Da bin ich froh, dass es es im Skifahren anders ist, auch wenn wir im Vergleich zu anderen Sportarten für ein Butterbrot unterwegs sind.”

An Rolle noch nicht gewöhnt

Neid oder Ärger sind ihm aber fremd. “Ich hätte ja selbst Fußballer werden können, dafür habe ich aber kein Talent”, betonte Hirscher. “Fußball ist eine Weltsportart, Skifahren in Mitteleuropa populär. Im Sommer interessiert das genau niemanden.”

An die Rolle, der Gejagte zu sein, hat er sich noch nicht ganz gewöhnt. “Als Führender und Letzter am Start zu stehen, ist nicht leicht. Du kommst alleine aus der Skihütte, am Start wird schon zusammengeräumt”, hofft der 22-jährige, dass dies nun bald zur Routine wird. “Dann kann man auch besser damit umgehen.”

Ted Ligetys Kritik ist für Hirscher nur teilweise nachvollziehbar. “Einiges ist umsetzbar, einiges nicht. Ich nutze meine Energie aber lieber für andere Sachen.” Zu tun hat er genug. Selbst über Weihnachten, obwohl es da ausnahmsweise ein Motto gibt: “Runter vom Gas!”

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