Gewerkschaft und Arbeiterkammer haben am Dienstagabend “fassungslos und entsetzt” auf die Aussagen von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zum Ende von Servus TV reagiert. “Die jetzt an den Tag gelegte Haltung ist eines Herrn Mateschitz nicht würdig”, erklärte Gerald Forcher, Geschäftsführer der GPA-djp Salzburg. “Wir leben in Österreich und nicht auf irgendeiner Bananenrepublik.”
Gegen Betriebsrat? AK-Chef Pichler platzt der Kragen
“Was soll an der Vorgehensweise über Betriebsratswahlen nachzudenken nicht dienlich sein?”, fragt AK-Präsident Siegfried Pichler in der gemeinsamen Aussendung mit Forcher. Ihm platze der Kragen, wenn so über die betriebliche Mitbestimmung gedacht werde. Sich gewerkschaftlich zu organisieren sei ein Grundrecht.
Mateschitz hatte zuvor bestätigt, dass Initiativen zur Gründung eines Betriebsrats mit dem Aus des Senders zusammenhängen. “Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation nicht gerade dienlich war, ist evident”, erklärte er in einem Statement gegenüber der APA.
Weitsichtiger und besonnener Mateschitz?
Die beiden Arbeitnehmervertreter Forcher und Pichler stärken Mateschitz – und somit dem wichtigen Salzburger Arbeitgeber Red Bull – allerdings auch den Rücken. “Wir haben Herrn Mateschitz bislang als sehr verantwortungsvollen und ehrbaren Unternehmer geschätzt, der sich auch seiner sozialen Verantwortung stets bewusst war.” Der laut “Forbes” reichste Österreicher sei für seine Weitsichtigkeit und besonnene Entscheidungen bekannt.
AK und GPA: Wahrer Grund für Servus-TV-Aus nicht Betriebsrat
Dass Servus TV seinen Betrieb einstellt, sei auf die erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zurückzuführen, sind AK und GPA überzeugt. “Das ist der wahre Grund für das Aus bei Servus TV, und nicht weil einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über einen Betriebsrat nachgedacht haben.” Den Vorwurf, dass die Betriebsratsidee von außen gesteuert worden wäre, weisen sie zurück. Eine Wahl würde aber unterstützt.
Mitarbeiter: “Verbitten uns Einmischung von außen”
Am Dienstagabend unterschrieben die Mitarbeiter von Servus TV einen offenen Brief, in dem sie die Gründung eines Betriebsrates ablehnen. “Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat”, hieß es von Mitarbeitern. Im Zuge dessen bekräftige man auch den Vorwurf, die Initiative für die Arbeitnehmervertretung sei von außerhalb gekommen. “Darüber hinaus verbitten wir uns ausdrücklich jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen”, hieß es weiterhin.
Der Salzburger Getränkekonzern Red Bull mit über zehntausend Mitarbeitern weltweit und Firmensitz in Fuschl am See selbst hat ebenso wie das Red Bull Media House keinen Betriebsrat, wie Forcher gegenüber der APA bestätigte.
(APA)
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