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Servus TV: Bestürzung in der Branche, Giftpfeile zwischen Wolf und Baumgartner

Baumgartner trauert um Servus TV und wettert gegen Wolf.
Baumgartner trauert um Servus TV und wettert gegen Wolf. ©APA/SALZBURG24
Trauer und Bestürzung machen sich in Politik und Branche zum Ende bei Servus TV breit. Auch Felix Baumgartner mischte sich in die Diskussion um den Sender von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ein und stichelt gegen seinen neuen Lieblingsfeind: ORF-Anchorman Armin Wolf.
"Berufswadlbeisser"
Wolf spottet über Baumgartner
Baumgartners Rundumschlag

Armin Wolf twitterte zum Aus von Servus TV am Dienstag klare Worte. “Jedem, der sich ein wenig mit Fernsehen auskennt, war klar, dass sich ein Sender wie Servus-TV niemals kostendeckend betreibend (sic!) lässt.” Das rief sofort Felix Baumgartner auf den Plan.

Baumgartner weist Wolf auf Rechtschreibfehler hin

Der Stratosphären-Springer, der sich in letzter Zeit immer wieder politisch äußerte, kritisierte nicht nur den Rechtschreibfehler Wolfs, sondern auch den ORF im Allgemeinen. “…Servus TV erfüllte den Bildungsauftrag zur Gänze. Das wäre eigentlich die Aufgabe des ORF, doch dieser versagt dabei seit Jahren”, meinte Baumgartner auf seiner Facebook-Seite

Das war allerdings nicht alles, was Armin Wolf zu Servus TV zu sagen hatte. “Aber schade um Servus-TV. War eine tolle Bereicherung des Fernsehmarkts”, so der ZiB2-Moderator weiter.

FPÖ und Baumgartner auf einer Linie

Besonders interessant ist die Parallele zwischen der Kritik Felix Baumgartners mit jener aus der FPÖ. Der Salzburger hatte sich zuletzt immer wieder auf die Seite der Freiheitlichen geschlagen und damit auch für Aufregung gesorgt. Die FPÖ forderte in ihrer Reaktion eine Reform der TV-Finanzierung, denn Servus TV “entspricht in seiner Programmgestaltung und seinen Inhalten in weiten Teilen deutlich mehr dem Anspruch an einen öffentlich-rechtlichen Sender als der von Zwangsgebühren genährte ORF”, wie Mediensprecher Herbert Kickl in einer Aussendung schrieb.

Trauer und Bestürzung in der Medienbranche

Medienbranche und Politik haben am Dienstag gleichermaßen bestürzt das angekündigte Aus für den Privatsender Servus TV zur Kenntnis genommen. RTR-Medienchef Alfred Grinschgl sprach von einem Verlust, der Verband Österreichischer Privatsender sah ein “Alarmsignal” für die Medienpolitik. Die Mediensprecher von SPÖ und ÖVP äußerten Bedauern, die Opposition forderte Reformen.

Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien der RTR-GmbH, verlieh seiner “Bestürzung” Ausdruck. “Servus TV war ein privates Fernsehprogramm, das mit inhaltlich und technisch hochwertigen Produktionen in erheblichem Maß zum public value auf unserem TV-Markt beigetragen hat”, schrieb er in einer Aussendung. “Die Einstellung des Programms ist ein erheblicher Verlust für die österreichische Medienlandschaft. Wir denken dabei aber auch an die vielen Mitarbeiter, die sich mit Herzblut für das Programm eingesetzt haben.”

Ernst Swoboda, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP), reagierte “schockiert” und betonte, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen “massiv die Entwicklung eines wirtschaftlich tragbaren, privaten Rundfunkmarkts” behinderten. Der Sender habe “hochqualitative, teilweise öffentlich-rechtliche Inhalte privat finanzieren” müssen, und sein Ende sei nun die “bittere Konsequenz” einer Medienpolitik, die den ORF zugleich “mit Gebühren Kommerz‐TV” betreiben lasse.

“Wirklich bedauerlich” findet SPÖ-Mediensprecher Josef Cap die angekündigte Einstellung. Die Fernsehmacher hätten sich “wirklich bemüht” und einen “gut gemachten Kanal” produziert, sagte er im APA-Gespräch. Nun würden “hoch qualifizierte Mitarbeiter” ihren Job verlieren und “natürlich die Breite des Angebots eingeschränkt”.

“Österreich verliert qualitätsvollen Sender”

ÖVP-Mediensprecher Peter McDonald bezeichnete das Aus für Servus TV als “sehr schade für die österreichische Medienlandschaft”, hieß es in einem Statement. “Österreich verliert damit einen Sender, der durch qualitätsvoll aufbereitete Inhalte, aber auch Nischenprogramme eine große Bereicherung dargestellt hat.”

Auch NEOS-Mediensprecher Niko Alm findet, die Servus-Einstellung sei Anlass, über die Gebühren nachzudenken. Er sei “natürlich nicht erfreut, wenn ein privater Anbieter von öffentlich-rechtlichen Inhalten, ein Medium weniger im Markt angiert”, meinte er auf APA-Anfrage. “Das zeigt einmal mehr, dass man darüber nachdenken muss, ob man nicht die Förderung öffentlich-rechtlicher journalistischer Inhaltsproduktion anders aufstellt als auf einen Öffentlich-Rechtlichen zu konzentrieren.” Das Team Stronach forderte in Person von Mediensprecher Christoph Hagen ebenfalls ein “Umdenken” bei der ORF-Finanzierung.

“Servus TV hat sich am heimischen Fernsehmarkt etabliert”

Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat die bevorstehende Schließung von ServusTV als “schmerzhaft” bezeichnet. Er sei “betroffen” ob dieser “Schwächung des dualen Rundfunksystems”, erklärte er am Dienstag in einer Aussendung. Der Grüne Mediensprecher Dieter Brosz forderte eine Diskussion über die Förderung von öffentlich-rechtlichem Content.

Ostermayer zeigte sich bestürzt: “Servus TV hat sich in den letzten Jahren am heimischen Fernsehmarkt etabliert und die Medienlandschaft in Österreich mit seinen vielfältigen Sendeformaten bereichert.” Die Einstellung schwäche den dualen Markt und koste viele Mitarbeiter den Job, die “mit viel Engagement und Einsatz der Arbeit für ihren Sender nachgegangen sind”. Zugleich verwies der Minister auf bestehende “Maßnahmen wie die Privatrundfunk-Förderung”, mit der man die Sender zu stärken suche.

Offensichtlich nicht ausreichend, meinen die Grünen. Ihr Mediensprecher Dieter Brosz sieht nun als belegt, “wie dringend es auch für öffentlich-rechtliche Inhalte bei Privaten bessere Förderung braucht”. Servus TV habe die Latte hoch gelegt, “am Programm konnte man den hohen Qualitätsanspruch bemerken”.

(SALZBURG24/APA)

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