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Self/less - Der Fremde in mir - Trailer und Kritik zum Film

Es ist der große Menschheitstraum: Das ewige Leben. Für den Industriegiganten Damian Hale (Ben Kingsley) könnte er Realität werden.

Gerade einmal 250 Millionen Dollar kostet es ihn, seinen Geist, seine Seele, seine Persönlichkeit – quasi sein bewusstes Ich – in einen anderen Körper zu übertragen. In einen jungen gesunden Körper, heraus aus seiner sterbenden, vom Krebs zerstörten Menschenhülle.

Self/less – Der Fremde in mir  – Geschichte

Alles ethisch korrekt, alles moralisch sauber, verspricht der dennoch im Geheimen arbeitende Wissenschafts-Unternehmer Albright (Matthew Goode). Bei den jungen, kraftstrotzenden Wirtskörpern handelt es sich angeblich um Ware aus dem Reagenzglas, schlichte Laborzüchtungen. Doch kann das wirklich sein? Die Suche nach der Wahrheit im Actionthriller “Self/Less – Der Fremde in mir” (ab Freitag im Kino) wird für den als Edward (Ryan Reynolds) wiedergeborenen Damian zu einem packend-rasanten Kampf ums Überleben.

Dabei wäre es doch nur gerecht, wenn ein so brillanter Kopf weiterleben könnte. Oder? Warum sollen die großen Geister von dieser Welt gehen, nur weil ihre Körper zerfallen? Wenn sie weiter der Gesellschaft dienen können, kommt das doch allen zugute. So rechtfertigt Albright – ein moderner Dr. Frankenstein – das ebenso zwielichtige wie lukrative Geschäft mit dem sogenannten Shedding.

Allzu viel wissenschaftsethische Problematisierung darf man an dieser Stelle nicht erwarten. Die Debatten um menschliches Klonen oder Präimplantationsdiagnostik bilden zwar den Hintergrund dieses Sci-Fi-Thrillers, mehr aber auch nicht. Es geht primär um Action und Spannung, beides gelungen.

Self/less – Der Fremde in mir – Kritik

Und warum überhaupt ethische Bedenken? Im Prinzip könnte der im Business recht skrupellose Damian sein neues Leben als Edward voll genießen: Geld, Partys, schnelle Autos und Sex im Überfluss – der Pakt mit dem Teufel schmeckt reichlich süß. Wären da nicht diese fast schon Faust’schen Selbstzweifel: Woher kommen seine eigenartigen Visionen? Oder sind es Flashbacks aus einem früheren Leben? Vielleicht dem Leben des Wirtskörpers? Und warum muss er ständig diese Pillen schlucken, um die Visionen zu unterdrücken? Was verheimlicht der smart-kalte Albright?

Ein zeitgenössisch unterkühlter Look, schnelle Schnitte, krachende Action und eine packende Story: Regisseur Tarsem Singh (“The Cell”) liefert mit “Self/Less – Der Fremde in mir” einen überzeugenden Actionthriller. Ein knackiger Ryan Reynolds, changierend zwischen knallhartem Actionstar und verzweifelndem Weltenretter, sowie Ben Kingsleys eindringlicher Kurzauftritt komplettieren den guten Gesamteindruck.

Lediglich das sehr glatte Hollywood-Ende – tatsächlich: blauer Himmel und weißer Sand – ist etwas schade. Ein wenig mehr Rätselhaftigkeit, einige lose Enden oder einfach nur ein Zweifel am Paradies hätten dem Film deutlich mehr Tiefe verliehen – so wie beim brillanten Leonardo-DiCaprio-Thriller “Inception”. Doch auch ohne doppelten Boden ist “Self/Less – Der Fremde in mir” zwei Stunden gute Kino-Unterhaltung, die vielleicht sogar einige Fragen zum ewigen Menschheitstraum aufwirft.

(APA)

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